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freund & helfer - immer wieder gern



Das Erbe des Verbrechens: Deutsche Polizisten regeln im Oktober 1940 in Gailingen die Deportationen von Juden Foto: BPK - TAZ v. 18.07.2019 (click here)

VON SVEN DEPPISCH

Die junge Polizistin ist den Tränen nah, als sie im Unterricht für Polizeigeschichte erfährt, dass ihre Vorgänger in Uniform massenhaft Zivilisten umgebracht haben. Die Klasse mit 30 angehenden Kommissaren des bayerischen Staates bekommt hier in ihrer Ausbildungsstätte im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg zum ersten Mal Dinge zu hören, die seit Langem bekannt, aber nicht Allgemeinwissen sind: Mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begannen Polizisten, mit polizeilichen Methoden systematisch wehrlose Menschen zu töten. Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis: Die uniformierte Staatsgewalt beteiligte sich an der Ermordung von über zwei Dritteln aller jüdischen Opfer, wobei sie selbst etwa eine Million Menschen direkt erschoss. Ohne die Polizei wäre der Holocaust nicht möglich gewesen.


Quelle: Deutsches Historisches Museum DHM | DIE WELT 2011 - Requist aus der Ausstellung "Ordnung und Vernichtung - Die Polizei im NS - Staat" vom 1. April bis zum 31. Juli 2011 im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen.


Dieser erschütternde Befund zur Rolle der Polizei im „Dritten Reich“ scheint all jene zu bestätigen, die glauben, dass der „Freund und Helfer“ heute noch auf dem „rechten Auge“ blind sei. Skandale der jüngsten Vergangenheit geben ihnen anscheinend recht: So wird ein Frankfurter Polizist verdächtigt, 2018 einer türkischstämmigen Rechtsanwältin in der Mainmetropole Drohfaxe geschickt zu haben, von denen zumindest eines mit „NSU 2.0“ unterschrieben war. Mit Kollegen soll er sich auch in einer Chatgruppe befunden haben, in der Hitlerbilder und Hakenkreuze kursierten. Wegen des Verdachts auf Rechtsextremismus wird allein in Hessen gegen insgesamt 38 Beamte ermittelt. Auch mehrere Münchner Polizisten machten im März 2019 von sich reden, weil sie über WhatsApp antisemitische Videos geteilt hatten. Eine Gruppe von ehemaligen und aktiven Elitebeamten aus Mecklenburg-Vorpommern hortete Unmengen an Munition aus den Beständen des Landeskriminalamts. Sie erstellten Listen mit unliebsamen Politikern, die sie offenbar bei einer Staatskrise am „Tag X“ liquidieren wollten.

Polizeiposten - Illustrierendes Symbolfoto aus: "Erna's Story" - Euthanasiemord Erna Kronshage


Für solche besorgniserregenden Zustände werden allerhand Gründe ins Feld geführt: eine tendenziell eher konservativere Grundhaltung von Polizeibeamten, Überforderung durch viele Überstunden und Personalmangel, negative Erfahrungen mit Ausländern, steigende Gewalt gegenüber Polizisten. Doch damit lassen sich derartige Auswüchse nicht erklären – und rechtfertigen schon gleich gar nicht. Zusammen mit weiteren Missständen, Einsatz- und Ermittlungspannen legen die oben genannten Vorfälle eher den Schluss nahe, dass etwas mit dem Geist in der deutschen Polizei nicht stimmt. Befinden sich aber deshalb gleich alle rund 300.000 Beamten bundesweit in einer politisch-moralischen Krise? Keineswegs!

Ein Blick in die Vergangenheit

Als Dozent für Polizeigeschichte spreche ich mit den angehenden bayerischen Kommissaren auch über aktuelle Skandale in der Polizei und stelle sie in einen historischen Kontext – soweit es die knapp bemessene Zeit zulässt. Die Reaktionen zeigen, dass das Verhalten ihrer Berufsgenossen auch für sie unfassbar ist. Von der Weimarer Demokratie bis in die Bundesrepublik liefert der Unterricht einen Überblick über die häufig unrühmliche Geschichte der deutschen Polizei – seit Frühjahr 2018 ein Novum im Freistaat. Im Zentrum steht die Rolle der Polizei im Natio­nalsozialismus. Dabei spielen sich in jedem Semester nahezu die gleichen Szenen ab: In meinen Klassen sitzen etliche Studenten, die anfangs recht amüsiert sind und kichernd miteinander tuscheln. Wahrscheinlich denken sie sich: „Jetzt will ausgerechnet ein Historiker uns Polizisten etwas über die Polizei erzählen!?“

Dementsprechend nehmen einzelne die Lehrveranstaltung zunächst auf die leichte Schulter, während die Mehrheit ihrer Kommilitonen gespannt ist, was auf sie zukommt. Es ist ein Rendezvous mit der Vergangenheit ihrer eigenen Institution. Deren Beteiligung am Holocaust ist ein elementarer Teil des Unterrichts. Dieser zielt aber keineswegs darauf ab, den künftigen Führungskräften der Polizei einen Kulturschock zu verpassen. Er wirft schlicht wichtige Fragen auf: Wie wurde die Polizei zu dem, was sie heute ist? Welche Lehren kann ich aus der Geschichte ziehen? Ist das alles längst vergangen oder hat das auch etwas mit mir zu tun? Wie hätte ich mich in der jeweiligen Situation verhalten? Hätte ich mitgeschossen oder mich dagegen entschieden?

In der Theorie ist jeder Polizist ein Musterdemokrat – zumindest, wenn es nach der Exekutive selbst geht

Als Polizeihistoriker befasse ich mich schon seit vielen Jahren mit Fragen rund um die dunkle Vergangenheit der deutschen Staatsgewalt. In meiner Doktorarbeit untersuchte ich anhand der Polizeischule Fürstenfeldbruck, an der ich heute ebenfalls unterrichte, wie die Nationalsozialisten die Führungskräfte der Ordnungspolizei ausbildeten und welche Folgen das hatte. Hunderte Männer aus ganz Deutschland und Österreich besuchten in der oberbayerischen Bildungsstätte spezielle Lehrgänge, aus denen sie als Polizeioffiziere hervorgehen sollten. Diese Kurse zielten besonders darauf ab, sie auf ihren Kriegseinsatz und vor allem auf den Kampf gegen „Banden“ vorzubereiten. Erschreckend viele Schüler, aber auch Lehrer und sogar Schul­leiter verübten in den besetzten Gebieten zahlreiche Gräueltaten an Juden und anderen Opfern. Ihre Taten reichten von Massenerschießungen über Sexualverbrechen an Kindern bis zur Vernichtung ganzer Dörfer.

Radikalisierung in Grüppchen

Für meine Studenten ist das kein leicht verdaulicher Lehrstoff; und sie reagieren ganz unterschiedlich. Die einen lassen den Unterricht über sich er­gehen, verfolgen ihn teilnahmslos und fragen sich wohl bis zum Schluss, was ihnen das eigentlich bringen soll. Andere zeigen sich deutlich interessierter: durch aktive Mitarbeit, Wortbeiträge und Nachfragen. Mehrfach kamen einzelne auf mich zu, um mir für den Unterricht zu danken. Junge Polizisten reagieren also durchaus engagiert, wenn sie von der mörderischen Historie ihres Dienstherrn erfahren – und das ist keineswegs selbstverständlich. Denn schließlich sind sie Nachfolger der einst eben hier im nationalsozialistischen Ungeist unterrichteten Offiziersanwärter. Seither hat sich die Mentalität innerhalb der Polizei enorm zum Guten gewandelt. Sie bemüht sich sehr darum, ihren Angehörigen demokratische Werte zu vermitteln. In der Theorie ist jeder Polizist ein Muster­demokrat – zumindest, wenn es nach der Exekutive selbst geht. Für die absolute Mehrheit der uniformierten Staatsdiener trifft das auch zu.

Die Praxis zeigt jedoch auch, dass sich einzelne Beamte nicht so verhalten, wie man es von Demokraten in Uniform erwarten muss. Im Gegensatz zu den von ihrer Institution vorgegebenen Normen pflegen sie eine inoffizielle Polizistenkultur, die wesentlich durch eigene Erfahrungen im Einsatz und die Kameradschaft geprägt wird. Schlimmstenfalls bilden sich so Grüppchen innerhalb der Polizei, die sich gemeinsam radikalisieren und ein übersteigertes Freund-Feind-Denken entwickeln. Werden einzelne meiner Studenten irgendwann einmal auch zu ihnen zählen? Obwohl ich es mir nur schwer vorstellen kann, wird es die Zeit zeigen. Als angehende Führungskräfte der bayerischen Polizei werden sie nicht zuletzt für das Befinden ihrer Untergebenen verantwortlich sein und solche Vorgänge zu verhindern haben. Jeder von ihnen hat es in der Hand, an den künftigen Kapiteln der Polizeigeschichte mitzuschreiben. Im Rahmen seiner Möglichkeiten kann jeder Einzelne für sich bestimmen, wie diese aussehen sollen. Die Vergangenheit zeigt, welche katastrophalen Folgen es haben kann, wenn Polizisten ihre Macht missbrauchen, Befehle blindlings befolgen und ihre Karriere über Menschenleben stellen. Dahingehend müssen die Gesetzeshüter von heute und morgen sensibilisiert werden.

Quelle: Deutsches Historisches Museum DHM | DIE WELT 2011 - Requist aus der Ausstellung "Ordnung und Vernichtung - Die Polizei im NS - Staat" vom 1. April bis zum 31. Juli 2011 im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen.


An ihren Lehranstalten dominieren jedoch andere Themen, die Geschichte ihrer Institution kommt in der Ausbildung viel zu kurz. Ein Allheilmittel ist sie nicht. Wer sich als Gesetzeshüter mit ihr auseinandersetzt, ist nicht davor gefeit, politisch abzudriften, selbst gegen das Gesetz zu verstoßen und eine Gefahr für Bürgerinnen und Bürger zu werden, statt sie zu schützen. Aber die Erinnerungskultur muss gerade innerhalb der Polizei intensiver gepflegt werden, um ihre Angehörigen und damit auch uns so gut wie nur möglich davor zu bewahren, selbst zum Gegenstand weiterer dunkler Kapitel ihrer Geschichte zu werden.

  • Sven Deppisch studierte Geschichte und Politische Wissenschaft an der LMU in München. Der promovierte Historiker arbeitet in den Bereichen Redaktion und Marketing und ist als Lehrbeauftragter an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern – Fachbereich Polizei tätig.

... und lies hier und hier

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im sogenannten 3. reich war es ja nicht so ganz weit her mit der trennung von legislative, judikative und exekutive, wie es noch in der weimarer republik vielleicht gang und gäbe war. 

die polizei war rasch miteinbezogen in ss-operationen und als gestapo und fungierte bei der begleitung von deportationszügen und auch bei fingierten zwangseinweisungen - und fühlte sich auch bemüßigt bzw. hatte keine andere wahl als hier und da hand und pistole anzulegen bei liqudierungen in kz's und vernichtungsstätten oder bei der eindämmung von bevölkerungswiederständen in den besetzten gebieten. 

dieses mit-wirken im ns-staat ist bis heute in gänze noch längst nicht aufgearbeitet. und von einem angemessenen akt des bedauerns oder der gedenk- und erinnerungskultur des polizeiapparates, wie er zum beispiel bei ärzte-organisationen und kranken"pflege"personal und teilweise ja auch bei der wehrmacht hier und da aufblitzen und zum beispiel mit denk- und mahnmalen be-greifbar manifest werden, ist mir kein bleibendes ereignis in erinnerung - aber das alles wären sicherlich prophylaktische maßnahmen gegen eine ungute entwicklung, wie er sich hier und da bereits abzeichnet(e). 

dazu wären ja inzwischen neben den bundespolizeiapparaten hauptsächlich wohl maßnahmen der länderinneministerien und der landschaftsverbände vonnöten. und für mich würde dazu auch eine umfassende regional umgrenzte wissenschaftliche aufbereitung und auswertung der sogenannten "sozialakten" aus dieser zeit zählen, wie er sicherlich noch in vielen archiven unterschiedlicher provenienz und ebenen vorhanden ist - zumindest sollte man dafür entsprechende forschungsprojekte ausloben: es gibt noch viel zu tun ...



uralt werden - aber immer man "la paloma" pfeifen

Medikament gegen das Alter

sinedi°photographie

"Wer ewig lebt, macht keinen Platz für andere"

Wollen wir eine Welt, in der Millionen hungern und andere steinalt werden? Gäbe es eine Pille gegen das Alter, wäre die Welt ungerechter, sagt Ethiker Peter Dabrock.

Interview: Jakob Simmank und Ulrich Bahnsen | DIE ZEIT

Das Altern aufhalten, ja sogar rückgängig machen – den Menschen verjüngen durch ein paar Medikamente? Das, was Forscher eines Biotech-Unternehmens in den USA an neun Männern geschafft haben wollen, klingt sensationell. Aber auch unheimlich. Es wird weitere Forschung brauchen, um zu belegen, ob dieser kleine Versuch das Zeug zum Jungbrunnen hat. In jedem Fall aber wirft diese Studie schon jetzt große ethische Fragen auf. Wir haben sie mit dem Ethikrat-Vorstand Peter Dabrock diskutiert.

ZEIT ONLINE: Gesetzt den Fall, die Medizin hätte tatsächlich ein verträgliches Mittel gefunden, die biologische Uhr zurückzudrehen. Das Altern also durch Medikamente zu bremsen oder gar umzukehren. Wäre es vertretbar, so eine Jungbrunnen-Arznei auf den Markt zu bringen?

Peter Dabrock: Schauen wir erst mal, ob sich die Ergebnisse aus der aktuellen Studie bewähren. Weder die Presse noch wir Ethiker sollten jetzt einem Hype aufsitzen. Sollte sich die Therapie jedoch als wirksam erweisen, halte ich es dennoch für wenig erstrebenswert und unklug, sie zu nutzen.

ZEIT ONLINE: Heißt das, Sie würden die Forschung daran oder zumindest die Zulassung so einer Arznei verbieten wollen?

Dabrock: Nur, weil man etwas nicht gutheißt, muss man es ja nicht gleich verbieten. Aber mir fallen gute Gründe ein, ein solches Mittel – selbst wenn es sicher und wirksam wäre – nicht einzuführen.

ZEIT ONLINE: Was sollte dagegensprechen, dass Menschen mit Medikamenten ihr Leben verlängern?

Dabrock: Das Problem ist, dass hier entgegenstehende ethische Ansprüche aufeinanderstoßen: Einerseits ist es geboten, Leben zu schützen, Krankheiten zu bekämpfen und vorzeitige Todesfälle zu verhindern. Manche Bioethiker wie John Harris sagen, dass auch die Lebensverlängerung eine Form der Lebensrettung ist. Zudem sollte die Autonomie von Menschen respektiert werden, die eine solche Behandlung in Anspruch nehmen wollen. Andererseits wirft jegliche Technik, die das Leben der Menschen deutlich verlängert, Fragen der sozialen und Generationengerechtigkeit auf.



ZEIT ONLINE: Welche denn?

Dabrock: Es wäre schon sehr schräg, wenn in einer Welt, in der noch immer mehr als 800 Millionen Menschen Hunger leiden und viele nicht einmal eine Lebenserwartung von 50 Jahren haben, andere plötzlich 150 oder 200 würden. Das wäre eine exorbitante Ungerechtigkeit.

ZEIT ONLINE: Das Problem, dass nicht alle Zugang dazu hätten, ist verständlich. Aber warum wäre es auch ungerecht für nachfolgende Generationen?

Dabrock: In jeder Gesellschaft geht es um Gestaltungsmacht. Schon heute gibt es – jedenfalls in Ländern mit einer demografischen Entwicklung wie in Europa – einen Streit zwischen einer, plakativ gesagt, "Politik der alten weißen Männer" und den Interessen und Forderungen der jüngeren Generation. Die einen wollen sich abschotten, die anderen kämpfen um ihre Zukunft. Würden Menschen noch älter, würden diese Spannungen zwischen Jung und Alt exponentiell wachsen.

ZEIT ONLINE: Aber die Jüngeren könnten doch dann auch länger leben, hätten also auch länger Zeit, die Welt mitzugestalten. Wo wäre das Problem?

Dabrock: Generationen müssen sich ablösen können, um die produktive Spannung in einer Gesellschaft zu erhalten. Sonst kommt es zu einem Verlust an Kreativität, gesellschaftlicher Dynamik, Lernbereitschaft und Fortschritt und letztlich zu einer statischen Gesellschaft. Wer ewig lebt, macht keinen Platz für andere. Auch ich selbst denke darüber nach: Ich bin fast acht Jahre im Vorstand des Ethikrates und seit fast vier Jahren Vorsitzender. Ich ahne, sagen zu können, warum es gut ist, dass man nicht allzu lang in bestimmten Verantwortungspositionen bleibt.

ZEIT ONLINE: Und zwar?

Dabrock: Diese Aufgaben erfordern viel Arbeit, Kraft und Zeit. Es besteht die Gefahr, dass man sich dabei abnutzt und gleichzeitig klopfen, wie wir es jetzt bei der Fridays-for-Future-Bewegung sehen, junge Menschen an die Tür und sagen: Wir wollen auch Verantwortung übernehmen. Ich finde das gerecht und gut.

ZEIT ONLINE: Die Lebensverlängerung ist ja auch eine ökologische Frage: Je mehr Menschen auf der Erde leben, desto größer der CO2-Abdruck der Menschheit.

Dabrock: Die Befürworter einer extremen Langlebigkeit sagen: Das könne man managen, indem man den Generationenwechsel verschiebt. Mithilfe von Social Freezing könnte man die Phase, in der Frauen Kinder bekommen, ausdehnen. Außerdem, sagen sie, werden sich Sexualität und Reproduktion weiter entkoppeln. Das würde die ökologischen Probleme beheben, weil die Zahl der Menschen auf der Welt nicht oder nur wenig steigen würde.

ZEIT ONLINE: Sie meinen eine rigorose Geburtenkontrolle?

Dabrock: Ja, das würde nur funktionieren, wenn man mit starken Regeln in das Leben des Einzelnen eingreift. Man erkauft sich die Lebensverlängerung mit hoher Wahrscheinlichkeit also mit einer Art überstaatlicher Gesundheitsdiktatur. Kurzum: Die deutliche Verlängerung der Lebensspanne würde wahnsinnig viele Probleme schaffen. Es wäre also klüger, sich nicht darauf einzulassen.

ZEIT ONLINE: Gleichzeitig könnte sie unsere persönliche Freiheit radikal erhöhen, oder?

Dabrock: Ob es unsere Freiheit erweitert oder ob es sie einschränkt, wenn wir künftig den Zeitpunkt des Lebensendes selbst festlegen müssen, kann man nun wirklich bezweifeln. Wenn wir das Leben der Menschen deutlich verlängern würden, gerieten wir in eine Gesellschaft, in der Ressourcen noch umkämpfter werden. Menschen müssten sich dann womöglich noch stärker für jegliche Form "beschädigten" Lebens rechtfertigen als heute. Ein Beispiel: Wäre ein Depressiver in so einer Gesellschaft noch tragbar? Ich glaube, über sein Ende oder Nicht-Ende Rechenschaft ablegen zu müssen, ist einer der größten Freiheitsverluste, die man sich vorstellen kann.

ZEIT ONLINE: Warum?

Dabrock: Weil es am Ende in einer Dialektik der Aufklärung sogar dazu führen könnte, dass man sich für das rechtfertigen muss, von dem ich glaube, das es unser Leben lebenswert macht: Dass wir alle auf die eine oder andere Weise beschädigt, vulnerabel und endlich sind. Um die Freiheit derjenigen, die bereits leben, derart drastisch zu steigern, muss eine Gesellschaft an anderer Stelle extrem reglementieren: im Hinblick darauf, wann wer Kinder kriegen darf und im Hinblick auf Suizid und Euthanasie. Das kann nicht gut sein.

ZEIT ONLINE: In Ordnung. Kommen wir noch mal darauf zurück, dass – gäbe es so eine Therapie – sie vermutlich schon aus finanziellen Gründen nur bestimmten Menschen zugänglich wäre. Könnte unsere Gesellschaft das hinnehmen? Oder wie könnte man gegensteuern?

Dabrock: Auch diese Frage ist nicht kontextfrei. Um sie zu beurteilen, müsste man erst fragen, ob die Lebensverlängerung spätere Generationen ihrer Chancen beraubt. Und man muss klären, was einem Menschen durch die Behandlung genau ermöglicht wird. Wenn man beispielsweise beobachtet, dass diejenigen, die ein ganz langes Leben erwarten können, eine viel längere Ausbildung durchlaufen und alle Eliteschulen dieser Welt besuchen, um dann erst mit 50 in eine Spitzenposition zu kommen. Wenn sie diese dann auch noch Jahre innehätten, sodass andere nicht mehr an der Gestaltung der Gesellschaft teilnehmen können, wäre das ein Gerechtigkeitsproblem, das durch die Gesellschaft behoben werden müsste.
"Irgendwann stößt das Streben, über sich hinauszugehen, an Grenzen."
ZEIT ONLINE: Die natürliche Lebenserwartung betrug im Jahr 1860 weltweit ungefähr 40 Jahre. Durch medizinische Eingriffe sowie die Verbesserung der sanitären Verhältnisse und der Ernährung hat sie sich im Durchschnitt verdoppelt. Warum sehen wir das Zurückdrehen der biologischen Uhr nicht einfach als Fortsetzung dieser Entwicklung?

Dabrock: Das ist ein wichtiger Punkt – obwohl es auch im Mittelalter schon Menschen gab, die 80 Jahre alt wurden. Die menschliche Lebensspanne changiert zwischen einem soliden biologischen Rahmen und dem Versuch, sich selbst zu übersteigern und den Rahmen auszudehnen. Durch religiöse Praxis versucht der Mensch, sich in ein Jenseits hineinzutranszendieren, mit den Göttern eins zu werden oder zu ihnen heimzukommen. Vor allem seit der Neuzeit und Moderne versucht der Mensch, sein Leben aber auch auf der Erde auszuweiten, also zu verlängern. Gerade für Menschen, die für sich nicht die Hoffnung hegen, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht, ist das völlig legitim.

ZEIT ONLINE: Aber?

Dabrock: Gleichzeitig wird er aber merken – das hat Jürgen Habermas während der ersten Gentechnikdebatte Anfang der Zweitausender erstmals vorsichtig zur Debatte gestellt –, dass das Streben, über sich hinausgehen zu wollen, irgendwann an natürliche und gesellschaftliche Grenzen stößt. Ich glaube, dass es einen Punkt gibt, an dem die Lebensverlängerung umschlägt, und man sich eingestehen muss: Das tut weder mir noch der Gesellschaft gut. Und ich sollte mich mit meiner Endlichkeit versöhnen.

ZEIT ONLINE: Befürworterinnen und Befürworter der Lebensverlängerung sagen, dass sie dafür sorgt, dass die krankheitsbelastete Lebensphase vor dem Tod eines Menschen komprimiert wird. Das könnte unsere durch Überalterung massiv belasteten Gesundheitssysteme retten. Wie sehen Sie das?
Dabrock: Sie sprechen von einer Lebensverlängerung von vielleicht zehn Jahren, die sozial gestaltbar ist. Ich glaube, sie könnte sogar ein Impuls sein, um über Lebensgestaltung und Lebensarbeitsbiografien nachzudenken. Momentan halten wir das aus dem letzten Jahrhundert stammende Rentenmodell aufrecht, obwohl wir wissen, dass wir das eigentlich nicht mehr können. Wir müssen neue Lebensmodelle für ältere und alte Menschen finden, die soziale Arbeit, Familienarbeit und Gemeinwohlarbeit beinhalten.

ZEIT ONLINE: Der britische Philosoph Stephen Cave spricht vom Sterblichkeitsparadox: Das menschliche Gehirn sei nicht in der Lage, sich ein Weiterleben nach dem eigenen Tod vorzustellen, ohne zumindest beobachtend daran teilzunehmen. Dieses Paradox lösen wir, indem wir Religionen erfinden, die Weiterexistenzversprechungen machen. Wenn wir eines Tages das Altern nicht mehr fürchten müssen, brauchen wir dann noch Religionen?

Dabrock: Auch ohne die Erfüllung meiner religiösen Hoffnungen auf ein Jenseits kann ich mir vorstellen, dass das Leben nach meinem Tod ohne mich weitergeht. Aber Religion ist ja nicht nur eine Vertröstung auf ein Jenseits, sie ist auch eine Kontingenzbewältigungspraxis. Sie hilft, die Nicht-Notwendigkeit alles Bestehenden, mit der wir tagtäglich konfrontiert sind, zu ertragen: Hier zerbricht eine Ehe, da stirbt ein Kind, dort gibt es ein Erdbeben. Aufgabe der Religion ist es, Sinn in lauter Unsinn zu sehen und zu vermitteln: Es geht weiter, ich gehe nicht unter. Und diese Rolle kann kein dauerhaftes irdisches Leben einnehmen.

Aufgabe der Religion ist es, Sinn in lauter Unsinn zu sehen und zu vermitteln. 
Peter Dabrock, Ethiker und Theologe

ZEIT ONLINE: Der männliche Körper galt in der Medizin lange Zeit als Norm, was Frauen noch heute spüren. Auch die bisherige Behandlung zur Lebensverlängerung wurde nur an Männern erprobt. Einer der zentralen Wirkstoffe wirkt im männlichen Körper anders als im weiblichen. Nehmen wir einmal an, die Behandlung würde bei Männern deutlich besser wirken. Ändert das ihre ethischen Überlegungen?

Dabrock: Die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen ist eines der großen Ungleichheitsprobleme im Gesundheitsbereich und damit ein gesellschaftliches Problem. Und wenn eine Maßnahme das noch verstärken würde, wäre es ein weiteres Indiz dafür, dass sie der Gesellschaft als Ganzes nicht guttut.

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das leben ist schön - und erst gestern hatte ich erst mal wieder geburtstag - aber ständig mit einem haufen chemie im körper herumlaufen, die abgeblich meine thymus-drüse wieder in gang setzt, möchte ich auch nicht älter werden als üblich.

meine frau arbeitet in einem altenheim, und erzählt mir, wie die dortigen senioren ab einem gewissen zeitpunkt sagen: genug ist genug - ich will nicht mehr - und manche haben scheinbar eine ganz natürliche "technik" entwickelt, dann auch "schluss zu machen" - wohlgemerkt, ich spreche nicht von "suizid", sondern sie nehmen sich das sterben als nächste oder baldige aufgabe vor - un gutt is ...

und wie oft ist jetzt auch bei den sogenannten "patientenverfügungen" der passus zu hören: "keine 'künstlichen' lebensverlängerungsmaßnahmen" in anspruch nehmen zu wollen ...

die drei medizin-substanzen, die künstlich von außen in ganz gewissen regelhaftigkeiten zugeführt werden müssen, um die thymus-drüse bei neun an sich gesunden männern [sic! - bei frauen testet man das erstaunlicherweise gar nicht erst...] wieder in gang zu setzen, sind ja auch nichts weiter, als vorgebliche "künstliche lebensverlängerungen", die dann letztlich zur vergreisung dieser abendländischen reichen gesellschaft führen werden, mit noch mehr flugreisen und kreuzschifffahrten unter mitführung eines medizinkoffers voller alters-doping-substanzen, die womöglich gar nicht überall zugelassen sind oder unter tropischen bedingungen anders wirken: hätte - hätte - fahrradkette...

psalm 90,10: unser leben währet siebzig jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig jahre, und wenn's köstlich gewesen ist, so ist es mühe und arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon ... - in diesem sinne - und chuat choan und nix für ungut ...

distelfalter

sinedi ° photography

es gab da in nordfriesland neulich eine regelrechte "invasion" von größtenteils nordafrikanischen distelfaltern, die sich mit dem wind diese über 1.000 - 2.000 kilometer bis in unsere nördliche gefilde tragen lassen ... - und sogar das mittelmeer unbeschadet überqueren ... da kann der italienische außenminister ganz ruhig bleiben ...

IN REAL LIFE . OLAFUR ELIASSON




ein genaues physikalisches und biologisches wahrnehmen und ein abstimmen dieser phänomene aufeinander benötigt es, um die kunst des olafur eliasson zu entwickeln und zu installieren.
diese kunst genießen ist immer ein augenschmaus und ein "trip" ganz ohne jede halluzinogene substanzen - sondern mitten ins leben - "in real life".


und ein ttt-beitrag aus 2014 zum gleichen thema

wir sind nicht gebrochen - nur gebogen



Pink-Konzert in Berlin 

Von Nadine Lange | Tagesspiegel

Die amerikanische Popsängerin Pink gibt ein fulminantes Konzert in Berlin. Ihr Besuch beim Holocaustmahnmal löst eine Diskussion auf Instagram aus.




In Berlin sind sogar Popstars manchmal einfach nur Touristinnen. So wie Pink, die mit ihrer Familie am Wochenende zu Besuch war. Sie schaute sich unter anderem das Holocaustmahnmal an, wo ihre beiden Kinder zwischen den Stelen herumrannten. Ein Foto davon veröffentlichte die Sängerin auf Instagram, und bekam neben sehr viel Zuspruch auch ein paar negative Kommentare. Das Mahnmal sei kein Ort zum Versteckspielen für Kinder.

Pink reagierte darauf, indem sie neben dem Bild erklärte, dass die Kinder genau wie sie selbst und die gesamte Familie ihrer Mutter jüdisch seien. Der Schöpfer des Denkmals glaube daran, dass Kinder einfach Kinder seien. 
„Und für mich ist das eine Feier des Lebens nach dem Tod.“

Dasselbe lässt sich über das Konzert sagen, das Pink einige Stunden später im Olympiastadion gibt. Den Nationalsozialisten, die den Bau in den 30er Jahren errichten ließen, hätte es sicher überhaupt nicht gefallen, dass darin acht Jahrzehnte später eine jüdische Sängerin für rund 60.000 Menschen zwei Stunden lang ein triumphales Spektakel veranstaltet. Dass diese Frau mit dem wasserstoffblonden Kurzhaarschnitt, die Stadt auch noch für ihre Diversität und Inklusivität sowie ihre Streetart lobt, wohl ebenso wenig.

Pinks Ehemann taucht immer mal wieder in ihren Videos auf. Etwa in ihrem mit mehr als einer Milliarde Klicks am häufigsten angesehenen Youtube-Clip „Just Give Me A Reason“ – wieder ein von Schmerz erfüllter Song über das Ringen um die Liebe. Im Olympiastadion ist es ein Höhepunkt der ersten Konzertstunde. Schon am Klavier-Intro erkennen die Fans das Lied, sie schalten die Lampen ihrer Mobiltelefone an – ein atmosphärisches Bild in der Dämmerung. Passend dazu trägt Pink ihren Text mit maximaler Inbrunst vor, ihr Duett-Partner Nate Ruess wird auf Fernsehbildschirmen eingespielt. Gegen Ende fällt die Sängerin auf die Knie. ...




so ist das mit der gedenk- und erinnerungskultur, besonders auch, wenn kinder sich das holocaust-stelenfeld erobern - und rennen und spielen und hinter den betonklötzen versteckspielen. aber mama pink bzw. alecia beth moore, wie sie wohl im personalausweis heißt, ist ja dabei und geht als jüdin mit familie in stillem angedenken durch das stelenfeld - wie selbstverständlich - einfach so ...

und das "toben" ihrer kinder ist für sie "das feiern des lebens nach all dem tod" ...

in ihrem youtube-milliarden-song heißt der übersetzte refrain bezeichnender weise:

gib mir nur einen grund
ein kleiner reicht schon aus
es ist nur ein augenblick, wir sind nicht gebrochen, nur verbogen
und wir können lernen wieder zu lieben
es steht in den sternen
es ist in die narben unserer herzen geschrieben
wir sind nicht gebrochen, nur verbogen
und wir können lernen wieder zu lieben ...

das passt auch in gewisser weise auf ihren besuch des holocaust-stelenfeldes...

bio-denkmal - ausgerechnet im mais

Foto: AFP | NW

Bio-Denkmal für Fridays for Future
Die Klima-Aktivistin Greta Thunberg und die Bewegung Fridays for Future
gibt es neuerdings auch aus der Vogelperspektive: Der Landwirt Benedikt Lünemann
(35) aus Selm im Münsterland hat die Wörter „Fridays for Future“ und angeblich den Umriss Thunbergs als Labyrinth in ein Maisfeld eingemäht. Insgesamt benötige er „15
Stunden“ für so ein Motiv, erzählte Landwirt Lünemann. Das Motiv hat die Maße 180
mal 100 Meter. Das begehbare Labyrinth sei mehr als zwei Kilometer lang. Lünemann
gestaltet schon seit Jahren solche Labyrinthe – 2018 war der WM-Pokal das Motiv.

NW v. 15.07.2018
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ja - da waren für den landwirt die 15 stunden zusätzliche "arbeit" sicherlich sein schlechtes gewissen, weil er sich schon wieder hingegeben hat, mit mais ja eine der hochumstrittenen monokulturen auszusäen, die viele umweltbelastungen nach sich ziehen können. mit so einem "friday's-for-future"-"bio"-denkmal lässt sich da natürlich viel übertünchen und schummeln...

wenn mal aber z.b. die seite des "BUND" zur "vermaisung" unserer wiesenauen liest, kann einem trotzdem schlecht werden: click here ... : der zunehmende maisanbau, genmais und der mit der monokultur verbundene gift- und düngemitteleinsatz führt zu massiven problemen für mensch, natur und umwelt...

+ click here


sinedi2half ° blue: wer rastert der rostert nicht

ich habe in der "welt" auf der kulturseite so viel von selfies (ja oder nein) und instagram (ja oder nein) gelesen und habe dann mit meinem smartphone gespielt und mit meiner bildbearbeitung und ein paar filtern - und habe 2 halbportraits von mir zusammengesetzt... - und halte es mit dem berliner galeristen johann könig auf instagram: "ich mache keine kunst..." - ganz in äääährlich jetz ...

sinedi2half ° blue: wer rastert der rostert nicht - XXL = click here


otto malt auch für's museum


OTTO Coming Home (he kummt na Huus) from Kunsthalle Emden on Vimeo.

Otto bildschön

Die Kunsthalle Emden zeigt den Maler im Waalkes: „Coming Home - he kummt na Huus“

Von Alexandra Knief | Tagesspiegel

Es ist wohl eines der populärsten Kunstwerke überhaupt: „Nighthawks“ („Nachtschwärmer“) von Edward Hopper aus dem Jahr 1942. Drei einsame Gestalten sitzen in einer beleuchteten Bar, draußen menschenleere Straßen. Zu sehen ist das Bild aktuell in der Kunsthalle Emden. Aber Moment. Irgendetwas stimmt hier nicht. Statt rothaariger Frau sitzt ein glubschäugiges Faultier rechts an der Theke. Statt zweier Männer mit Anzug und Hut belagern ein Ottifant und ein Mann mit Zipfelmütze die Bar. Und steht da außen am Gebäude wirklich „Leber an Großhirn“?

Es ist keine Hopper-Ausstellung, die in Emden aktuell für eine gut besuchte Kunsthalle sorgt. Es ist der wohl berühmteste Bürger der ostfriesischen Stadt, der hier geehrt wird: Otto Waalkes. Die Ausstellung „Otto Coming Home - he kummt na Huus“ versammelt ein buntes Potpourri an Werken des Emder Ehrenbürgers, der in seiner einstigen Heimat seit Kurzem sogar eine eigene Ampel hat, die einen hopsenden Otto anstelle des grünen Ampelmännchens zeigt.

Neben alten Bühnenrequisiten, Fernsehbeiträgen, Fotos aus Kinder- und Jugendzeiten, Skizzen aus jungen Jahren und selbst gestalteten Schallplatten findet sich in der Ausstellung vor allem eins: jede Menge Kunst - gemalt auf Teeuntergrund mit Mischtechnik. Denn Otto ist nicht nur Komiker, Musiker und Regisseur, er hat auch Kunstpädagogik studiert - und er hat künstlerisch richtig was drauf.

In den vergangenen Jahren hat der Entertainer sich diesem Talent wieder verstärkt gewidmet, dabei sind vor allem diverse Persiflagen berühmter Gemälde entstanden. Caspar David Friedrich, Leonardo da Vinci, Pablo Picasso, Jean Baptiste August Ingres, Edvard Munch, Edward Hopper, Franz Marc, Roy Lichtenstein, Salvador Dalí, Banksy und diverse andere große Namen der Kunstgeschichte werden von Otto in seinen Bildern zitiert, kopiert, imitiert, verfremdet.

Waalkes hatte schon immer seinen ganz eigenen Humor, der zieht sich auch durch seine Kunst - neben allem Witz nicht ohne ein hohes Maß an künstlerischem Ernst: Gekonnt greift er die unterschiedlichsten Stile auf und imitiert die großen Meister auf technisch hohem Niveau. In die Bilder setzt er natürlich seine eigenen Akzente, oder um genau zu sein: seine eigenen Ottifanten. Die sind die Stars in so gut wie jedem Werk.

Da hat Jan Vermeers „Mädchen mit dem Perlenohrring“ plötzlich einen Ottifantenohrring, da wünscht sich die blonde Frau im Pop-Art-Werk Roy Lichtensteins auf einmal nichts sehnlicher als einen Plüschottifanten. Aus Munchs „Der Schrei“ wird „Der letzte Schrei“, ein Werk, das Otto selbst zeigt, kreischend, das Gesicht in die Hände gestützt, weil im Hintergrund jemand singt und Gitarre spielt, der verdächtig nach Heino aussieht. David Hockneys Poolkulisse wird zum Ottifanten-Arschbomben-Paradies, und Leonardo da Vincis „Dame mit Hermelin“ trägt in der Ottoversion ein Faultier auf dem Arm.

Auch Größen aus Film und Fernsehen treffen auf Ottos Ottifanten, darunter zum Beispiel Star-Wars-Charaktere oder Disney-Figuren. Das Bild „Breakfast At Ottili I“ zeigt Audrey Hepburn mit einem Ottifanten auf der Schulter; ein anderes Gemälde beweist, dass es Ottifanten waren, die einst Marilyn Monroes weißes Kleid nach oben pusteten, und kein Windstoß aus einem Lüftungsgitter. Und auch wenn die Idee, immer wieder kleine Rüsseltiere in weltberühmte Gemälde und ikonische Darstellungen zu schmuggeln, eine simple ist, sorgt sie bei den Besuchern mit jedem neuen Bild für ein weiteres Schmunzeln, das nicht selten in ein lautes Lachen übergeht. Langweilig wird der Witz nie. Nach jedem Ausstellungsraum freut man sich bereits auf den nächsten.

Otto weiß auch nach Jahrzehnten im Rampenlicht noch, wie es gelingt, Menschen egal welchen Alters zu begeistern. Zu seinem Geheimrezept gehört wohl, das seine Witze nie bösartig sind oder auf Kosten anderer gehen. Im vergangenen Jahr wurde der 70-jährige Ostfriese nicht nur zum Ehrenbürger Emdens ernannt, er erhielt auch das Bundesverdienstkreuz. Bilder von der Ehrung durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und auch das Kreuz selbst sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Aktuell, so vermeldet die Kunsthalle, die sich wohl vom Humor des Ostfriesen hat anstecken lassen, diskutiere man über die Ernennung Otto Waalkes' zum Weltkulturerbe. Damit stünde Otto als einziger Mensch auf der gleichen Liste wie der Kölner Dom oder das Bremer Rathaus. Absurd? Mehr als absurd. Aber bei Otto kann man nie wissen.

Bis 22. September, Kunsthalle Emden, Tel.: 04921-97 50 50, kunsthalle-emden.de


„Otto, Sittin' in the Morning Sun“ heißt dieses Bild nach Edward Hoppers Gemälde „Morning Sun“. Bei Otto fehlt natürlich auch der Ottifant nicht.Foto: Otto Waalkes












Lichtenstein oder Picasso? Für den Künstler geht es bei „Her Desire II“ und bei „Pablos Geschenk II“ vor allem darum, Ottifanten unterzubringen. Fotos: Otto Waalkes









































otto ist also nicht nur der blödel-barde, sondern er kann ja auch musizieren und sich inszenieren - und hat last not least kunstpädagogik studiert, was ihn nun mit 70 in die kunsthalle emden gebracht hat, wo er natürlich ein heimspiel hat.

und er hat auch bei seinen kunstwerken nicht etwa einfach "kopiert", sondern er hat gekonnt und sauber zumeist seinen unverwechselbaren original-marken-ottifanten mit dem pinsel überall gut platziert - ansonsten hat er die verschiedensten malstile aller kunstepochen natürlich ausgezeichnet nachempfunden, was den kult-komiker dann ja auch nicht nur als ein später geburtstags-"gag" jetzt museal und künstlerisch ehrt.

helmut schmidt hat mal im alter im fernsehen klavier gespielt - geradezu ein konzert gegeben - und otto stellt nun seine kunst im museum aus - ich meine schon: da stimmt es wieder: die politische kunst des vormaligen alt-kanzlers und auch die "blödel"-kunst von otto mit seinem ottifanten kommen wohl doch letztlich von "können". danke - otto

area 51 & 52 - ??????????????????

wenn du "area 51" googelst. stößt du auf dieses "saure-gurken-zeit"-nest von seriösen und halbseriösen infos




wenn du bei google das suchwort "area 51" eingibst, erfährst du in den artikeln verschiedener redaktionen und nachrichtenmagazine bzw. agenturen, dass ein wohl scherzhaft gemeinter facebook-aufruf zur erstürmung eines streng geheimgehaltenen areals in der nevada-wüste einen ungeheuren hype ausgelöst hat: bis zu 800.000 interessenten haben sich zu  erstürmung bereits gemeldet - und auch wenn es für die meisten sicherlich nur einer der üblichen internet-massen-#hashtags ist und eine gaudi und ein ferien-gag, scheint es für eine handvoll von menschen doch recht ernst gemeint zu sein.

sie vermuten auf dem wüstenareal nämlich aliens oder auf alle fälle hinweise auf ufos von aliens, die man dort abgeschirmt von der öffentlichkeit "gefangen" hält.

und nun wird es eben den verschwörungs-theoretikern und aliens-jägern zu bunt, sie alle wollen am 20.september zum sturmangriff auf die wüstenbasis blasen und herausbekommen, was da eigentlich "gespielt" wird.


die frage ist also meines erachtens auch, wann das bei "facebook" zum "aufruf zu einer strafbaren handlung" wird ...

die facebook-einladung zum sturm auf "area 51"


auch wenn jetzt eine sprecherin der air force mitteilt, man solle das auf jeden fall lassen - aber die streitkräfte hätten noch kein gegenkonzept entwickelt - wäre es ja vielleicht doch mal an der zeit, dass man - ohne nun bis in kleinste details zu gehen - mal veröffentlicht, was dort so streng abgeschirmt tatsächlich ist - und um welche "geheimnisse" es dort tatsächlich geht - auch um den verschwörungs-jüngern den druck zu nehmen - und klarheit zu schaffen, obwohl die auch dann wahrscheinlich sich nicht zufriedengeben würden - und weiterhin jede wenn auch plausible erklärung anzweifeln werden - frei nach pippi langstrumpf: "ich mal mir die welt - wie sie mir gefällt" bzw. wie sie für mich spannend bleibt... - und wie ich vielleicht etwas ahne - von dem andere gar nimmer nichts wissen...

nach den vernünftig verlaufenden demos beim "friday for future" wird es auch für andere interessen genügend menschen geben, die sich am 20.09. in nevada einfinden werden - nur um ein tolles smartphone-photo in die instagram-welt zu setzen... - um vielleicht "karriere" damit zu machen...

die zeitung "welt" meint ja flapsig scherzhaft in einem diesbezüglichen artikel, dort auf area 51 lagerten vielleicht all die einzelsocken, die weltweit immer mal wieder bei der wäsche verschwunden sind...

aber vielleicht hat ja auch nur in den medien "area 51" das "ungeheuer von loch ness" abgelöst, jene urviech-riesenschlange, die da in einem tümpel im schottischen hochland immer wal wieder angeblich gesichtet wurde - auch meist zur "saure-gurken-zeit" pünktlich zum allgemeinen ferienbeginn in europa.

nun - schau dir die youtube-videos an - und urteile selbst ... - aber wahrscheinlich ist es eine "ganz normale" militärische basis zum training verschiedener militärflugzeuge ...

abschied von der gesäßgeografie


Die Verhältnisse sind 
so pluralistisch und flexibel.
 Ich glaube, 
dass sich dieses uralte 
Links-rechts-Schema 
massiv abschwächt. 
Heute geht es 
um wichtige Themen 
und nicht mehr 
um die Gesäßgeografie 
des 19. Jahrhunderts, 
wie Heiner Geißler es nannte. 

Ministerpräsident Winfried Kretschmann in einem Interview mit der Welt am Sonntag, 14.Juli 2019

humor ist, wenn man trotzdem lacht .... ha ha ha

ha ha ha - ausgerechnet mark zuckerberg meint: "the future ist private."| das nennt man wohl auch "realsatire"

roseneis

sinedi . art


endlich regnet's mal wieder



also - ich finde, das ist ein smartphone-photo mit einer ganz eigenen stimmung ....

ein paar zeilen und ein buch zum zittern - aus besonderem anlass

«Siri Hustvedt, eine unserer herausragenden Schriftstellerinnen, gehört seit langem zu den brillantesten Erforschern von Gehirn und Geist. Kürzlich jedoch wandte sie ihr Forschungsinteresse sich selbst zu: Knapp drei Jahre nach dem Tod ihres Vaters, während einer Gedenkrede auf ihn, fand sie sich plötzlich von Konvulsionen geschüttelt. War das Hysterie, eine Übertragung, ein zufälliger epileptischer Anfall? 

Die zitternde Frau – provokant und amüsant, umfassend und niemals abgehoben – erzählt von ihren Bemühungen um eine Antwort darauf. So entsteht eine außergewöhnliche Doppelgeschichte: zum einen die ihrer verschlungenen Erkenntnissuche, zum anderen die der großen Fragen, die sich der Neuropsychiatrie heute stellen. Siri Hustvedts kluges Buch verstärkt unser Erstaunen über das Zusammenspiel von Körper und Geist.» Oliver Sacks

«Siri Hustvedt beweist trotz oder gerade angesichts des autobiographischen Themas einmal mehr, was für eine großartige Erzählerin sie ist.» Süddeutsche Zeitung

Die zitternde Frau: Eine Geschichte meiner Nerven
von Siri Hustvedt 
Taschenbuch, rororo 2011, 10,00 €






»Es war ein Rätsel«

Psyche  Die Schriftstellerin Siri Hustvedt litt unter Zitterattacken. Sie sagt: Es gibt Zittern bei voller Gesundheit.


Jetzt, da es das drit­te Mal in­ner­halb we­ni­ger Wo­chen pas­siert ist, wer­den ei­ni­ge Jour­na­lis­ten un­ge­hal­ten. Die Kanz­le­rin möge sich doch end­lich er­klä­ren, schreibt Bild.de, nach­dem An­ge­la Mer­kel am Mitt­woch wie­der bei ei­nem öf­fent­li­chen Auf­tritt ge­zit­tert hat, und holt zum Vor­wurf aus: »Den rich­ti­gen Zeit­punkt für den Aus­stieg scheint sie ver­passt zu ha­ben. Das un­kon­trol­lier­te Zit­tern ist ein häss­li­ches Sinn­bild da­für.« »Die Kanz­le­rin ist krank«, hat­te der »Stern« schon nach dem zwei­ten Zit­ter­an­fall ge­schrie­ben. »Da ist et­was. Mehr als sie zu­ge­ben möch­te. Ernst je­den­falls.«

Die Ein­schät­zun­gen klin­gen, als sei­en Ge­sund­heit und Krank­heit ab­so­lu­te Zu­stän­de, die den gan­zen Men­schen er­fass­ten. Als gäbe es nicht Zu­stän­de, in de­nen ein Mensch im Prin­zip ge­sund ist, aber mit ei­ner klei­nen Ein­schrän­kung zu le­ben hat.

An­ge­la Mer­kel »schweigt« auch gar nicht zu ih­rem Zu­stand, sie sagt, es gehe ihr gut, mit dem Zit­tern wer­de sie eine Wei­le le­ben müs­sen. Aus­zu­schlie­ßen, dass das wahr sein könn­te, wäre ge­nau­so naiv wie so­fort an­zu­neh­men, dass es wahr sei.

die zitternde frau hustvedt - sinedi.bildbearbeitung


Je­den­falls gibt es die­ses Phä­no­men: Zit­tern bei vol­ler Ge­sund­heit. Die New Yor­ker Schrift­stel­le­rin Siri Hust­ve­dt, 64, hat es er­lebt. Die Ro­man­au­to­rin (»Was ich lieb­te«) hat 2009 ein au­to­bio­gra­fi­sches Sach­buch pu­bli­ziert: »Die zit­tern­de Frau. Eine Ge­schich­te mei­ner Ner­ven« (Ro­wohlt; 240 Sei­ten; 10 Euro) (s.0.)

Hust­ve­dt be­schreibt, wie sie vier­mal, un­ter an­de­rem bei Re­den, am gan­zen Kör­per ge­zit­tert habe, ob­wohl sie sich ge­sund ge­fühlt habe. In ih­rem Buch sucht sie nach Ur­sa­chen.

SPIEGEL: Frau Hust­ve­dt, die Kanz­le­rin hat am Mitt­woch das drit­te Mal öf­fent­lich ge­zit­tert. Sie be­schrei­ben in Ih­rem Buch ei­ge­ne An­fäl­le, die ähn­lich wir­ken. Se­hen Sie Par­al­le­len?

Hust­ve­dt: Mir kommt es sehr ähn­lich vor. Man sieht ja bei Vor­trä­gen oft, wie die Hän­de von Red­nern zit­tern, aber bei der Kanz­le­rin zit­tert der ge­sam­te Kör­per – es ist üb­ri­gens ein Zit­tern, das ich heu­te nicht noch ein­mal nach­ma­chen könn­te.

SPIEGEL: Wie lau­te­te bei Ih­nen die Dia­gno­se?

Hust­ve­dt: Es gab kei­ne. Ich war bei drei Ärz­ten, ei­nem Psych­ia­ter, ei­nem Neu­ro­lo­gen, ei­nem All­ge­mein­me­di­zi­ner, sie konn­ten nichts fin­den. Bei mir war es auch kei­ne Pa­nik­stö­rung, denn ich konn­te wäh­rend des Zit­terns mei­ne Re­den wei­ter­hal­ten, mir ging es da­nach wie­der gut. Es war ein Rät­sel. Auch des­we­gen habe ich mich mit Hirn­for­schung und Psy­cho­ana­ly­se be­fasst, in mei­nem Buch bin ich Pa­ti­en­tin und Ärz­tin zu­gleich.

SPIEGEL: Sie hat­ten Ih­ren ers­ten An­fall etwa zwei Jah­re nach dem Tod Ih­res Va­ters wäh­rend ei­ner Rede über ihn. Mer­kel hat in die­sem Jahr ihre Mut­ter ver­lo­ren, und sie stand mög­li­cher­wei­se un­ter dem Ein­druck des Mor­des an ei­nem Par­tei­freund. Wir kön­nen hier nicht in die Psy­che der Kanz­le­rin se­hen – aber bei sich selbst ver­mu­ten Sie psy­chi­sche Aus­lö­ser?

Hust­ve­dt: So et­was bleibt eine Ver­mu­tung, aber ja, die­sen Zu­sam­men­hang kann es ge­ge­ben ha­ben. Na­tür­lich ist die­se alte abend­län­di­sche Idee, Kör­per und Psy­che sei­en ge­trennt von­ein­an­der zu be­trach­ten, Un­sinn. Un­se­re Er­fah­run­gen ver­än­dern un­ser Ge­hirn. Ge­dan­ken kön­nen kör­per­li­che Funk­tio­nen be­ein­flus­sen. Ein Bei­spiel: Je­mand denkt an Sex, au­to­ma­tisch fül­len sich die Ge­schlechts­or­ga­ne mit Blut.

SPIEGEL: Und doch sind die Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen Kör­per und Psy­che schwer zu durch­schau­en, des­we­gen ist auch Ab­hil­fe kom­pli­ziert. Wie sind Sie das Zit­tern los­ge­wor­den?

Hust­ve­dt: Tja, je­den­falls habe ich nicht mehr ge­zit­tert, seit­dem ich mich in dem Buch mit dem Phä­no­men und auch mit mir selbst be­schäf­tigt habe, ich habe, weil es so in­ter­es­sant war, eine Psy­cho­ana­ly­se ge­macht. Aber auch wenn ich hier nur über mich spre­chen möch­te, habe ich doch ei­nen ein­zi­gen Rat an die Kanz­le­rin. Ihre Ärzte soll­ten über Be­ta­blo­cker nach­den­ken: Pro­pra­no­lol. Vie­le Mu­si­ker neh­men es vor ih­ren Auf­trit­ten.

SPIEGEL: Ohn­macht und Zit­tern wer­den spä­tes­tens seit dem 19. Jahr­hun­dert mit Weib­lich­keit in Zu­sam­men­hang ge­bracht. War­um?

Hust­ve­dt: Es liegt an dem schon er­wähn­ten Dua­lis­mus von Kör­per und Geist, an den ich über­haupt nicht glau­be. Auch we­gen der Schwan­ger­schaf­ten hat man Frau­en eher als kör­per­lich wahr­ge­nom­men, Män­ner als Ver­stan­des­men­schen. Es wäre scha­de, wenn Frau Mer­kel noch un­ter die­sem To­pos zu lei­den hät­te. Wir brau­chen sie wirk­lich in die­ser kri­sen­haf­ten Welt. Und es ist ja das Dra­ma öf­fent­li­cher Fi­gu­ren, dass sie im­mer an­ge­schaut wer­den. Das Pro­blem beim Zit­tern ist: Wenn es ein­mal pas­siert, kann es im­mer wie­der kom­men. Durch mei­ne ei­ge­ne Er­fah­rung bli­cke ich auf Mer­kel ohne Ar­ro­ganz und vol­ler Sym­pa­thie. Es ist schreck­lich, in der Öffent­lich­keit zu zit­tern, aber es muss über­haupt nicht hei­ßen, dass sie nun ihre Rol­le nicht mehr aus­fül­len kann.

SPIEGEL: Wie bli­cken Sie auf die öf­fent­li­che Wahr­neh­mung?

Hust­ve­dt: Es kann sein, dass es für die Deut­schen be­son­ders schwie­rig ist, da­mit um­zu­ge­hen. Wäh­rend mei­ner In­ter­views in Deutsch­land bin ich im­mer wie­der ge­fragt wor­den, wie ich so et­was über­haupt schrei­ben kön­ne, ob ich mich nicht schäm­te. Wie soll ich mich für et­was schä­men, wor­auf ich kei­ner­lei Ein­fluss habe?

Foto: Wolfgang Kumm/DPA - WELT kompakt


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ich möchte mich nicht an der grassierenden sensationshascherei hier zum "zittern" der kanzlerin beteiligen. ich möchte nur als eine art handreichung für "erklärungs"suchende auf das buch von siri hustvedt hinweisen, wenn man sich mit diesem kanzlerinnen-zittern seriös und vernünftig auseinandersetzen will - und vielleicht eine "spur" - auch für sich selbst vielleicht als eine art selbstschutz auftun möchte.

eine solche spurensuche bis in die psyche und in die psychosomatik hinein ist auch immer ein kleines wagnis, denn automatisch ist man/frau mit seiner/ihrer psyche immer beim studieren und nachlesen mitbeteiligt.

man kann diese miteinbeziehung nicht einfach abstreifen: das beweist ja schon dieser simple aufforderungssatz: "denke nicht an blau", denn um nicht an blau zu denken, muss man blau erst einmal als gedankenfetzen und als kurzvorstellung in sich aufrufen.

und so wird es auch geschehen, wenn man sich "ganz neutral und unbeteiligt" mit dem "zittern" von frau hustvedt oder der kanzlerin auseinandersetzen möchte. das sind immer texte und zustände, in denen man sich bzw. der eigenen psyche selbst mit auf die schliche kommt.

und auch diese "unkonkreten" - nach außen "verschleiernd" wirkenden auskünfte der kanzlerin zu ihren zitterattacken zeigen im grunde nur das menschliche und an sich uns unser staunen abringende unvermögen vor der unendlichen diversität all der psychosomatisch in betracht zu ziehenden und eventuell beteiligten systeme und fakten in unserem körper im zusammenspiel mit unserer seele...

die schulmedizin suggeriert da immer, völlig kompetent in allen belangen zu sein und damit umgehen zu können - und auf jeden pott den deckel bereithalten zu können - und rümpft über die homöopathie mit ihrem angeblich "unwissenschaftlichen" getue die nase: in wirklichkeit steht sie aber auch bei solchen symptomen zunächst mal völlig hilflos und ohne antwort da: denn beim stillstehen zittert frau merkel ja und im nächsten moment geht sie schnurstracks und im vollbesitz ihrer geistigen kräfte ohne zu straucheln mit einem schritt nach dem anderen voran.

vielleicht sprechen wir eines tages von einem "morbus merkel" - und setzen uns beim abspielen der hymne auch lieber in den fernsehsessel, wenn wir uns das nächste länderspiel anschauen - denn angela merkel ist auch nur ein mensch - wie du und ich...