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evangelikale verschwörung: theoriegespinst oder realität ???



Amerikas Evangelikale 

So beeinflussen christliche Zionisten Trumps Außenpolitik

Von Malte Lehming | Tagesspiegel

Ob Verlegung der US-Botschaft, Akzeptanz der Siedlungen oder Konfrontation mit dem Iran: Konservative Christen prägen die US-Nahostpolitik.

Alle Juden sollen nach Israel kommen, in das von Gott verheißene Land. Sie sollen es besiedeln. Der Staat soll stark und mächtig sein. Das satanische Regime in Iran, das Israel vernichten will, muss gestürzt werden. Wenn all das geschieht, erfüllen sich die Prophezeiungen, und der Messias wird wieder auf die Erde kommen, nach Jerusalem. Alle Christen haben die Pflicht, an dieser zweiten Ankunft mitzuwirken. Denn die Wiederkehr des Erlösers läutet die Endzeit ein, den tausendjährigen Frieden.

Das ist der Kern des Glaubens christlicher Zionisten. Rund 30 Millionen gibt es in den USA. Einige sind auch davon überzeugt, dass die Juden zum Christentum konvertieren müssen, bevor der Messias zurückkommt.

In den USA wurde im Jahr 2006 von konservativen Evangelikalen die „Christians United for Israel“ (CUFI) gegründet. Inzwischen hat die Organisation sieben Millionen Mitglieder, das entspricht ungefähr der Zahl der amerikanischen Juden. Vizepräsident Mike Pence und Außenminister Mike Pompeo sind die prominentesten Evangelikalen in der US-Administration. Sie sind enge Verbündete der CUFI.

Pence und Pompeo hatten auf Präsident Donald Trump eingewirkt, aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen, die amerikanische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, Israels Siedlungen anzuerkennen und den iranischen Topgeneral Soleimani töten zu lassen. Wer Trumps Nahostpolitik verstehen will, muss sich mit dem Phänomen des christlichen Zionismus beschäftigen.
Iranische Frauen beim Trauerzug für Soleimani vor einem satirischen Straßenbild der Freiheitsstatue mit abgebrochenen Arm - FOTO: DPA/AP/VAHID SALEMI



Sie verehren Trump wie einen Heiligen

Evangelikale Christen, die eine wörtliche Auslegung der Bibel propagieren, sind die größte und einflussreichste Religionsgemeinschaft in den USA. Viele von ihnen verehren Trump wie einen Heiligen, sie sind seine treuesten Wähler.

Im Gegenzug ernennt er streng konservative Verfassungsrichter und hält als erster US-Präsident die Rede bei einer Großdemonstration von Abtreibungsgegnern. Trumps Charakterdefizite nehmen die Evangelikalen in Kauf. Keiner seiner Vorgänger stand ihnen und ihren Anliegen näher.

Paula Michelle White-Cain ist Trumps persönliche Pastorin. Er kontaktierte die charismatische Tele-Evangelistin im Jahre 2003, seitdem sind sie befreundet. Im November machte er sie zur Religionsbeauftragten im Weißen Haus, außerdem gehört sie dem Kreis seiner geistlichen Berater an.

Trumps Gegner, sagt White-Cain, gehörten zu einem „dämonischen Netzwerk, das im Namen Jesu zerschlagen werden“ müsse. Der Präsident selbst sei dagegen von Gott geschickt worden. „Ich erkläre, dass es der Wille Jesu Christi war, dass Trump im Amt ist und 2020 erneut gewinnen wird.“

"Eine zynische Form gegenseitiger Ausbeutung“

Auch Robert Jeffress ist ein rechter, zionistischer Evangelikaler. Bei einem privaten Gottesdienst am Tag der Amtseinführung Trumps hielt er die Predigt, bei der Eröffnung der amerikanischen Botschaft in Jerusalem sprach er ein Gebet.

In Bezug auf Israel „steht Trump fest an deiner rechten Seite, Gott“, sagte er. Allerdings vertritt der Pastor aus Texas auch die Überzeugung, dass Juden nur erlöst werden können, wenn sie zum Christentum übertreten. Von John C. Hagee, dem Gründer der CUFI, ist gar der Satz überliefert, Hitler sei ein Teil von Gottes Plan gewesen, die Juden nach Israel zurückzuführen.

Trump und die Evangelikalen: Viele Jugendliche stößt dieses Bündnis ab. Kulturell unterstützen sie mehrheitlich die Ehe für alle, die Sterbehilfe, das Recht auf Abtreibung, eine multikulturelle Gesellschaft, und sie demonstrieren für eine Einschränkung des Rechts auf Waffenbesitz.

Folglich wenden sie sich von den konservativen Klerikern ab. Diese wiederum werten den Mitgliederschwund als weiteren Beweis für die Macht eines Werterelativismus, der sämtliche Traditionen zerstören will.

Vom liberalen Zeitgeist bedroht?

Trump und die christlichen Zionisten: Kritiker sprechen von einer „zynischen Form gegenseitiger Ausbeutung“: Der Staat Israel werde durch die Erlösungssehnsucht radikal rechter Christen instrumentalisiert, von denen einige nicht frei von antisemitischen Einstellungen sind; das wiederum lässt sich die israelische Regierung gefallen, weil sie hofft, dadurch Einfluss im Weißen Haus zu haben, und weil Amerikas Evangelikale die größte Touristengruppe in ihrem Land sind.

Amerikas Evangelikale lieben Trump. Er gibt ihnen eine ideologische Stärke zurück, die sie vom liberalen Zeitgeist bedroht sehen. Das Verhältnis zu Israel betrachten sie als spirituellen Teil ihres Kampfes. Ob diese Fixierung am Ende zum Wohle Trumps, der Christen und des Staates Israel ist – daran lässt sich zweifeln.

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booooaaaah ääeeii - das liest sich ja wie eine fantasy-verschwörungstheorie - und ich muss mich kneifen, ob ich das hier nicht als doofen albtraum abhaken muss - oder ob es stimmt - und da tatsächlich etwas dran ist ..

doch nun haben wir ja ganz real noch gerade den israelischen staatspräsidenten zu den feierlichkeiten zum "tag des gedenkens an die opfer des nationalsozialismus" am 27. januar hier zu besuch gehabt und er hat eine große rede vor dem deutschen bundestag gehalten. und auch bei den gedenkveranstaltungen in israel und in polen zur befreiung von auschwitz vor 75 jahren haben wir ihn ja jeweils ganz in der nähe vom deutschen bundespräsidenten gesehen, so dass ja einige korrespondenten mit diesem engen verhältnis zwischen steinmeier und rivlin schon eine "freundschaftliche" annäherung ausgemacht haben wollen.

und dann lese ich ganz ungeschützt diesen artikel vom einfluss der evangelikalen auf trump - und eben seine eskapaden mit diesem staat israel, dessen präsident doch gerade hier bei uns war. 

und ich lese wie also und von wem das israelische verhältnis zu den usa und besonders da zu donald j. trump von ganz bestimmter seite aus extra befeuert wird - nämlich - so scheint es - von völlig abgedrehten und verklärten evangelikalen "christen" in den usa, die sich da einen gemeinsamen zukünftigen "heilsweg" für "die welt" zusammenreimen zur "persönlichen" wiederkehr jesu himself hier auf erden - und zum "1000-jährigen" endzeit-reich, wie es die evangelikalen in der "offenbarung" des neuen testaments geschrieben lesen.

und da diese evangelikalen ja die bibel wörtlich genau nehmen, und es für modernere zeitgemäßere auslegungen im hier & jetzt keinen platz zu geben scheint, will man anscheinend die juden in israel schon wieder gleich mit instrumentalisieren - sie sollen alle am besten zum christentum konvertieren angesichts des wieder herabkommenden "herrn" - und so in frieden und wohlstand wohl die letzten paradiesischen 1000 jahre dieses blauen planeten gemeinsam feiern.

ganz ehrlich jetzt: bei meiner arbeit in einer langzeitpsychiatrie-
Einschub in der "taz" vom 1.2.2020
klinik vor 30 jahren haben mir auch einige patienten dort solche oder ähnlich konstruierte wahnideen vorgetragen, von denen sie auch ganz in echt überzeugt waren - und gegen die kein "haloperidol" zu wirken schien. 


und diese damaligen wahngeschichten werden hier nun scheinbar genauso von einer mehrheit evangelikaler rechtsaußen-christen geteilt, die dann in gestalt des us-außenministers und des us-vizepräsidenten jeweils als "trump-flüsterer" die beeinflusser geben, beseelt wohl vom heiligen geist und vom "richtigen" weg - und die trump behutsam aber bestimmt hindirigieren in diesen für sie herbeigesehnten höheren "heilsplan" - und ganz real und tatsächlich passieren folgende dinge: aus dem atomabkommen mit dem iran steigt man aus, die amerikanische botschaft wird nach jerusalem verlegt, israels illegale siedlungen werden entgegen jeder vernunft anerkannt und "nach  einer plötzlichen eingebung" lässt man den iranischen topgeneral soleimani töten.

 und sollten diese klerikalen anschübe wirklich stimmen, sind das alles vorbereitungen, um das satanische reich des bösen im iran zu besiegen, und israel als heiliges land groß und mächtig werden zu lassen, damit jesus dann dort anlanden und wieder einziehen kann. und so wird wohl jetzt auch dieser unsägliche 2-staaten flickenteppich plötzlich vom weißen haus aus propagiert mit einem durchlöcherten palästina und einem großartig erstarktem israel.

da kann ich nur glauben, in präsident rivlin den "echten" gestandenen und ehrlich partnerschaftlichen israeli gehört und gesehen zu haben, wogegen ja ein herr netanjahu diesen amerikanisch-evangelikalen schabernack mit seinem land um des persönlichen einflusses willen und gegen knete gern mitmacht - und sollte es tatsächlich so sein, sein land zumindest auch moralisch verrät. 
turmbau zu babel - und abgebrochene
capitol-kuppel - nordart-kunstwerk „babylonian“
des chinesen xi jianjun, 2019

und vor ein paar tagen trafen sich ja dazu in washington der amerikanische präsident, der einem impeachment-verfahren ausgesetzt ist - und der israelische ministerpräsident, dem eine anklage wegen korruption ins haus steht: ja - und diese beiden "integeren" männer sind dann scheinbar für einflussreiche evangelikale gemeinden mit vielen millionen gefolgsleuten und viel geld und einfluss, aber auch für die jüdisch-orthodoxen kreise, die eingekauften und verpflichteten marionetten, mit denen sie womöglich ihre sandkastenspielchen tatsächlich in echtzeit versuchen zu realisieren - und die ganze welt schaut zu - und kann nur mit irgend etwas schütteln - und wenn es nur der kopf ist.



ich habe immer gedacht, es wären neokapitalistische bankkreise und algorithmen aus silicon valley, die die figur trump da am fadenkreuz durch die manege nasführen: aber es scheinen ganz in echt spinnerte evangelikale möchtegern-"christen" im religiösen wahn zu sein, die ihren trump da vor sich hertreiben - und er gibt da als gelernter tv-entertainer mit seiner massiven narzisstischen störung auf geheiß eben mal den präsidenten - und das funktioniert in einem solch überkandidelten und übersatt rülpsenden land mit hilfe dieser kreise tatsächlich.

ähhh - ich meine - geht's noch ???

was bleibt von all den klugen Worten?

Einsatz gegen Antisemitismus

Wenn Worte nicht mehr ausreichen

Ein Kommentar von Peter Maxwill | Der Spiegel

Das Holocaust-Gedenken beherrschte tagelang die Schlagzeilen, aber was bleibt von all den klugen Worten? Die Reaktionen zweier Politiker zeigen, welcher Weg jedenfalls in die Irre führt.

Man kann Frank-Walter Steinmeier nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.

"Dieses Land", sagte der Bundespräsident im Dezember, "ist für uns alle nur dann ein Zuhause, wenn sich auch Juden hier zu Hause fühlen." In der vergangenen Woche bezeichnete er heute hetzende Antisemiten als "böse Geister in neuem Gewand". Am Mittwoch wandte er sich mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit: "Kämpfen wir gegen Antisemitismus, gegen Rassenhass und nationale Eiferei!"

Nur wie genau wir kämpfen sollen, das verriet er nicht. Friedrich Merz hingegen brauchte nur einen einzigen Tweet, um eine Debatte über Judenhass in Deutschland anzufachen. Der Antisemitismus, schrieb der CDU-Politiker am Montag, komme "überwiegend von rechts, aber auch durch die Einwanderung von 2015/16. Viele bringen Judenhass mit, der in ihren Heimatländern gepredigt wird".

Beihilfe zum Populismus leistete ein Parteikollege: Philipp Amthor behauptete in einem Interview, "dass Antisemitismus natürlich vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten ist". Der 27-Jährige bemühte sich wenig später um eine Relativierung - anders als Merz, der auf Twitter nachlegte: "Ich stehe zu meiner Äußerung."

Was für eine beschämende Aktion, am Gedenktag für die Opfer eines Menschheitsverbrechens mit dem Finger auf andere zu zeigen. Als ginge es darum, historische Schuld umzuverteilen. Tatsächlich ginge es doch darum, geschlossen jeden Antisemitismus der Gegenwart zu bekämpfen.

Es geht nicht um Schuld

Im Jahr 2018 ist die Zahl der gemeldeten antisemitischen Straftaten gegenüber dem Vorjahr um fast
20 Prozent angestiegen. Auf Fußballplätzen nimmt die Zahl der judenfeindlichen Übergriffe zu, von der Kreisliga bis zur Bundesliga. Rechtsextreme pöbeln und provozieren in KZ-Gedenkstätten. Teenager verbreiten in Klassenchats antisemitische Parolen.

Ab und zu eine präsidiale Ansprache reicht längst nicht aus, um diesem Hass entgegenzutreten. Auch Deutschland mit seiner Geschichte verfügt über keinen erinnerungspolitischen Impfschutz.

Trotzdem fragen sich heute viele Bundesbürger, warum sie mitschuldig sein sollen an Taten, die vor mehr als 70 Jahren von Menschen begangen wurden, die bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr leben. Wer so denkt, unterliegt jedoch einem Irrtum: Es geht nicht um Schuld.

Es geht um Verantwortung

Verantwortung bedeutet, die Verbrechen anzuerkennen, der Opfer zu gedenken und das Wissen aus der Geschichte in der Gegenwart wachzuhalten – und Antisemitismus jeder Art zu bekämpfen.

An Vorschlägen, wie man dieses Ziel erreichen könnte, mangelt es nicht - große Aufmerksamkeit haben sie bislang aber nicht bekommen: Sollten Schüler verpflichtet werden, KZ-Gedenkstätten zu besuchen? Sollten antisemitische Delikte härter bestraft werden? Sollte es für Schulen eine Meldepflicht bei judenfeindlichen Vorfällen geben?

Die wichtigste Frage aber lautet: Wie kann es sein, dass wir all das noch diskutieren statt endlich zu handeln? 
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ach - wenn ihr doch nur geschwiegen hättet, friedrich merz und philipp amthor - aber so fallen sie ihren landsleuten - also uns - in den rücken: dieser möchte-gern-flügel der cdu muss sich natürlich aus lauter geltungssucht auch da mit reinhängen - wo schweigen angebrachter wäre, denn damit jagt man der afd keinen pfifferling ab. wie kann ein mann wie herr merz, der sich da ja zum kanzlerkandidat aus dem stand hochstrampeln will - nach über 10-jähriger bundestags-abstinenz - wie kann so ein mensch um vertrauen betteln - und dann - am offiziellen "gedenktag für die opfer des nationalsozialismus" mit trauerbeflaggung und festakt in yad vashem, in auschwitz und zwei tage später im bundestag so einen stuss verzapfen - und da schlappt der wie zwölf aussehende kollege amthor natürlich ganz naseweis hinterdrein.


und was die beiden da schreiben ist ja reine publicity, denn es sind lapidare dumme sätze, bei denen der kopf so gut wie ausgeschaltet sein kann. sätze, die jede und jeder andere hätte auch von sich geben können: da ist keine "neue erkenntnis" oder irgendein "heureka"-erlebnisI "ich hab's", sondern einfach ein miesmachendes geblubber - um der kanzlerin einen einzuschenken nach all den jahren...

von "verantwortung", die besonders auch ein neuer bundekanzler übernehmen müsste, zeugt das nicht - das ist populismus - und das ist zum verwechseln nah an dem "bösen im neuen gewand", das der bundespräsident beschwor. 

in erster linie geht es wohl jetzt nach der serie des gedenkens in israel, in polen und in berlin darum

  • die verbrechen vorbehaltlos anzuerkennen
  • den opfern durch emsige forschungen und rekonstruktionen ihre namen wiedergeben
  • diese opfer erinnern und sie gedanklich mitbegleiten und ihre beziehungen zu uns lebenden heute abklären - zu mir - in mir - zu unseren familien und unserem umkreis 
  • das wissen aus der geschichte wachhalten - für das hier & jetzt und das morgen...
  • und antisemitismus bekämpfen, der tatsächlich eine veraltete und völlig unbegründete "rassenschande" war und ist ..
aber eines hat sich mir in diesen tagen eröffnet: in einem aufsatz
des historikers martin sabrow las ich nämlich seine forderungen, jetzt müsse die nüchternheit die welle der emphase ersetzen, die noch aus den ersten aufdeckungen nach der schweigenden schockstarre die einsetzenden forschungen - vor allem der "68-er" - durchzog. die gesellschaft sollte inzwischen der versuchung widerstehen, den wertehimmel von heute 1:1 auf die vergangenheit des gestern zu projizieren.

nach 80 jahren darf diese erste schockstarre und die abwehr und verdrängung und die pur-emotionale aufarbeitung dann doch von einer souveräneren angemsseneren und genaueren phase dieser komplexbearbeitung abgelöst werden, die den ursachen insgesamt auf den grund geht. 

die "deutschen" von 1933-1945 und davor und danach waren einfach von ihrer erziehung und von glaube und unbedingtem gehorsam und von einer völlig falsch und einseitig verstandenen "erbgesundheitswissenschaft" mit allen auflagen und gesetzen und einigen anderen innerpsychischen komponenten und dem daraus resultierenden habitus einfach auch emotional anders gestrickt, als die mehrheit der menschen heute - aber reste dieses verhaltens halten sich ja beständig oder flammen immer wieder angestachelt erneut auf.
und wir müssen mit dem dilemma leben lernen, dass die aufarbeitung dieser pur-deutschen (!) ns-gräueltaten zwar "versöhnung" und "wieder-gut-machung" verspricht, aber dass bei solchen dimensionen von rassistisch konnotiertem barbarischen völkermord ein spurloses "vergessen" und "integrieren" am ende gar nimmer möglich ist, denn die tatsächliche "schuld" als last eines tätervolkes wird dadurch nicht eingelöst. mit der ns-zeit in deutschland ist die menschheit moralisch und ethisch "ein stück weit" für alle zeit stigmatisiert - und kommt da nicht mit einer "vogelschiss"-zuweisung oder einer "kehrtwende um 180° in der erinnerungskultur" aus dem schneider.

da ist dieses (ge-) wissen seitdem in uns allen, zu was der mensch in verblendung und massenhysterie und kollektivem irrtum durch propaganda (oder jetzt durch die einschlägigen internet-foren) fähig ist - und wie sich dieses "böse" immer wieder neue wege sucht & bahnt - und leider auch immer wieder willfähige helfershelfer findet (z.b. in kassel und in halle a. d. s. - und anderswo).

also müssen wir alle - in uns - unsere schutz- und abwehrkräfte und unsere souveränität dagegen aufbauen und sie zu einem emotionalen und trotzdem "nüchtern-sachlichen" selbstverständnis werden lassen - als permanente aufgabe von erziehung, moral und betrachtung in familie, elternhaus und schule. 

immerzu - in angemessenem tempo ohne hektik - eine andere (er)lösung dazu gibt es nicht, denn diese emsige und doch auch gelassene permanenz ist der einzig angemessene umgang und das (er)leben mit diesem uns von unseren altvorderen hinterlassenen "erbe" als eine immerwährende aufgabe.

suchet, so werdet ihr finden - klopfet an, so wird euch aufgetan

hier clicken
okay - ein mit luft oder gar gas gefüllter "judenstern"-ballon irritiert im ersten moment ...

aber ich bin ja auch aufgewachsen mit mehr oder weniger aktiven oder passiven nazi-eltern oder -lehrern, die genau wussten, wie man sich wo zu verhalten hatte(!) - und die im nachhinein zu diesem kapitel insgesamt ja mehrheitlich eisern schwiegen - wohl hauptsächlich aus scham und aus schlechtem gewissen... denn "die nazis" waren ja nicht eine kleinere besondere sorte mäuse, sondern das war das deutschland und umfasste alle teile der gesellschaft vor 90-70 jahren. 

und da den angemessenen ton zu finden, 75 jahre nach dem holocaust - also schon für die dritte generation danach - den ton, der auch und besonders von den heutigen jungen leuten, den "millennials", aufgenommen wird - und der tatsächlich echte resonanz erzeugen kann, in ihnen. der ton, der vielleicht weckt und anklopft und aufrüttelt, der ton, der die musik macht ... - das wird das ringen um authentizität der nächsten zeit sein.

das "zentrum für politische schönheit" hat ja gerade erlebt, wie sensibel eine authentische erinnerungskultur jeweils "ankommt", abgelehnt wird - oder man sich gar den vorwurf gefallen lassen muss, die "totenruhe" angegriffen und "leichenfledderei" betrieben zu haben. aber die von ihnen gesetzte stele, in der angeblich auch sterblich körnig staubige überreste von holocaust-opfern eingebracht worden waren, hat man nun wegen allseitigem protest und kopfschütteln wieder entfernt.

es bedarf viel fingerspitzengefühl, solche gesuchten neuen formen des gedenkens und des erinnerns zeitgemäß "poppig", aber trotzdem mit würde und ethik und akzeptanz neu zu formatieren - und wahrscheinlich geht das nur mit kleinteilig individueller gestalteten inhalten - und die zur schau gestellte "rudel"- und großgruppen-betroffenheit hat ausgedient - neues jedoch darf aber nicht zum klamauk abgleiten.

viele schüler sagen ja bei der unterrichtsplanung - soweit sie daran beteiligt sind - "nicht schon wieder juden und nazis und holocaust - 'man' könne das nicht mehr hören und sehen" - und wollen lieber stattdessen sport machen. und bei der klassenfahrt nach auschwitz oder einer gedenkstätte hier wird mehr über die fete schwadroniert, die da am abend stattgefunden hatte - und die "echt geil" war.

und beim vortrag des guide schaut man schon, was der für kleidung trägt und nach den marken, die der anhat - und zeigt das aufgesetzte trauer-gesicht, mit dem man schon bei omas beerdigung ganz gut über die runden gekommen ist - und mit dem man bei kopfschmerzen immer richtig liegt.
aber all die zusammenhänge, ääeii, die die da blubbern, ääeii, keine ahnung - und die quatschten was von "deportationen" - oder so - keine ahnung. und von gaskammern und so - ganz in echt jetzt - und kein scheiß ...
da gibt es diesen inneren widerstand oft, etwas an sich herankommenzulassen - was eben nicht mit "geil" oder "cool" abzutun ist - und nicht einfach mit einem "like", wie vielleicht das bildchen einer kranken katze mit struppifell im sozialen netzwerk: "bei dem mir glatt die tränen gekommen sind" - oder die vegane möhrchenplatte bei youtube, oder da und dort die geile pelzjacke einer influencerin - was dann aber rasch wieder aus dem fokus ohne jede folgen verschwindet und abtaucht ins nirwana, um platz zu machen für die nächste wahrnehmung - und das alles im sekundentakt...

und zu hause erzählt man opa, man habe auch jetzt sogar "auschwitz" - oder so - mit der klasse ganz in echt "gemacht"- "echt geil, ääeii" - und man habe sich auch einer "nachdenkenscrew" angeschlossen, da würde dann mit fotos und internet ein bericht für die internetplattform der schule zusammengestellt - und dafür gebe es wohl noch einen zuschuss oder einen preis von irgendeinem "kultur-fuzzi" - oder so ... - "so genau weiß ich das onnich mehr"...

ja - und wenn da jetzt ein junger mann in israel mit humor und optimismus, poesie und melancholie, vielleicht den schlüssel finden will, um diese junge hastende generation etwas aufzuhalten - und auch vielleicht sogar tatsächlich bei ihnen etwas "aufzuschließen" - mit zum thema "holocaust" erst einmal ungewöhnlichen fotos - wie eben der fotojournalist erez kaganovitch das hier versucht - dann ist es trotz aller bedenken und widerstände und sorgen vielleicht trotzdem ein "richtiger weg" von "künstlerischer" methodik und didaktik der geschichtsvermittlung. denn dieses kapitel lässt sich auch von den "coolsten" nicht einfach und auf dauer abspalten und ins nirwana wegkatapultieren. 

dieses erbe des holocausts läuft den millennials hartnäckig immer wieder mit über den weg: angeboren - in träumen vielleicht - es nagt sogar manchmal auch das gewissen, wenn man mal wieder nichts mitbekommen hat  - oder einem nichts "reproduzierbares" einfällt, bei der nächsten frage-arbeit - ohne smartphone...

tja - und ob man will oder nicht: auch den kindern, die man vielleicht mal in die welt setzt, muss man ja irgendwie dazu eine "angemessene haltung" "vermitteln" - und opa findet das auch ...

memorial day - until next year | sinedi.@rt

memorial day - until next year | sinedi.@rt - IX-XX

sonderkommando

© Kacper Pempel - Reuters


Bilder aus Sobibor 

Feierndes Mordpersonal im Holocaust

Von Christoph David Piorkowski | Tagesspiegel

Die Fotos aus dem Nachlass des NS-Täters Johann Niemann geben unbekannte Einblicke in die Verbrechen der Nazis. Jetzt wurde die Sammlung veröffentlicht.


Ausgelassene NS-Verbrecher: Johann Niemann und Kollegen bei der Freizeitgestaltung in Sobibor.

Ein paar Männer sitzen bei Bier und Wein um einen runden Terrassentisch. Im Hintergrund stehen weitere Personen vor einem weißen Häuschen mit geöffneten Fensterläden und scheinen in der Sonne zu plaudern.


Was das Foto mit der idyllisch anmutenden Szene dem uninformierten Betrachter vorenthält, ist der Kontext seiner Entstehung. Die Aufnahme zeigt nämlich das sichtlich entspannte Mordpersonal des NS-Vernichtungslagers Sobibor bei seiner Freizeitgestaltung – in nächster Nähe zu den Gaskammern.

Hier und in den anderen beiden Tötungszentren der „Aktion Reinhard“, Belzec und Treblinka, wurden von März 1942 bis Oktober 1943 etwa 1,6 Millionen überwiegend osteuropäische Jüdinnen und Juden sowie 50.000 Roma und Romnija ermordet. Bislang waren lediglich zwei bildliche Aufnahmen aus Sobibor überliefert. Die Täter hatten nach Schließung der Lager gründlich ihre Spuren verwischt.

Nun hat die Öffentlichkeit Zugang zu 62 weiteren Fotos aus der zweiten der drei planmäßigen Massenmordstätten im sogenannten Generalgouvernement. Zusammen mit 299 zusätzlichen Fotos aus dem Kosmos der NS-Vernichtungspolitik sowie zahlreichen Textdokumenten bilden sie die kürzlich im niedersächsischen Völlen entdeckte Niemann-Sammlung, die am heutigen Dienstag in der Topographie des Terrors vorgestellt und außerdem in Buchform veröffentlicht wurde.

Sensationsfund für Aufarbeitung von NS-Verbrechen

Der Fund sei nicht weniger als eine Sensation, ein „Quantensprung in der visuellen Überlieferung der Aktion Reinhard“, sagte der Historiker Martin Cüppers in Berlin. Er hoffe, dass die Fotos im öffentlichen Gedächtnis haften bleiben und sich in der Erinnerungskultur dauerhaft verankern werden. Der wissenschaftliche Leiter der zur Uni-Stuttgart gehörenden Forschungsstelle Ludwigsburg, an der zur Verbrechensgeschichte des Nationalsozialismus geforscht wird, gibt die Sammlung gemeinsam mit dem Bildungswerk Stanisław Hantz heraus.

Das Foto mit den feiernden SS-Leuten ist Teil der Sammlung. Was aber ist sonst auf den Bildern zu sehen, welche Erkenntnisse fördern sie zutage? Und wie ist eigentlich der Umstand zu erklären, dass die Fotos erst jetzt, gut 76 Jahre nach ihrer Entstehung, mitten in Deutschland entdeckt worden sind?

Der Fund kam dadurch zustande, dass der Regionalhistoriker Hermann Adams vom Enkel des stellvertretenden Lagerkommandanten von Sobibor, Johann Niemann, 2015 zahlreiche Fotos erhielt, die Niemann und andere SS-Verbrecher bei ihrem Alltag in Sobibor zeigen, erklärt Cüppers. Adams übergab die Fotos dem Bildungswerk Stanisław Hantz, das Bildungsreisen zu den einstigen Tötungsstätten der „Aktion Reinhard“ organisiert, und vermittelte dem Werk den Kontakt zu Niemanns Enkel. Für die anstehende Forschungsarbeit tat sich das Bildungswerk dann mit der Forschungsstelle Ludwigsburg zusammen.

Statt Opfern zeigen die Bilder fröhliche Täter

In der Folgezeit tauchten weitere Fotos und Dokumente auf, die jahrzehntelang – von Niemanns Nachkommen offenbar wenig beachtet – in Schränken, Kisten und Abseiten und auf dem Dachboden eingelagert waren. Schlussendlich lagen den Forscherinnen und Forschern nicht nur zahlreiche Dokumente und Einzelfotos, sondern auch zwei komplette Fotoalben vor, die die verschiedenen Stationen von Johann Niemanns in Sobibor gipfelnder SS-Karriere zeigen. Und damit – bislang einzigartig – das Leben eines deutschen NS-Verbrechers visuell ausführlich nachzeichnen.


Das Lagertor des Vernichtungslagers Sobibor - bisher
nur aus Erzählungen bekannt.
© UNITED STATES HOLOCAUST MEMORIAL MUSEUM (USHMM)

Was dabei sofort ins Auge sticht, ist der scharfe Kontrast zwischen dem, was die Bilder zeigen, und dem, was sie eben nicht zeigen. Denn was fehlt, sind Fotos von Gemarterten, von ausgezehrten, halbtoten Körpern, wie sie aus Auschwitz überliefert sind. Stattdessen eine ausgestellte Fröhlichkeit der Nazis und ihrer meist aus Ländern der Sowjetunion stammenden Helfershelfer, den sogenannten Trawniki.

Das Mordgeschehen galt weithin als „geheime Reichssache“, im Hinblick auf die Gräueltaten existierte ein umfassendes Bilderverbot. Dieses aber wurde oft ignoriert. Denn trotz des Verbots existieren Fotos von Holocaust-Opfern in anderen privaten Sammlungen, oder aber es lässt sich nachweisen, dass solche Bilder von den Tätern in der Nachkriegszeit aus Angst vor Strafverfolgung vernichtet wurden.

Nazi-Größe Johann Niemann wollte als Held erinnert werden
Die zusammenhängenden Alben von Johann Niemann, in denen es keine Leerstellen - etwa durch herausgerissene Bilder - gibt, legen jedoch den Schluss nahe, dass der stellvertretende Sobibor-Kommandant kein Interesse an Fotos hatte, die seine Opfer zeigten, sagt der NS-Forscher Cüppers dem Tagesspiegel. „Niemann verfolgte mit der Sammlung die Intention, als strahlender SS-Soldat und Held erinnert zu werden.“ Für Bilder von Gequälten und Ermordeten sei in dieser Selbstinszenierung kein Platz gewesen.

Auffällig ist die Veränderung von Niemanns Habitus im Laufe der verschiedenen Karrierestationen. „Niemann, der zunächst im Kontext der NS-Krankenmorde in den Tötungszentren der sogenannten Euthanasie in Erscheinung tritt und später über Belzec nach Sobibor kommt, entwickelt sich von einer Nebenfigur zu einem Hauptakteur der NS-Vernichtungspolitik.“, sagt Cüppers. Am Ende dieses Prozesses stehe eine selbstherrliche SS-Größe, die sich zu Pferd auf der Rampe stehend als „Muster-Arier“ ablichten ließ.

Dabei sei Niemann eitel gewesen und habe sich von Häftlingen des Lagers immer wieder Mäntel und Jacken nähen lassen, schreiben die Projektbeteiligten im Buch zur Sammlung. Ein Foto zeigt den stellvertretenden Lagerkommandanten im Frühsommer 1943 auf der Terrasse des SS-Hauptgebäudes in der Kopie einer zu dieser Zeit gar nicht mehr offiziellen Galauniform, die sich Niemann nichtsdestotrotz von jüdischen Gefangenen anfertigen ließ.

Seine Eitelkeit hat ein halbes Jahr später denn auch sein Schicksal besiegelt. So war Niemann der erste eines knappen Dutzends SS-Leute, die im Zuge des jüdischen Aufstands in Sobibor von Insassen getötet wurden. In der Schneiderbaracke war Niemann gerade im Begriff eine Lederjacke anzuprobieren, als ein jüdischer Gefangener ihm ein Beil in den Kopf rammte.

300 Juden flohen nach Aufstand aus Sobibor

Etwa 600 Jüdinnen und Juden, zu denen die Information durchgesickert war, dass Sobibor bald geschlossen und sie damit getötet werden sollten, revoltierten – vom jüdischen Aufstand im Warschauer Ghetto inspiriert – mehr oder weniger erfolgreich gegen ihre Peiniger. 300 Gefangenen gelang so die Flucht, von denen rund 50 die Shoah überlebten.

Von den wenigen Überlebenden der Aktion Reinhard stammen auch die relevanten Informationen über das Erscheinungsbild des Lagers, die durch die Niemann-Sammlung nun bildlich ergänzt werden können. So kannte man etwa das Tor mit den eingeflochtenen Kiefernzweigen und die Baracken der Insassen bisher nur aus Erzählungen, da die Nazis mit der Abwicklung Sobibors das Lager dem Erdboden gleichmachten. Nun also gibt es vom architektonischen Aufbau des Vernichtungslagers Sobibor auch zahlreiche visuelle Zeugnisse.

Was den Quellenfund insgesamt so bahnbrechend mache, seien auch die neugewonnen Erkenntnisse über jene Akteure, die den Holocaust direkt ins Werk setzten, erklärt Cüppers den historiographischen Wert der Sammlung. Unter anderem werde die Kontinuität des Vernichtungspersonals augenfällig, wenn sich auf den Fotos aus der Zeit der „Euthanasie“-Morde dieselben Personen wiederfänden, wie auf den deutlich späteren Bildern aus Belzec und Sobibor.

Ob Bilder auch Demjanjuk zeigen, ist nicht erwiesen

„Wir wissen nun noch genauer, wer sich bei der Realisierung der ‚T4‘-Morde als tauglich erwiesen hatte und deshalb dann auch an den Rampen und vor den Gaskammern der ‚Aktion Reinhard‘-Lager eingesetzt wurde.“, sagt Cüppers. Neben dem in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten SS-Mann Niemann und seinen deutschen Kameraden fokussieren die Bilder und Dokumente auch umfassend die SS-Hilfstruppe der Trawniki.

Zu dieser gehörte auch der ehemalige ukrainische Rotarmist und 2011 in Deutschland wegen Beihilfe zum Mord an 28.060 Jüdinnen und Juden verurteile John Demjanjuk, der womöglich auf zwei der Fotos im Hintergrund abgebildet ist. Ob es sich tatsächlich um Demjanjuk handelt sei aber auch nach biometrischen Untersuchungen des LKA Baden-Württemberg nicht zweifelsfrei erwiesen, sagt Cüppers. Eines der beiden Fotoalben illustriert auf insgesamt 80 Bildern eine „Belohnungsreise“, die Niemann mit zwei SS-Kollegen und insgesamt 22 Trawniki nach Berlin unternahm. Die Fotos legen ein enges Verhältnis der Nazis und ihrer Helfershelfer nahe.


Ein Zug der SS-Hilfstruppe der Trawniki. Bei dem Mann vorne in der Mitte könnte es sich um Demjanjuk handeln -
© USHMM

Nicht zuletzt unterstreichen die Bilder und Dokumente die große Bedeutung, die auch Akteure unterer Hierarchieebenen bei der Realisierung der Menschheitsverbrechen innehatten, meint Cüppers. Anders als manchmal vermittelt werde, seien die genauen Abläufe im Vernichtungslager eben nicht im Einzelnen „von oben“ angeordnet worden. Vielmehr habe die konkrete Umsetzung des Mordens in der Verantwortung der Akteure vor Ort gelegen. Diese lernten und verstanden erst in der konkreten Situation, was möglich war und was nicht.

„Wie man die Menschen ermordete, war nicht im Detail durch Befehle vorgegeben, vielmehr folgte die Verwirklichung des Holocaust einem Prinzip von Trial-and-Error“, sagt Cüppers. So sei man zu Beginn der „Aktion Reinhard“ erst allmählich von ungenügend funktionierenden Gaswagen zum Töten in fest installierten Gaskammern übergegangen.

 Die Reste der Lager wurden überpflanzt

Ihr tödliches Werk in den nichtannektierten, aber besetzten polnischen Gebieten jedenfalls haben die Nazis zu Ende gebracht. Nach dem jüdischen Aufstand in Sobibor, dem ein ähnlicher Aufstand in Treblinka vorausgegangen war, schloss die SS das Lager. Mit einer zynisch als „Aktion Erntefest“ bezeichneten Massenerschießung von 43.000 Jüdinnen und Juden wurde die „Aktion Reinhard“ am 3. November 1943 offiziell abgeschlossen.


Inszenierung als "Muster-Arier": Johann Niemann auf der Rampe von Sobibor.
© USHMM
Danach gab es im sogenannten Generalgouvernement nur mehr wenige in Verstecken lebende oder in einigen Partisanengruppen kämpfende Jüdinnen und Juden. Da die Vernichtungslager anschließend von den Nazis selbst abgerissen und, zwecks Spurenverwischung, überpflanzt wurden, bezeugen die Orte heute – anders als Auschwitz – nicht mehr von sich aus den Terror der Shoah.

Vielleicht kommt die „Aktion Reinhard“ im offiziellen Gedenken der Bundesrepublik Deutschland auch deshalb eher selten vor. Die Erinnerungskultur fokussiere in der Regel auf die Konzentrationslager oder das Tötungszentrum Auschwitz-Birkenau, sagt Cüppers. Nicht von ungefähr erklärte Brigitte Freihold, die erinnerungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, kürzlich, die Bundesregierung komme ihrer Verantwortung nicht nach, die „Aktion Reinhard“ und mithin die jüdischen Aufstände in Treblinka und Sobibor angemessen zu erinnern. 

Mit der Veröffentlichung der Niemann-Sammlung, die vom Bildungswerk Stanisław Hantz und der Forschungsstelle Ludwigsburg mit Einverständnis des Niemann-Enkels nun an das United States Holocaust Memorial Museum in Washington übergeben wird, besteht indes eine Chance, diese Lücke im Gedenken zu schließen. 

  • Fotos aus Sobibor. Die Niemann-Sammlung zu Holocaust und Nationalsozialismus. Hrsg.: Bildungswerk Stanislav Hantz e.V. und Forschungstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Metropol-Verlag 2020, 382 Seiten, 29.00 €

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das diesjährige gedenken an die opfer des holocaust mit den feierlichkeiten in auschwitz zur befreiung des kz vor 75 jahren durch rote armee zieht doch eine ganze reihe von neuen erkenntnissen, veröffentlichungen und erinnerungs"politischen" überlegungen zu dem themenkomplex nach sich, die ich dann hier - um nichts zu übergehen - vielleicht thematisch zu einseitig und zu geballt mit abhandeln und überdenken möchte - aber auch, wo doch insgesamt die "zeitzeugen" dazu immer weniger werden, aber die themen stabil verankert bleiben müssen, gerade auch mit den neuen erkenntnissen.

das wird ja von einigen historikern angezweifelt, dass die krankenmorde, die ns-"euthanasie", das training und die direkte vorstufe war zu den etwas später einsetzenden massentötungen der juden und der weiteren opfer wie sinti und roma und homosexuelle.

in den krankenmorden wurden auch die wirksamsten raschen und effizientesten tötungsmechanismen getestet - zuerst mit gaswagen, in die auspuffgase geleitet wurden, was beispielsweise das ss-sonderkommando herbert lange an 1200 polnischen patienten in der psychiatrischen klinik "tiegenhof" (die bis zu deutschen besetzung und hinterher "dziekanka" hieß) bei gnesen direkt nach der okkupation durch die deutsche wehrmacht durchführte, wobei die leichen dann in die wälder der näheren und weiteren umgebung verscharrt und vergraben wurden.

aus den gaswagen entwickelten sich dann die gaskammern mit den einfüllstutzen des giftes "zyklon b" - und die "todsichere" giftspritze, und die von ärzten durchgeteste durchführung einer oft mehrwöchigen "hungerkost", die dann mit einer gabe von luminal-barbituraten zum tod führte, wobei aber die tatsächliche todesursache verschleiert wurde. 

auch dieses sonderkommando lange aber zog durch verschiedene psychiatrische vernichtungskliniken als ermordungskommando von dortigen insassen, dann auch um die betten für die einquartierung von kriegsverletzten freizubekommen.

schließlich landete das sonderkommando lange dann auch ab dezember 1941 im vernichtungslager chełmno (kulmhof) und war dort für die ermordung zehntausender juden, roma und sinti verantwortlich. 

aber auch hier mit diesen neuen fotomaterialien aus sobibor ließen sich diese "rundum-verteilungen" der "todesschwadrone" und der emsigsten einzeltäter auf vorliegenden bildern eindeutig nachweisen.
geradezu perfide zeigen dann diese "gesellschaftsfotos", wie unbekümmert dieses morden tagsüber vonstatten ging und wie man sich abends zum munteren plausch bei bier und wein und snacks mit den frauen und freunden zusammensetzte - und vielleicht sogar in der nähe der gaskammern noch ein frohes lied in den abendhimmel schmetterte.

skrupellos gehörte das morden eben zum alltäglichen handeln, wie man es ab und zu vielleicht in aufrüttelnden romanen von henkern beim ausführen der todesstrafen kannte, was aber bei den akteuren zumeist mit großer betroffenheit und belastung geschildert wurde.

hier geschah das alles in zunehmender gleichgültigkeit - und abends sang man seinem kind womöglich noch: "guten abend - gute nacht" am kleinen himmelbettchen...

Die haben nur nach rechts oder links gewinkt

75 Jahre Befreiung von Auschwitz 
Das verunsicherte Gedenken



„Vorne standen SS-Offiziere“, erzählt der 90-jährige Auschwitz-Überlebende Peter-Johann Gardosch, seinem 13-jährigen Zuhörer. „Die haben nur nach rechts oder links gewinkt.“

Links war das Leben, wenn auch ein elendes, am Rande des Todes, in Zwangsarbeit. Rechts war der Tod, die Gaskammer.

Links oder rechts? Leben oder Tod?

Mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordeten Deutsche allein in Auschwitz. Und in diesem Moment an der Rampe ist das ganze Grauen der industriell organisierten Vernichtung enthalten: Das Lapidare der Worte und Gesten im Kontrast zu ihrer unumkehrbar grausamen Folge, die kaum vorstellbar große Zahl der Ermordeten – all das, was Auschwitz bis heute zu einem der wirkmächtigsten Symbole für die deutsche Vernichtungsmaschinerie macht und besonders für die Shoa, denn der überwiegende Teil der Ermordeten waren Juden.

Die Leichtfertigkeit, mit der heute Deutsche im Internet den Tod anderer Menschen fordern, sich das Ertrinken von Flüchtlingen wünschen, Juden mit Mord drohen und Frauen mit Vergewaltigung; die Willkür und das Lapidare gepaart mit dem Maximalgrausamen, das ist dasselbe Böse. Es ist dieselbe furchterregende Gleichgültigkeit, die Elie Wiesel an jenem SS-Mann wahrnahm; der gleiche kranke Geist, der das Leben mit einem Wort vernichtet: Links. Rechts.

Das sehen zu können, ist der Wert des Gedenkens. Aber um die neuen Erscheinungsformen des Bösen zu erkennen, wappnet uns die Erinnerung schlecht. Wir sagen uns seit Jahrzehnten, dass sich Geschichte nicht wiederholt – und suchen doch nach historischen Symptomen: Den Blick fest auf den Nationalsozialismus geheftet, fürchten wir uns vor allem vor organisierter Gewalt, vor Massenaufmärschen, vor Parteien und Anführern. Wir tun uns hingegen schwer, die Gefahr zu sehen, wenn sich Rechtsradikale wie der Attentäter von Christchurch und der Attentäter von Halle gegenseitig über das Internet infizieren, wenn wir es mit vermeintlichen Einzeltätern zu tun haben. Wir trösten uns damit, die AfD von Regierungen auszuschließen.

Das Gedenken ist unersetzlich, denn es hilft uns, die Essenz des Bösen zu erkennen. Nicht aber seine Form. Wir dürfen nicht allein fragen: Wie war es? Sondern: Wie könnte es sein? Es braucht Wachsamkeit. Wir können von den Opfern nicht länger erwarten, dass sie uns vor uns selbst retten. Wir müssen es selbst tun.

Auszug aus einem Essay von Anna Sauerbrey im Tagesspiegel vom 27.Januar 2020: dem "Tag der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus", dem Tag, als vor 75 Jahren Auschwitz befreit wurde.




ZDF-DOKU: EIN TAG IN AUSCHWITZ


ZDF-Unterrichtsmaterialien zu EIN TAG IN AUSCHWITZ