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alles lego - oder was ....

ai weiwei in mexiko: mit legosteine gegen das vergessen ... - meldet die "tagesschau" [click]



früher sagte man bei etwas dürftig aussehender kunst, über die man etwa mit dem satz: "das kann ich auch" oder: "das malt mein kind im 4. schuljahr" abfällig sprach: man solle nicht reden und nicht lästern, sondern selbermachen - also selbst kreativ hand anlegen.

heute lese ich in der zeitung über eine aktion des künstlers ai weiwei, der angeblich mit 150 studenten von einer autonomen kunst-uni in mexiko-stadt die fotoporträts dort verschwundener studenten aus millionen von legosteinen nachgebaut habe. 

ai weiwei will damit den finger in die wunde mexikos legen: riesige, bunte, aus legosteinen gebaute gesichter der schon seit vier jahren verschwundenen studenten aus ayotzinapa blicken als fotoabzüge (!) herab in einen Saal des museums für zeitgenössische kunst. sie überwältigen mit ihrer präsenz.

fotoporträt aus legos von ai weiwei -
foto vom blog: johnyml.blogspot.com
nun - das anliegen - und der einsatz für eine gute sache sind bei ai weiwei eigentlich bei allen seinen aktionen und arbeiten ganz ehrlich und gutgemeint: er kämpft oft für eine gerechte sache - meist jedoch so, damit er selbst dabei auch nicht zu kurz kommt. die dahinterliegende künstlerische idee von ihm will immer ein anliegen meist politischer natur mit an die in ehrfurcht erschauernde kunst-szene bringen.


und die jetzige aktion hat nämlich eine weltweite publicity-vorgeschichte - die ai weiwei geschickt mit lanciert hat, damit er in die schlagzeilen geriet: am 25.10.2015 schrieb "spiegel-online": lego habe eine große menge an steinchen für eine politische aktion von ai weiwei verweigert zu liefern, weil man sich nicht für politische zwecke als unternehmen für kinder-spielzeug missbrauchen lassen wolle. gleichzeitig wurde hinter vorgehaltener hand bekanntgegeben, dass lego in china einen freizeitpark mitgestalten wollte - und man vermutete in der journaille hier eher den grund für die lieferverweigerung an ai weiwei, der ja als politischer china-dissident eher eine 'person non grata' in china ist, und man hier verwicklungen vermutete.

foto: instagram- aiweiwei - vom blog: johnyml.blogspot.com
am 13.01.2016 hat der spiegel dann aber gemeldet, nach entsprechenden protesten und einer "readymade"-kunstaktion ai weiweis, der auf instagram legosteine einfach in die toilette spülen wollte - natürlich mit einem fotografen mit vor der kloschüssel - habe lego ab 01.01.16 ausdrücklich zugesagt, bei der anfrage von großen mengen steinchen nicht mehr nach der verwendung und dem grund zu fragen.

nun war also der weg für entsprechende "verlegosteinerte" projekte von aiweiwei frei - er hatte aber inzwischen auch riesen-steinesammlungen sogar von kindern weltweit erhalten. 

und da hab ich doch gleich mal mein blog-avatar so
bearbeitet - als sei es in legos gepuzzelt worden ...
und doch - die tatsächliche nun "verkaufte" entstehungsgeschichte mit den millionen bunter lego-steinchen von 150 studenten zusammengepuzzelt, nehme ich ihm und seinen helfershelfern nicht mehr so ganz einfach ab. ich glaube eher, da wird für die gute sache und für das publizistische tempo ein wenig geflunkert: denn es gibt heute in mehreren frei zugänglichen fotobearbeitungsprogrammen das filter-tool "lego-art" und schon noch länger das tool: "warhol-art" - und mit beiden tools, nacheinander geschaltet, kann ich in null-komma-nix aus jedem farbfoto ein bild zaubern, dass (oberflächlich betrachtet) so wirkt und aussieht, als sei es mühsam mit vielen helfershelfern aus kleinen einzelnen lego-steinchen zusammengepuzzelt worden. 

allenfalls handelt es sich nach meinem empfinde vielleicht noch um "nachbauten" von vorlagen aus dem tool: "lego-art" - doch in der ausstellung werden zumeist nicht die gefertigten lego-bildpuzzles gezeigt, sondern übergroße fotoabzüge der porträts... - wie auch immer gefertigt... - aber der zweck heiligt ja bekanntlich die mittel - nix für ungut - chuat choan und shalom 

lindt's goldhäschen in lego-bearbeitung: frohe ostern (original sinedi-puzzle) - übrigens: dieses goldhäschen könnte beim derzeitigen auctions-verkauf der internationalen galleries locker eine 5- bis 6-stellige summe erbringen - man müsste es nur wollen



NEU: click to multimedia visual|telling

NEU - durch die zusammenführung verschiedener beiträge aus unterschiedlichen quellen zum 'euthanasie'-leidensporträt meiner tante erna kronshage konnte ich nun diese multimedia visual|telling auf meiner website bereitstellen:
click to the multimedia visual|telling

zum wochenende: guten flug durch die galaxis



evtl. (auf youtube) im vollbildmodus schauen ...


Per Mausklick durch die Galaxis

Von Victor Karpinski | zeit-online-blog "teilchen"


Bilder aus dem Weltraum sind ein Teil unseres modernen Alltags. Doch dass man einen räumlich realistischen Einblick ins tiefste Weltall erleben kann, ohne Astronaut oder Weltraumforscher zu sein, scheint schwer vorstellbar. Die US-Weltraumbehörde Nasa sollte diesen Vorbehalt vor wenigen Tagen endgültig beseitigt haben. Sie bietet in einem Virtual-Reality-Video auf YouTube exklusive Einblicke in unsere weite Galaxie. Für jedermann. 


Für manche aus der älteren Generation mag es verrückt klingen, nach Science-Fiction, doch dass man sich nun von zu Hause frei durch einen Teil der Milchstraße bewegen kann, ohne in einem Raumschiff zu sitzen, ist 2019 zur Realität geworden.

Heißt, dass man sich ab jetzt endlich die vielen dubiosen Hypothesen sparen kann, wann und zu welchem Preis Weltraumtourismus angeboten wird. Denn Weltraumtourismus gibt es jetzt online und umsonst.

In dem von der Nasa veröffentlichten Virtual-Reality-Video kann die Userin* per Mausbewegung frei durch die Milchstraße wandern und das astronomische Spektakel eigenständig und interaktiv beobachten. Die bestimmte 360-Grad-Videotechnik erlaubt, dass man selbst seine Blickrichtung innerhalb des Videos steuern kann. Entweder mit der Maus oder noch realer mithilfe einer VR-Brille, die auf dem Kopf getragen wird und die eigenen Kopfbewegungen sensorisch ins Video überträgt. Somit entsteht der authentische Eindruck, sich selbst in der Milchstraße zu befinden. Wie gefragt solches Material momentan ist, sollte spätestens seit letztem Mittwoch klar sein, denn dort haben Forscher den ersten direkten visuellen Nachweis für ein supermassereiches Schwarzes Loch liefern können. Ein Bild, das im Netz und in den sozialen Medien viral ging. Das Weltall bewegt alle Menschen. Und es scheint immer interessanter zu werden, wenn es für uns greifbarer wird. Nämlich durch bessere Visualisierung, wie beim Bild des Schwarzen Loches oder in diesem Virtual-Reality-Video der Nasa.

Ausgangspunkt der virtuellen Reise durchs All ist kein geringerer als Sagittarius A*, das Schwarze Loch im galaktischen Zentrum der Milchstraße. 27.000 Lichtjahre entfernt.

Überhaupt möglich macht diese 360-Grad-Visualisierung die Simulation eines Supercomputers der Nasa. Zusammen mit Echtdaten des Satelliten Chandra war die Raumfahrtbehörde in der Lage, dieses Video zu generieren.

Das Besondere an diesem Satelliten, der 1999 in die Erdumlaufbahn geschossen wurde, ist sein Röntgenteleskop. Chandra ist Teil des Great Observatory Program der Nasa und eines der vier Weltraumobservatorien die im Rahmen dessen gebaut wurden. Prominentester Vertreter dieser Flotte ist wahrscheinlich das Hubble-Teleskop.

Chandra nimmt also Röntgenstrahlungen im All auf, aus denen auch die Simulation angefertigt wurde. Diese aufgezeichneten Röntgenstrahlungen entstehen im All, wenn Materie sich auf Millionen von Grad erhitzt. Das geschieht zum Beispiel an starken Magnetfeldern, extrem hoher Schwerkraft oder bei der Explosion von Sternen.

Aus diesen Röntgenemissionen lässt sich somit eine authentische Visualisierung unserer Milchstraße erzeugen.

Dabei seien die blauen Farben, laut Nasa, Röntgenemissionen ausgehend von heißen Gasausstößen mit Temperaturen im zehnstelligen Millionenbereich. Rot repräsentiere UV-Emissionen von kälterem Gas in mäßiger Dichte mit Temperaturen im Zehntausendbereich, während Gelb kälteres Gas mit hoher Dichte zeige. Zusammen ergeben diese ein realistisches Bild des galaktischen Zentrums und all dessen Sternen im Bereich einiger Lichtjahre.

Twitter-User erinnert dieses Spektakel an eine Szene aus dem Marvel-Superheldenfilm Doctor Strange (gespielt von Benedict Cumberbatch), um genauer zu sein an „Dormammu”, einem bösen Wesen aus einer anderen Dimension.

Und tatsächlich sind die Ähnlichkeiten verblüffend. Denn auch dort sorgt ein faszinierendes Farbenspiel für die Verkörperung des Nebulösen und von fremden Weiten. Doch wie uns das Nasa-Video zeigt, entspricht die Symbolik im Film nun fast der Realität. Dafür hat ein Twitter-User das passende Wort gefunden: “Awesome.”


du - und ich - wir sind nur jeweils kleinste einzelne sandkörner auf diesem erdball - und die erde wiederum ist nur ein winzigkleiner sandkorn in diesem unendlichen all...

ich bin bei den berichten von weltraum-expeditionen mit irgendwelchen satelliten oder auch den mond-besuchen usw. immer recht gespalten: 


  • auf der einen seite bin ich fasziniert von den bildern und den dimensionen und den unvorstellbaren weiten, die ich dank der digitalisierten technik sehen und aufnehmen darf: jetzt, hier und gleich nochmal - 
  • auf der anderen seite sehe ich die milliarden, die da hineinfließen, und die ja "wirtschaftlich" regelrecht unwiederbringlich verschlungen werden - da kommt außer faszination und " boooaaahhh toll eeeeiiiihhh" ja nicht ganz viel an echtem kapital zurück, so dass ich denke, das geld wäre wahrscheinlich auf der erde in afrika oder auch in asien und im umweltschutz besser angelegt.
ich bin da als "ästhet" echt unentschieden - auch weil ich denke, dass in manchen science-fiction-filmen per trick ähnliche erlebnisse gemacht werden können, wenn auch nicht auf diesem "realen" hintergrund ...

also - sei's drum - die bilder sind nun mal im kasten und von der nasa online gestellt: also - guten flug

und shalom und chuat choan und nix für ungut ...

ur-sprung


Teleskopverbund ALMA in Chile (Archiv): "Volltreffer gelandet" - Foto: Christoph Malin/ ALMA/ ESO/ DPA



Heino Falcke, 52, ist Professor für Astrophysik an der niederländischen Radboud-Universität in Nimwegen. Er ist Experte auf dem Gebiet der Interferometrie, dabei werden mehrere Teleskope zu einem einzigen, großen zusammengeschlossen. Falcke war einer der Initiatoren des Event Horizon Telescope (EHT). Mit dem Verbund von acht Observatorien gelang nun erstmals die Visualisierung eines schwarzen Lochs.

errechnetes simulationsbild zu einem "schwarzen loch" von einem falck-studenten


Forscher über schwarzes Loch

"Antworten zu den ganz großen Fragen des Lebens"

Das erste Foto eines schwarzen Lochs ist eine Sensation - was folgt jetzt? Der Initiator des Forschungsprojekts über hohe Adrenalinpegel, den Blick auf unsere Milchstraße und seinen Glauben an Gott.

Von Jörg Römer | spiegel-online - wissenschaft

55 Millionen Lichtjahre ist die Galaxie Messier 87 von der Erde entfernt - da brauchte es schon ein Kollektiv von gleich acht zusammengeschalteten Observatorien, um das schwarze Loch darin aufzunehmen. Eine astronomische Sensation, die zeitgleich weltweit auf mehreren Pressekonferenzen vorgestellt wurde.


Der erste Forscher, der in Brüssel vor die Kameras trat, war der Deutsche Heino Falcke. Im Interview erklärt er die Faszination schwarzer Löcher - und warum deren Erforschung so wichtig ist.




SPIEGEL ONLINE: Herr Falcke, als am Mittwoch das Bild von dem schwarzen Loch aus der Galaxie Messier 87 unsere Redaktion erreichte, standen plötzlich zahlreiche neugierige Kollegen um den Bildschirm. Warum sind schwarze Löcher so faszinierend?

Heino Falcke: Das sind die extremsten Objekte im Universum. Alles bewegt sich fast mit Lichtgeschwindigkeit um sie herum, hier herrschen die höchsten Energien, Gas wird unglaublich heiß, Zeit wird langsamer und scheint beinahe still zu stehen. Wir können schwarze Löcher nun sogar sehen, aber wir wissen nicht, was in ihnen vor sich geht. Darin kann alles passieren. Man kann hinein aber nicht mehr heraus. Das macht manchen Menschen Angst. Und hat etwas Mystisches, fast wie der Eingang zur Hölle.

SPIEGEL ONLINE: Erinnern Sie sich an den Augenblick, als Sie das Bild von M87 zum ersten Mal gesehen haben?

Falcke: Das waren erst nur Rohdaten. Wir hatten eine Kurve in einem Diagramm. Daran konnte man bereits erkennen, dass das schwarze Loch vielleicht von einem Ring umgeben sein könnte. Da ging mein Adrenalinspiegel hoch. Als dann das erste Bild kam und es wirklich ein nahezu kreisrundes Loch zeigte, war ich platt. Aus der Vorstellung wurde plötzlich Realität. Es war ein wenig so, als würde man das erste Mal einen Menschen treffen, den man lange kennt aber dem man nie gegenübergestanden hat. Eine Offenbarung.

SPIEGEL ONLINE: Wie liefen die Messungen ab?

Falcke: Wir hatten viel Glück. Als wir im April 2017 acht Teleskope unseres Verbunds auf die Riesengalaxie M87 gerichtet hatten, war das Wetter perfekt. Die Technik hat mitgespielt, das war vorher auch nicht immer so. Und das schwarze Loch war groß genug. Eigentlich haben wir gleich einen Volltreffer gelandet.

SPIEGEL ONLINE: Ähnlich wie beim Nachweis von Gravitationswellen hat die Darstellung des ersten schwarzen Lochs ein neues Kapitel in der Astronomie eingeläutet. Werden wir nur häufig solche Bilder zu Gesicht bekommen?

Falcke: Nein, das ist schon einzigartig. Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf unsere Milchstraße, in der wir das schwarze Loch Sagittarius A* beobachten. Aber es kann Jahre dauern, bis wir davon ein Bild vorliegen haben. Eines der EHT-Teleskope hatte kürzlich technische Probleme. Selbst wenn es wieder läuft, dauert es allein ein Jahr, um alle Observatorien wieder zusammenzuschließen. Außerdem gibt es noch ein anders Problem.

SPIEGEL ONLINE: Welches?

Falcke: Die Quelle variiert und für einen perfekten Blick auf die Milchstraße fehlt uns noch ein Teleskop auf der Südhalbkugel. Namibia liegt genau unterhalb der Milchstraße, deshalb planen wir eines auf dem mehr als 2300 Meter hohen Gamsberg. Der Standort ist im Verbund mit Chile und dem Südpol ideal, um eine günstige Verteilung im Netzwerk zu erreichen. Das Prinzip der Interferometrie besteht ja darin, dass mehrere Observatorien zu einem großen zusammengeschaltet werden.

SPIEGEL ONLINE: Wie könnten schwarze Löcher zukünftig vermessen werden?

Falcke: Irgendwann müssten wir in den Weltraum gehen und von dort aus beobachten. Bisher kratzen wir nur am Rand des schwarzen Lochs. In 20 Jahren können wir sie vielleicht in ihrer ganzen Pracht sehen. Aber dafür brauchen wir Geduld.

SPIEGEL ONLINE: Warum ist die Erforschung schwarzer Löcher eigentlich so wichtig. Schließlich entstehen dadurch hohe Kosten?

Falcke: Die Nachricht von der Visualisierung des schwarzen Lochs wurde weltweit mit Begeisterung aufgenommen. Ich glaube, das spiegelt die große Neugier der Menschen auf Antworten zu den ganz großen Fragen des Lebens und des Universums wider. Wir streben nach Erkenntnis. Und das macht Forschung nötig und möglich.

SPIEGEL ONLINE: Gibt es auch eine praktische Anwendung?

Falcke: Jeden Tag nutzen wir Daten, die Satelliten aus dem All an unsere Navigationssysteme im Auto oder im Handy senden. Ohne Einsteins Relativitätstheorie, die berücksichtigt, dass die Zeit dort oben etwas schneller läuft, wäre das nicht so präzise möglich. Unsere Erkenntnisse zeigen nun wohl, dass Einstein auch im Extremen richtig lag. Einstein hat seine Theorie vor über hundert Jahren aufgestellt. Oft ergibt sich erst nach Jahrzehnten ein praktischer Nutzen. Wer weiß, welcher sich bei uns ergibt.



Sie sind gläubiger Christ und predigen sogar gelegentlich in der Kirche. Wie passt das mit dem Wissenschaftler Heino Falcke zusammen?

Falcke: Es gibt zwischen Glaube und Wissenschaft mehr Parallelen, als man denken könnte. Beide suchen nach dem Grund von allem. Nur traut sich die Physik nicht, einen Schritt weiter zu gehen und die Frage nach Gott zu stellen. Ich glaube aber, dass der Mensch nicht nur aus Naturgesetzen besteht. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass da noch mehr ist. Wir haben Geist, Gefühl und Seele. Und diesem Bauchgefühl folge ich auch in der Wissenschaft oft.



textquelle: click here


also nicht nur jetzt auf das äußerst undeutliche bild eines "schwarzen lochs" im weltall achten - sondern auch gleichzeitig auf alles, was "dahinter liegt" - wer oder was es uns überhaupt ermöglicht hat mit unserer sinnes- und werkzeugausstattung hinter diese "kulisse" zu schauen und zu sinnieren.

heino falcke ist mit seinem kollegen harald lesch z.b. trotz aller abstrakten naturwissenschaftlichkeit in der lage, auch auf "gott" abzuheben, auf "jemanden" - wie falcke formuliert - der verlässlich hinter und in allem wesentlich ist und bleibt.

falcke sagt in einem der beiden videos in etwa: neben den exakten und verlässlichen naturgesetzen in und um uns müsse jeder mensch für sich eine "entscheidung" zu gott treffen: und er habe "ja" gesagt zu gott - und gott über die jahre auch zu ihm: da hat sich ein bleibender und stabiler dialog entwickelt zu und von gott - verbal und nonverbal ...- und ist ebenfalls zu einem bindenden exakt verlässlichen gesetz geworden - darauf kann er sich verlassen ...

und diese entscheidung zum miteinander mit gott trägt durch - und lässt ihn sogar in die schwarzen löcher blicken, die bisher nur "errechnet" worden sind ... - danke gott - und "tot ziens" (falcke arbeitet ja an der uni in nijmegen)

shalom und chuat choan - und nix für ungut

bilderstreit um nolde

Emil Noldes "Blumengarten - Thersens Haus" von 1915 – eben hing das Bild noch im Kanzleramt, jetzt musste es weichen - Abb. nach: © Jörg P. Anders/Nationalgalerie, SMB/bpk Nolde Stiftung Seebüll

  • ein "konkretes" poesie-gedicht von eugen gomringer  wird - über 50 jahre nach seiner fertigstellung - an der fassade einer berliner hochschule plötzlich übertüncht, weil eine handvoll schülerinnen dieser hochschule sich plötzlich und neuerdings in ihrer weiblichkeit diskriminiert fühlen und einen im text ganz zum schluss benannten "bewunderer" (in spanischer sprache) als "übergriffig" ausmachen.
  • songs der pop-ikone michael jackson werden von einigen radiosendern weltweit aktuell nicht mehr gespielt, weil zwei einstige "gespielen" nun nach jahrzehnten - angeblich "glaubhaft" behaupten, von jackson sexuell missbraucht worden zu sein: bei einem ähnlich gelagerten prozess traten beide "opfer" noch zu lebzeiten des künstlers erfolgreich als seine entlastungszeugen auf. eine derzeitig laufende mit fördermitteln finanzierte michael-jackson-ausstellung der deutschen bundeskunsthalle zu bonn - mit viel klimbim und kitsch um seine person - wurde deshalb auch stark kritisiert. - übrigens - jacksons "earth-song" wird sicherlich auf manchen "friday-for-future"-demos - hoffentlich - abgespielt ...
  • und das bundeskanzleramt wird für ein nolde-gemälde aus dem arbeitszimmer der kanzlerin zur leihgabe angefragt - für eine ausstellung in berlin, die die verstrickung emil noldes mit den nazis belegen soll: die kanzlerin will deshalb schnurstracks ein zweites nolde-werk aus diesem für sie vorübergehend (!) zur nutzung überlassenen arbeitszimmer an einer anderen gegenüberliegenden wand gleich mit loswerden. nach einigem hin und her bleiben nun die wände zunächst weiß - ohne kunstbehang - weil auch der "ersatz"-künstler, karl schmidt-rottluff, den die stiftung preußischer kulturbesitz daraufhin aus dem reichhaltigen magazin ziehen wollte und anbot, sich mal irgendwann zu jener zeit "antisemitisch" geäußert habe ...
  • bei anderen kunstwerken wird die "provenienz" - die "herkunftsgeschichte" - irgendwie in unterschiedlicher hinsicht infrage gestellt - und so weiter und so fort ...
Noldes Bild "Brecher" (1936) hing bis vor kurzem im Arbeitszimmer von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es zeigt eine riesige Welle unter einer blutroten Wolke. Das Bild wurde von den Leihgebern der Staatlichen Museen zurück erbeten, um eine aktuelle Nolde-Schau in Berlin zu bestücken, in der es um Noldes Verstrickungen in der NS-Zeit gehen wird. Zurückkehren wird der "Brecher" wohl nicht mehr ins Kanzleramt. bearbeitet nach © tollebild.com - und einer Vorlage mit Frau Merkel im Vordergrund von picture alliance/dpa DW:
also - der derzeit herrschende zeitgeist hat es verlernt, das einzelne kunstwerk als solches zu "sehen", zu interpretieren, zu deuten, es weiterzuspinnen für die eigene kreativität: der künstler dahinter wird überinterpretiert - was sich ja auch im normalen auktionsbetrieb der internationalen galerien abzeichnet... 

sinedi: unser kopf ist rund...
"unser kopf ist rund - damit das denken die richtung wechseln kann", hat der ebenfalls-künstler picabia seinerzeit formuliert. 
auch ein kunstwerk kann also - bei jedem menschen - egal welchen geschlechts, welcher herkunft, welchen alters, welcher hautfarbe, welcher sexuellen orientierung auch immer, den kopf zur richtungsänderung in der denke bewegen. und dabei spielt die "provenienz" des werkes und der lebenslauf und der werdegang des jeweiligen kunstschaffenden dahinter nur eine sehr marginale bedeutung. nur die schaffe an sich - die kunst - heißt es zu bewerten - sicherlich unter einbeziehung der bedingungen seiner schaffens- und entstehungszeit und der zuordnung zu den gängigen kunststilen und -epochen.

denn in den den einzelnen künstlerbiografien wird es immer auch irgendwelche brüche und verirrungen und irrtümer geben - oder gar verzweiflung und suizid. wir müssen die künstlerpersönlichkeiten ja auch nicht liebhaben oder gar mit dem kunstwerk mitheiraten - der künstler ist lediglich der produzent eines werkes, einer besonderen "ware", die er an die frau - an den mann - bringen will, für die er käuferschichten und sein publikum ansprechen will.

nolde selbstbild, 1917
wenn also ein künstler - wie z.b. emil nolde - von seiner kunst leben will und "publicity" machen muss und die werbetrommel rühren, dann muss er sich als kind seiner jeweiligen zeit dem herrschenden kunstbetrieb anpassen, sonst geht er einfach baden und wird nicht berücksichtigt. nolde sah nun - biografisch bedingt - die aufgabe, sich als person - gebürtig aus dem ländlich-bäuerischen friesisch-dänisch-deutschen grenzgebiet - dem finanzkräftigen deutschen "mainstream"-kunstmarkt anzubiedern - und hatte ja auch glück dabei: eine südseereise trat er im oktober 1913 gemeinsam mit seiner frau ada an - nämlich eine staatlich geförderte forschungsreise der „medizinisch-demographischen deutsch-neuguinea-expedition" des berliner reichskolonialamtes - mit den porträts vieler indigener "models". zuvor hatte er sich bereits im völkerkundemuseum in zahlreichen studien mit der kunst außereuropäischer völker auseinandergesetzt.

und damals war es nun mal "üblich", "fremde" menschen als "exoten" zu betrachten und zu beschreiben: eigentlich als spezies aus einer "anderen welt" - wissenschaftlich anthropologisch "rassistisch" eben - und weniger als "bruder oder schwester", als mit-mensch.

und diese zeit ging dann nach dem ersten weltkrieg allmählich über in diese tiefbraun verrückte nazi-zeit - die aber eben nicht "vom anderen stern" kam und dem "deutschen volk" von außen her übergestülpt worden wäre: sondern der mit pauken und trompeten verlorene erste weltkrieg, der zusammenbruch der monarchie, die allgemeine industrialisierung und die machenschaften und spekulationen der finanzwirtschaft streuten mitten in deutschland eine saat aus, die nun national, und zum teil auch über die grenzen hinaus, ertragreich aufging in diesen braunen "zeitgeist", der nun auch global und international je nach gusto bemüßigt wurde. um in dieser zeit zu leben und zu "über"leben - musste sich ein künstler versuchen anzubiedern, anzupassen, und diesem zeitgeist zu genügen. 

doch nun eckte nolde mit seinem expressionistischen "ausdrucks"starken und innerpsychisch entlarvend sensiblen malstil an: seine künstlerische schaffe passte plötzlich im deutschen sprachraum nicht mehr zur allgemeinen gesellschaftlichen denke. und natürlich musste man nun "bettelbriefe" schreiben, um "offiziell" weiter mit "von der partie" ...beziehungsweise...mit in der partei zu sein.

nolde-brief an goebbels


nolde hat schon frühzeitig gelernt, als randständiger "fischkopp- und bauernfriese" sich gut als künstler zu vermarkten: als postkartenmaler, dann eben in der "expedition" - und so kam er allmählich zu den großen galerien und museen und baute kontakte zu den agenten im damaligen kunstbetrieb auf - was alles allmählich undifferenziert mit in diesen "braunen" zeitgeist aufging - oder eben rechtzeitig ab ins ausland emigrierte.

nolde: die anbetung der könige - 1933 - das blonde jesuskind
als "halb-däne vom land" war nolde immer darauf erpicht, ein echter "deutscher" zu sein - und so wuchs er auch innerpsychisch allmählich mit in dieses fatale deutschtum hinein und ging darin auf - auch mit seinem künstlerischen "geschäft" liebäugelnd - was aber nun "von ganz oben" als "entartet" und "undeutsch" gegeißelt wurde.

und da bekam nolde natürlich zusätzlich "schwitzehändchen" und existenzängste - und er verstand die welt nicht mehr: der stets bewusst "deutsch" denkende und fühlende ehemalige expeditionsmaler des "reichskolonialamts" stand trotz nsdap-mitgliedschaft nun plötzlich im abseits und bekam angeblich sogar "malverbot" erteilt - ein umstand allerdings, der sich inzwischen in der aktuellen erforschung seiner biografie und der provenienzen seines geamtwerkes kaum mehr aufrecht erhalten lässt - und zu den fein gesponnenen "fake news" der bewusst eingesetzten geschönten "copyright identity" und des public-relations des künstlers selbst und später nach seinem tod der ersten gralshüter in der nolde-stiftung gehören - und dabei hatte er doch den "jesus" auf seinen religiösen bildern nie als "juden", sondern immer als blonden oder rothaarigen arisch einwandfreien heiland auf die leinwand gesetzt...

ich bin mein lebenlang ein "fan" von nordfriesland und damit eben auch von emil nolde, der hier zur landschaft gehört wie die wolken und das meer und dessen stiftung seebüll ich bestimmt schon 20-30-mal besucht und seine werke bewundert habe.

zuerst natürlich im namen des "deutschstunde"-mythos, wie er uns von siegfried lenz über nolde erzählt wurde - und wie ich sie zu meiner bildungsreifeprüfung - auch zur aufarbeitung der allseits verschwiegenen deutschen vergangenheit - bearbeitet habe.

allmählich dann aber mit der sich immer stärker verdichtenden gewissheit hin zum "nazi"-nolde, der nicht verstand, warum man seine so für ihn "ursprüngliche" deutsche kunst mit all den nordischen geistern und mythen und dem blonden jesus-kindlein im derben rustikalen pinselstrich des expressionismus in berlin als entartete undeutsche kunst brandmarkte und auch damals - wie heutzutage im kanzleramt - seine kunst abhängte und in den magazinen verschwinden ließ. sicherlich sehe ich sein oeuvre heute mit anderen augen als zu meiner "deutschstunden"-zeit: - aber seiner virtuosen farbgebung und seiner einzigartigen auch dekorativen umweltwahrnehmung und seinen fast surrealistisch-mystischen werknotizen und ausbrüchen tut das keinerlei abbruch ...

noch einmal zum mitschreiben: das kunstwerk, die jeweilige künstlerische arbeit, steht im mittelpunkt des betrachtens und des sich angerührtfühlens - oder eben die ablehnung ... - nicht die biografie und politische linientreue des künstlers - und so will ich es auch weiterhin mit emil nolde halten, der für mich einer der bedeutendsten künstler ist - und bleibt ... - und auf dieser linie akzeptieren ja sogar all die global aktiven #metoo-frauen auch einen pablo picasso.

ohne noldes nun feststehenden antisemitus und seine nazi-gesinnung in irgendeiner weise ent-schuldigen zu wollen, muss ich doch das ambivalente material gelebten lebens mit in meine gedankenfiguren von rückbesinnungen einzelner miteinbeziehen: lebensbrüche, ent-täuschungen sind in wohl jeder biographie enthalten, wenn sie denn tatsächlich "gelebt" wurde: das leben verläuft nicht "glatt" - oft ist es die pure not oder der zeitgeist rundherum, der re-aktionen auslöst... und passt das ambivalente Material gelebten Lebens in diese Gedankenfigur ein.


nolde: abendmahl - jesus mit rotem haarschopf


und eins wüsste ich: eine arbeit zum beispiel von mir - sollte sie jemals aus irgendeinem grunde an prominenter stelle im www.-internet eingestellt sein - würde mit blick auf meine links-grün-versiffte "68-er" durchgangszeit und meine kriegsdienstverweigerung während des grundwehrdienstes und meiner anschließenden berufstätigkeit "im sozialen" - und der jetzigen forschungs- und dokumentationsarbeit hinsichtlich der "euthanasie"-ermordung meiner tante - eine solche arbeit würde sicherlich von "rechtsrum" denkenden menschen ebenso gnadenlos gelöscht werden: egal, was das "motiv" sein würde ... 





weißbuntes magnoliengeblüt




aufgehängtes "weißbuntes magnoloiengeblüt"


Christo: Die Verhüllung des Triumphes - "Burka" contra "Striptease"

sinedi-photo|graphic|bearbeitung


Der Verpackungskünstler Christo nimmt sich als nächstes den Arc de Triomphe vor: Das Pariser Wahrzeichen wird vom 6. bis 19. April 2020 unter speziell beschichteten blausilbrigen, wiederverwertbaren Stoffbahnen verschwinden, wie das Centre des Monuments nationaux und das Centre Pompidou bekannt gaben. Etwa zeitgleich von Mitte März bis Mitte Juni zeigt das Centre Pompidou eine Ausstellung über die Pariser Zeit des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude, die sich bereits mit der Verhüllung des berühmten Pont Neuf 1985 in der französischen Hauptstadt verewigt hatten.

Christo verhüllt den Triumphbogen

Genehmigung erteilt: Kommenden April wird der Künstler das weltberühmte Denkmal in silberblauen Stoff schlagen. Die Kosten in Höhe von rund zwölf Millionen Euro trägt der 83-Jährige selber Paris. Die ersten Zeichnungen stammen aus dem Jahr 1962. Bereits vor 57 Jahren träumten Christo und seine 2009 verstorben Frau Jeanne-Claude davon, den Pariser Triumphbogen zu verhüllen. Vergangene Woche nun gab das französische Zentrum Nationaler Denkmäler bekannt, dass es diesem Vorhaben des international bekannten Verpackungskünstlers zugestimmt hat.

„Ich habe alle Genehmigungen in Rekordzeit erhalten und freue mich wie ein kleines Kind“, bestätigte der in New York lebende 83-Jährige jetzt der Pariser Zeitung Journal du Dimanche.

Fünf Tage und Nächte kann das Kunstwerk besichtigt werden

Die Arbeiten des in Bulgarien geborenen Christo Wladimirow Jawaschew und seiner französischen Frau Jeanne-Claude haben immer wieder für weltweites Aufsehen gesorgt. 


Das war auch 1995 so, als sie den Berliner Reichstag verpackten oder 1985, als sie die älteste Brücke von Paris, den Pont Neuf, in sandfarbenes Tuch hüllten. „Ich bin ein Optimist und sehr hartnäckig“, erklärt Christo heute und erinnert daran, dass sich die Verhandlungen für die Verhüllung des Reichstages über 23 Jahre hinzogen und der damalige Pariser Bürgermeister sowie spätere Staatspräsident Jacques Chirac dem Verpacken des Pont Neuf erst nach neunjährigem Zögernseinen Segen gab.

Doch diesmal lief es ganz anders. Im vergangenen Herbst war Christo nach Paris gereist, um eine ihm gewidmete Ausstellung im Centre Pompidou vorzubereiten, die im April 2020 eröffnet wird. Bei dieser Gelegenheit fragte ihn Philippe Bélaval, der Direktor des Zentrums Nationaler Denkmäler, ob er nicht auch ein eigenes Projekt auf dem großen Platz vor dem Museum für Moderne Kunst verwirklichen wolle. „Nicht dort“, will Christo geantwortet haben, „aber mich interessiert es schon lange, etwas mit dem Triumphbogen zu machen“.

Laut dem Künstler soll Bélaval die Idee sofort aufgegriffen und auch die Zustimmung von Präsident Emmanuel Macron sehr rasch erwirkt haben.

Frankreich wird Christo den Triumphbogen vom 6. bis zum 19. April 2020 gänzlich überlassen. Acht Tage sind vorgesehen, um das Kunstwerk in Szene zu setzten. Solange dürfte eine halbe Hundertschaft von Alpinisten benötigen, um das 50 Meter hohe, 45 Meter breite und 22 Meter tiefe Denkmal in rund 25.000 Quadratmeter silberblauen Polyamid-Stoff zu verpacken.

Fünf Tage und Nächte soll der verhüllte Triumphbogen anschließend zu besichtigen sein. Natürlich weiß Christo, dass die Gelbwesten das berühmte Denkmal Anfang Dezember verwüsteten, was umfangreiche Restaurierungsarbeiten nötig machte. Ebenso wisse er um die Bedeutung des „Arc de Triomphe“ als nationales Symbol, fügt der Künstler hinzu, „und um die Bedeutung dieser mir erwiesenen Geste“.

Eine finanzielle Unterstützung erhält Christo allerdings nicht. Er verpflichtete sich stattdessen, die von ihm auf zwölf Millionen Euro geschätzten Kosten der Verhüllung aus eigener Tasche zu bezahlen

Ein „außergewöhnliches Schauspiel“ verspricht der Künstler den Pariser Einwohnern und Touristen aus aller Welt, die kommendes Frühjahr den Place de l’Etoile im Herzen der Seine-Metropole besuchen.

Das Polyamid-Tuch soll von roten Seilen gehalten werden. Da das silberblaue, von dem Grevener Unternehmen Setex angefertigte Polyamid-Tuch nicht auf den Triumphbogen geklebt, sondern von roten Seilen gehalten werden soll, dürfte die Verhüllung die Konturen des Triumphbogens laut Christo „gleichzeitig betonen und verfremden. Und sollte Wind aufkommen, wird sich die Form des Denkmals ständig verändern, ja der Eindruck entstehen, dass es sich bewegt“.

Christos einziges Bedauern ist es, dass seine Frau diese Augenblicke nicht mehr erleben kann. „Wir haben uns seit den ersten Zeichnungen immer wieder vorgestellt, den Triumphbogen zu verpacken. Aber wirklich in Angriff nehmen wollten wir das Projekt nie, weil wir überzeugt waren, dass die Behörden es niemals zulassen würden. Wenn ich es jetzt dennoch verwirkliche, tue ich das auch in ihrem Namen“, betont der 83-jährige Künstler.






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Film: „Christo – Walking on Water“ 

Im Sommer 2016 ermöglichte die Installation „The Floating Piers“ von Christo 16 Tage lang einen Spaziergang über das Wasser des Iseosees nahe Brescia. 
Der dramaturgisch versierte Dokumentarfilm „Christo – Walking on Water“ von Andrey Paounov zeichnet die Entstehung der 15 Millionen Dollar teuren Installation nach und porträtiert den bulgarischen Künstler als Realisator eines hochkomplexen, von vielen Hindernissen erschwerten Großprojekts, ohne sich in der filmischen Konservierung der zeitlich limitierten Aktion zu erschöpfen. 
Neben dem Kunstprojekt geht es um den Künstler zwischen Beruf und Berufung, Inspiration und Energie, Stille und Trubel sowie um eine überwältigende Schönheit zwischen Orange und Dahlienblau. Sehenswert.
christo projekt "floating piers" in brescia/norditalien



Text: NEUE WESTFÄLISCHE, Dienstag 09. 04.2019 - S. Kultur/Medien



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statt einer eigenen neuen umfassenden "interpretation" und "deutung" möchte ich hier einige richtungsweisende oder "enthüllende" zitate über die jahre von und zu den christos bringen: 

„Er begann zu verhüllen. Christo verhüllte Dosen, Flaschen, Stühle, ein Auto – einfach alles, was er finden konnte, Alltagsgegenstände, die weder besonders schön noch interessant waren. Stillschweigend setzte er voraus, daß jedes, aber auch jedes Objekt seinen Platz in der Kunst haben konnte. Es gab für ihn keine Hierarchien der künstlerischen Ausdrucksformen und Inhalte.“Jacob Baal-Teshuva: Christo & Jeanne-Claude. Köln 1995, S. 17.


Auf die schon 1975 gestellte Frage: „Mit Ihren ‚Empaquetagen’ spielen Sie auch auf die vorherrschende Rolle der Verpackung in unserer Zeit an. Ist darin eine Kritik an unserer Konsumgesellschaft enthalten?“, antwortete Christo: „Nein, ich will damit nicht kritisieren, sondern gewisse Evidenzen aufzeigen. […] Ein Kunstwerk hat ein eigenes Leben, und es ist – wie das Leben selbst – äusserst komplex. Man könnte meine Arbeit eher als Humor bezeichnen. Der Mensch sucht sein Privatleben zu verbergen. […]. Die Bäume bedecken sich im Sommer mit Blättern, das ist dasselbe. Es ist dies eine sehr tiefe Frage der Existenz“.

„Ja, die Vieldeutigkeit ist das Wichtigste in der Kunst. Nichts ist bestimmt, alles ist verwickelt“ - neudeutsch: "was für ein 'wiggel'".

Das Ergebnis der Projekte und damit auch die Bedeutungen, die von vielen darin gesehen werden, wurden von dem Künstler in den 1970er Jahren bereits als „offen“ bezeichnet, „wenn das Werk fertig ist, kann jeder, der es sieht, seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Ich will mich da nicht einmischen. […]. Ich kenne seine Entfaltung selbst nicht, ich muss es sich organisch entwickeln lassen“. 

Und mehr als zwanzig Jahre später hat sich daran wenig geändert. Zur Reichstagsverhüllung sagte Christo: „Unsere Arbeiten übersteigen unsere Vorstellungskraft. Wir können die ganze Bedeutung des Projektes nicht festlegen. […] Genauso kann ich nicht vorhersehen, wie die Deutschen den Reichstag sehen werden. Deshalb sind unsere Projekte offen und lassen jede Interpretation zu“. Jeanne-Claude ergänzte: „Das Projekt ist ein Spiegel, alle Interpretationen sind denkbar. Auch die Ablehnungen sind Teil dieses Spiegels“.


etwas vehüllen, etwas einpacken, ist ja heutzutage in jedem supermarkt zum leidwesen für den umweltschutz gang und gäbe. jede gurke wird heute an der salattheke in plasik gesteckt - und alle gegenstände sind wegen der vorteilhaften platzsparenden container-verpackung oft aufwendig in kartonagen verpackt und in folien geschweißt - sogar aufgrund detaillierter europaweiter normverordnungen.

etwas verpacken, verhüllen, etwas verbergen, verschleiern oder ummanteln oder eine burka tragen bzw. etwas hinter einem vorhang verschwinden lassen, verschämtheit und geheimnis - ist immer das gegenteil von: entblößen, offenlegen, ausziehen, striptease, klarheit und eindeutigkeit - und vielleicht sogar von ehrlichkeit und überprüfbarkeit... 

aber das trifft den kern der botschaft der christos nur peripher: denn ihnen geht es in erster linie darum, die verwandlung von "alltäglichen" routine-anblicken und innerlich "eingebrannten" silhouetten und fassaden zu erschüttern und neu herauszufordern mit sich im wind nochmal verwehenden folien-verschnürungen auch großer und prominenter monumente und bauprojekte.

mal in der realität etwas ganz neu "wahr"-nehmen - woran sich ja vielleicht ganz neue innerpsychische assoziationsketten bahn brechen - in jeder/jedem anders - je nach sozialisation und kulturellem background.

die verhüllungswerte lassen also im tätigen "verbergen" und "vergehen" gleichzeitig im inneren kino etwas neues entstehen ... - wenn frau/man die kraft haben, sich auf einen solchen inneren trip einzulassen ...

also - nix für ungut - und chuat choan ...




neue bilder aus 100 jahren geschichte: erna kronshage und die lwl-kliniken gütersloh

am 5.04.2019 zeigte der wdr in der lokalzeit owl einen 4,5-min. beitrag zum 100-jährigen bestehen des lwl-klinikums gütersloh, das 1919 - nach dem 1. weltkrieg - schließlich voll in betrieb genommen wurde.

die bildsequenzen belegen, welchen stellenwert die "industrielle" massen-psychiatrie bis in die 70er/80er jahre hatte, ehe dann mit der psychiatrie-enquete 1975 eine gewisse wende hin zur "sozialen psychiatrie" - einhergehend mit einer auflösung der groß-psychiatrien, einer differenzierteren ambulanteren diagnostik und behandlung mit kürzeren einzelfall-verweildauern eingeleitet wurde - so wie sie wohl auch erna kronshage bereits für sich als hilfe zur genesung erwartet hatte ... 

  • aber "wikipedia" schreibt lapidar über gütersloh zu der zeit: 
"während der zeit des nationalsozialismus wurde ab 1936 die fürsorge für psychisch kranke und geistig behinderte auf die nationalsozialistische rassenhygiene ausgerichtet. in den jahren 1940 bis 1943 wurden 1.017 patienten als 'gänzlich gemeinschafts- und arbeitsunfähig' eingestuft und in tötungsanstalten deportiert. im jahr 2014 wurde eine gedenkstätte für die opfer eingeweiht."


das leidensporträt meiner tante erna kronshage (* 1922 - + 1944) ist mit gütersloh eng verstrickt:

  • 1942 ließ sie sich dorthin  in die "heil"anstalt einweisen, um eine persönliche überforderungs- und verstimmungssituation rasch zu überwinden,
  • hier verpasste man ihr jedoch rasch die zweifelhafte "erbkrankheits"-diagnose: "schizophrenie", 
  • die dann 1943 auf antrag des dortigen anstaltsleiters dr. werner hartwich nach zwei verhandlungen zur zwangssterilisation führte - 
  • im herbst 1943 wurde sie dann schließlich von dort "als gemeinschafts- deportiert zur tötungsanstalt tiegenhof bei gnesen (heute dziekanka/gniezno in polen), wo sie mit weiteren ca. 5000 psychiatriepatienten am 20.02.1944 ermordet wurde.

das martyrium von der einweisung bis zur ermordung erstreckte sich insgesamt über einen zeitraum von gerade einmal 484 tagen (!) ...

die autorin dieses wdr-beitrages, bärbel wegener, schrieb mir dazu u.a.: "erna kronshages geschichte ist immer noch am besten dokumentiert, ich würde sie zu diesem anlass gerne nochmal aufgreifen.*)" -

hier also eine kopie dieses beitrages zum 100-jährigen ... 

click here









*) frau wegener hatte 2014 einen beitrag zu erna kronshage (click) gemacht ...

der moment, als das votivbild anfing sich aufzulösen

sinedi|art: der moment, als das votivbild anfing sich aufzulösen

Vo·tiv·bild / Votívbild/
Substantiv, Neutrum [das]
einem Heiligen aufgrund eines Gelübdes geweihtes Bild (das oft den Anlass seiner Entstehung darstellt)

Votivgaben oder Votive (von mittellateinisch vovere, ‚geloben‘) sind Gegenstände, die aufgrund eines Gelübdes bzw. Verlöbnisses[1] als symbolische Opfer einer überirdischen Macht öffentlich dargebracht werden. Dies geschieht insbesondere für die erfolgte oder gewünschte Rettung aus einer Notlage und häufig an einer kultischen Stätte.

In der katholischen Kirche waren besonders im Barock Votivbilder (Votivtafeln) verbreitet, die die wundersame Errettung aus einer Notsituation darstellten und mit dem schriftlichen Hinweis ex voto (lat. ‚wegen eines Gelübdes‘, von votum, ‚Gelübde‘) versehen waren.

Das zu einer Votivgabe führende Gelübde bezeichnet man als Votation, die das Gelübde ablegende Person als Votanten. Als Votivschatz bezeichnet man sowohl die Gesamtheit der an einem kultischen Ort gesammelten Votivgaben als auch einen archäologischen Fund, der hauptsächlich aus Votivgaben besteht.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Votivgabe


tja - was ist das denn? wenn die strahlkraft allmählich aus dem votivmotiv tropft - die source - als soße - sich verflüchtigt. 

wenn man also in der gnadenkapelle steht - im rücken das gnadenbild des oder der heiligen selbst spürt - und du hörst plötzlich ein knacken - ähnlich dem knacken eines "knackfrosches" - und du blickst dorthin, von wo dieses knackige geräusch kommt: und dann siehst du die bescherung: es ergießt sich etwas, aus dem votivbild heraus: und der anlass des gelübdes entleert sich, verliert an kraft - entäußert sich - ja - übergibt sich geradezu würgend ...

und was übrig bleibt - das ist wie ein zauberstab ohne kraft und saft, ohne jegliche elektromagnetische oder spirituelle wirkung - ohne heiligem feuer - ohne magie - völlig entgeistert - aller zauber beraubt - dahin - zurück bleibt der frame des bildes, das sich nun aus-ge-framingt hat - es hat sich erledigt ...

das ist auch das erschröcknis selbst: diese end-gültigkeit - dieses fallen aller schuppen von den augen: wo ich eben noch eine ganz zarte aureole aus feinsten zerstäubten wölkchen von verdampften lichtmolekülen aller farbnuancen vermuten durfte - bleckt mir nun der angegraut ramponierte und unter abnutzungsreibungen fast glänzende binderfarbenanstrich auf der schnöden nach heutigen maßstäben schlecht verputzten kirchenwand aus dem 9. jahrhundert dahinter entgegen - allem mystischen jäh beraubt.

wenn sich ein schwur - ein gelübde - verflüchtigt - ist das ja wie ein aktiv ausgeführter meineid zusehenden auges, wie die drei finger, die bei einem solchen lügenschwur hinterm rücken nach unten zeigen...

vielleicht hat aber auch das gelübde einfach seinen "zweck" erfüllt: das ab'be bein ist wieder angewachsen - der 50-€uro-schein wiedergefunden - und die oma lebt doch noch - auf die man einfach gesetzt hatte: der votivanlass hat sich einfach vom acker gemacht - hat sich just erledigt ...

und ich hielt stand - standhaft habe dieses geschaute phänomen verschwiegen: dem küster, der just den lachsfarbenen tulpen auf dem altar neues wasser gab - und auch der zugehfrau, die mit einem baumwolllappen die gesangbücher entstaubte ...

wenn ihr so etwas mitbekommen wollt - müsst ihr die augen und ohren schon mal offenhalten: bindungen - liebe - ein hingezogensein - tiefe verehrung - auch das alles hat mal ein ende: schnipp-schnapp ...

auch votivgaben können irgendwann entsorgt werden - zumindest sollte aber zuvor der stiftername unkenntlich gemacht werden: durch umdrehen der votivgabe - durch löschen des ewigen begleitenden lichts - durch kratzen mit der eisenbürste auf dem weichen 989-er silber ...

vergelt's gott - und sei getrost: gott wohnt nicht (mehr) in mauern ...


übrigens: alle briten können dieses phänomen beim sogenannten "brexit" nun im weltlichen politicum verfolgen: wenn sich nur scheinbar etwas erledigt hat - und man statt identität zu gewinnen, spürt, dass identität verlorengeht, sich abzieht ... - aber ich schwafele schon wieder ganz unbritisch ...