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mein oster-spaziergang

mein oster-"spaziergang" war gestern eine fahrt zum "kahlen asten" nach winterberg im sauerland. ich liebe diese stimmung dort, weil sie mich auch immer etwas an "urlaub" erinnert mit den vielen motorrad-bikern dort und den vielen "touris" aus den niederlanden und belgien, die in winterberg und in willingen ihre bergwelt- und alpensehnsucht stillen: ein kurzurlaub also für ein paar stunden - mit der entsprechenden "infra-struktur"...

auf dem weg dorthin hörte ich im wdr die vormittags-sendung "ostersonntag", in der die hörer gefragt wurden, was sie ostern unternehmen - (sie sollten dann mails schreiben oder anrufen) - und in der von der wdr-redaktion vorschläge gemacht wurden, für einen ostersonntags-ausflug.

und u.a. interviewte dann der sendungs-redakteur marco schreyl einen waldexperten zu den vorzügen eines osterspaziergangs im wald: und dieser "förster" war ganz in echt "be-geistert" - im wahrsten sinne des wortes: er bedauerte, wie "wald" heutzutage vielerorts zu einem reinen wirtschaftsfaktor in bezug auf "holz" verkommen ist, in dem das eigentliche ökosystem "wald" in seiner gesunden und widerstandsfähigen diversität gegen stürme und dürre oder nässe um des profits willen eingeschränkt wird. 

um das ursprüngliche wieder zu erleben, müsse man eigentlich zu waldparzellen zurückkehren, die ur-wald ähnlich sich selbst überlassen sind. und dann könnten wir erleben, wie in einem wald die glückshormone im menschen aktiviert werden, wie  diese glückshormone angestachelt werden: da sind nämlich die wald-duftstoffe und ätherischen öle der bäume (die sogenannten terpene) - und auch die gerüche von walderde, pilzen, blumen, moos, blättern und harzen wirken positiv auf die psyche und die körperliche gesundheit. genieße die beruhigende stille im wald, um von innerer unruhe zu mehr ruhe zu finden. 

denn aus dieser "lebensküche" wald entstammt der ur-mensch und die meisten tiere, so die vermutung des waldpropagandisten - und im wald kehrt man quasi in den uterus der menschheit in all seiner natürlichkeit ein. 

und man könne auch geradezu "sehen", wie die bäume miteinander kommunizieren, wie sich ihr laub an verschiedenen(!) stellen ganz unterschiedlich neigt und bewegt und rauscht, auch ohne windzug von außen - und wie eigentlich ursprünglich jeder baum darauf achtet, welcher nachbar zu ihm aufwächst, den er dann mit hochpäppelt und schützt und nährt - schon durch das wurzelwerk, das alle mit allem verbindet und impulse weiterleitet.

wahrhaft österlich wurde es dann, als er berichtete, wie aus dem immer mehr verrottenden "totholz" sich irgendwann neue triebe bilden, die sich vom zerbröselten torso des altholzes nun ernähren.



  • welch ein bild: aus dem "totholz" entwickelt sich das neue leben - und am besten dann, wenn es vom menschen einfach unberührt liegenbleibt: das ist doch fantastisch - und echt österlich ...
gefallener rest meines baumfreundes
mit diesem hochgefühl an erkenntnis kam ich auf dem kahlen asten an, wo ich schon früher immer einen altes abgetakeltes baum"gerippe" besuchte, das sich kahl und geschunden anfangs wie eine alte einzinkige forke noch in den himmel reckte, aber so vor ca. 7-8 jahren aus dem aufrechten stand zu boden gesunken war - entweder niedergerungen von dort randalierenden wandalen - oder eben vor altersschwäche niedergesunken und umgekippt.

ich habe damals zu seinen ehren ein kleines video gemacht, mit alexandras song: "mein freund, der baum, ist tot..." (s.u.)

seitdem führt mich mein weg alle paar monate immer wieder nun zu seiner lagerstatt, wie er dort weiter vor sich hin bröselt. und bisher war es meist ein gefühl von trauer, das mich erfüllte, wenn ich ihn da so verrotten liegen sah ...

neues leben aus meinem alten baumfreund
doch nun - nach der "ostersonntags-waldpredigt" im wdr vom waldexperten - sah ich den alten baumrest neben all seine leidensgefährten hier oben auf dem "kahlen asten" mit ganz anderen und hoffnungsvolleren augen.

der 842 meter hohe berg - mehr bergrücken als berggipfel - heißt ja wohl '"kahler" asten' weil wind und wetter hier oben all den bäumen in der hier dominierenden zwergstrauch-hochheide mit heidelbeer- und ginstergesträuch den baum-sprösslingen und sämlingen auch durch die beweidung mit schafen und ziegen immer wieder rasch den garaus machen - und die baumgrenze hier eben durch entsprechende beweidung und rückschnitte unterhalb künstlich auf ca. 800 meter gedrückt wurde. 

nun aber - sensibilisiert durch die worte des waldexperten im radio zuvor - hatte ich plötzlich meinen österlich fokussierten und selektierenden blick auf all die jungen sprösslinge und triebe, die sich aus dem oft vermoosten und mit heide durchwirkten wurzelwerk des altholzes der baumstümpfe dennoch kraftvoll einen weg bahnten und noch nicht von den weideschafen und -ziegen verbissen wurden.

  • nochmal: aus dem "totholz" entwickelt sich also neues leben - immer wieder neues sterben und erneutes sprießen - und am besten passiert dieser ganz natürliche "gottgegebene" kreislauf von tod und leben im wald und wohl auch anderswo dann, wenn er vom menschen einfach in ruhe und sich selbst überlassen wird, ohne beweidung durch schafe und ziegen, die ja hier aufs hochheide-"naturschutzgebiet" aus landschafts"schutz"gründen hochgetrieben werden.
das ist ja die alte diskrepanz: ob die natur"schützer" es besser machen als der/die/das natur"schöpfer"...

Diesen Baum-Krüppel besuchte ich seit Jahren oben auf dem Kahlen Asten. Vor einiger Zeit nun war er gewaltsam umgekippt worden - von Menschen, die  seine Eigenart und sein Alter nicht achteten ... - Wenn Du auf das Bild clickst beginnt eine Nachruf-Slideshow ...






Erfolgsgenre Naturliteratur
Mein Freund, der Baum

Über den Boom der Bücher, die „geheime“ Natur als funktionierendes soziales Gefüge feiern.


Von Arno Frank | taz 

Während ich diesen Text schreibe, vertrocknet draußen auf dem Balkon der Pfennigbaum. Ich lasse ihn seit Wochen leiden, vermutlich. Ansehen kann ich ihm seine Qualen noch nicht, er speichert das Wasser in seinen dicken Blättern und wirkt ganz zufrieden. Könnte er aber reden, er würde mich sicher ansprechen: „Sorry, Alter, wie wär’s mal wieder mit der Gießkanne? Außerdem kitzeln mich die Ameisen!“

Die Insekten sind in der gleichen Erde, in die er seine Wurzeln geschlagen hat, und schicken bisweilen Scouts auf der Suche nach Süßem in die Wohnung. Was sie sonst noch treiben, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglicherweise leben sie in Symbiose mit dem Pfennigbaum oder anderen Pflanzen da draußen.

Wollte ich das alles genau wissen, hätte ich es wesentlich leichter als noch vor ein paar Jahren. Auf der Suche nach entsprechender Literatur über Insekten, Pflanzen, ihre Befindlichkeiten und Wechselwirkungen würde ich im Buchladen nicht mehr gemustert wie ein wunderlicher Kauz. Im Gegenteil. Natur hat Konjunktur.

Bestseller Baumbuch

In Deutschland hat der Förster Peter Wohlleben den Wald und seine Bewohner wieder in Erinnerung gebracht – in seinem Erfolg nur noch vergleichbar mit Sabine Bode, die den Bewohnern der zerbombten deutschen Städte eine Stimme gegeben hat. Bücher wie Wald ohne Hüter, Bäume verstehen oder Mein Wald erscheinen noch weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. 2015 landete er mit Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt einen Bestseller.

Es ist kein trockenes Bestimmungsbuch und keine Anthologie. Hier kleidet der Fachmann seine Begeisterung in eine Sprache, für die seine Leserschaft empfänglich ist. Gerade so, wie Stephen Hawking in Eine kurze Geschichte der Zeit astrophysikalische Phänomene wie die Quantenmechanik oder Schwarze Löcher einem Laienpublikum erklärte, bringt Wohlleben forstwirtschaftliche Erkenntnisse unter die Leute. Er tut dies „augenzwinkernd“ und in Anlehnung an eine märchenhafte Sprache, vor allem aber mit hemmungslosen Anthropomorphismen.

Wenn Altes vergeht und Neues wird, klingt das bei ihm so: „Eines Tages ist es endlich so weit. Der Mutterbaum hat die Altersgrenze erreicht oder ist krank geworden. Im prasselnden Platzregen hält der morsche Stamm die schwere Krone nicht mehr und bricht splitternd auseinander. Wenn der Baum auf den Boden aufprallt, erwischt es auch ein paar wartende Sämlinge. Der Rest des Kindergartens bekommt durch die entstandene Lücke ein Startsignal, denn nun können sie nach Herzenslust Fotosynthese betreiben.“

Die Reromantisierung von Natur

Dergleichen wärmt das Herz und nährt den Verstand. Vor allem vermittelt es eine Vorstellung von der Natur als soziales Gefüge, von dem wir entfremdeten Menschen uns eine Scheibe von abschneiden sollten. Mit neuen Enthüllungen über Das geheime Netzwerk der Natur. Wie Wolken Bäume machen und Regenwürmer Wildschweine steuern erweitert der schreibende Förster nun die Bresche, die er in den deutschen Buchmarkt geschlagen hat – der nun von vergleichbaren Werken geflutet wird. Es ist eine Reromantisierung im Gange.

In Der Gesang der Bäume schlägt der US-Biologe David G. Haskell in die gleiche Kerbe, zugleich aber einen noch poetischeren Ton an. Wie ein Pilger nähert er sich einem Pfirsichbaum in Manhattan, einem Olivenbaum in Jerusalem oder einer Pappel in Denver. Pflanzen treten hier als Persönlichkeiten auf, denen der Spezialist ökologische Botschaften über „die verborgenen Netzwerke der Natur“ ablauschen kann.

Sachlichere Literatur erklärt uns, wie wir mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten wieder zu Selbstversorgern werden können, welche Kräuter am Wegesrand welche Krankheiten heilen und wie leicht es ist, auch in der Stadt unter die Imker zu gehen. Nebenbei sickert ökologisches Bewusstsein bereits in die Literatur, beschwört ein aktueller Bestseller wie Die Geschichte der Bienen (Maja Lunde) ebenfalls exakt jene schicksalhafte Vernetzung von Mensch und Natur, die augenscheinlich gerade in Auflösung begriffen ist.

Sehnsucht nach dem Magischen

Dabei steht diese Sehnsucht nach einer Wiederverzauberung der Welt in einer langen Tradition. Jeder Fortschritt ist ein Stolpern nach vorne, ins Ungewisse, und weckt das Bedürfnis nach Rückversicherung. So war bereits die ursprüngliche Romantik eine Abwendung von den klassischen Idealen der Aufklärung, eine Besinnung auf Märchen und Mythen einer „eigenen“ Kultur, im Hinblick auf eine „beseelte“ Natur noch verstärkt durch die Verheerungen der beginnenden Industrialisierung ab dem späten 18. Jahrhundert.

Auf die industrialisierten und globalisierten Gemetzel des „Großen Krieges“ folgten Lebensreform und „Luftbäder“, und der Nobelpreisträger Maurice Maeterlinck empfahl Das Leben der Bienen, Das Leben der Ameisen oder Das Leben der Termiten als Vorbilder für ein gedeihliches Miteinander auch der Menschen – sozusagen ein erweiterter Völkerbund und Einbeziehung der Insektenvölker, ergänzt um die vegetative Intelligenz der Blumen.

Die New-Age-Bewegung als Reaktion auf das Atom- und Raumfahrtzeitalter hat nur Gesänge euphorischer Laien hervorgebracht. Damit ist es heute nicht getan. Der aktuelle Fortschrittsschock ist von Globalisierung, Digitalisierung und Virtualisierung verursacht. Das Gefühl der allgemeinen Entgrenzung bei gleichzeitiger Vernetzung erzeugt keine Euphorie mehr, sondern Agoraphobie. Bücher wie Das geheime Netzwerk der Natur oder Der Gesang der Bäume knüpfen in ihrem zärtlichen, beschwörenden und Achtsamkeit gegenüber der Schöpfung einfordernden Ton direkt an Maurice Maeterlinck an.

Aufklärer als Esoteriker

Hier schreiben Experten. Es sind die Aufklärer selbst, die sich als ganz unverhohlen als charismatische Esoteriker anbieten – also als Eingeweihte, die ihr „Geheimwissen“ vermitteln, bei aller Neoromantik freilich befreit von übersinnlichem Brimborium. Ihr wissenschaftlicher Blick auf das Kleine, Analoge und Greifbare suggeriert eine Übersichtlichkeit, die in unübersichtlichen Zeiten ungeheuer erholsam wirken kann.

Der eigentliche Trost allerdings ist ausgerechnet in den rituellen Ermahnungen zu Einfühlung, Achtsamkeit und Demut verborgen. In ihnen steckt die Botschaft, dass es doch noch eine Wende zum Guten geben könnte, dass wir selbst es in der Hand haben, dem Fortschritt eben nicht hilflos ausgeliefert sind.

Zu diesem Zweck müssen wir nicht einmal unser Leben ändern. Es genügt, wenn wir uns „entselbsten“, wie David Haskell schreibt, und unsere bescheidene Rolle im geheimen Netzwerk annehmen. Es genügt, wenn wir den Pfennigbaum gießen.

  • Peter Wohlleben: Das geheime Netzwerk der Natur. Ludwig, 2017. – 224 Seiten., 19,99 Euro.
  • David G. Haskell: Der Gesang der Bäume. Kunstmann, 2017 – . 288 Seiten., 22,99 Euro.



der redaktör - der hat es schwör ...


Die ganze Titelgeschichte 
aus
SPIEGEL 17/2019 - 

liest du hier [click]
...
Der Him­mel trös­tet nicht

Die Pre­digt zum Kar­frei­tag, die Ella de Groot vor sie­ben Jah­ren ge­hal­ten hat, lässt sich heu­te noch auf YouTube an­schau­en. Sie wur­de da­mals im ers­ten Pro­gramm des Schwei­zer Fern­se­hens über­tra­gen und hat ei­ni­ge Zu­schau­er scho­ckiert.

Vor ih­rer pro­tes­tan­tisch-re­for­mier­ten Ge­mein­de in Muri-Güm­li­gen bei Bern spricht die Pas­to­rin über das Kar­frei­tags­ge­sche­hen, die Kreu­zi­gung des Je­sus von Na­za­ret in Je­ru­sa­lem. Sie knüpft an das Mar­ku­sevan­ge­li­um an, das ei­nen Auf­schrei des Man­nes am Kreuz über­lie­fert hat: »Eloï, Eloï, lema sa­bach­tani?«, habe Je­sus in sei­ner ara­mä­i­schen Mut­ter­spra­che ge­brüllt. »Mein Gott, mein Gott, war­um hast du mich ver­las­sen?«

»Die­se Ge­schich­te kann un­se­re Ge­schich­te wer­den«, sagt de Groot, als sie mit ei­nem wein­ro­ten Tuch über den Schul­tern an der Kan­zel steht. Ein Bus­un­fall, ein At­ten­tat, Na­tur­ka­ta­stro­phen, schlim­me Krank­hei­ten, auch dann kom­me häu­fig der ver­zwei­fel­te Ruf nach Gott.

Aber, sagt sie, »Gott ist nicht da«.

In der gut ge­füll­ten Kir­che sind nach­denk­li­che Ge­sich­ter zu se­hen.

Für de Groot, 61, war die­se Kar­frei­tags­pre­digt ein Wen­de­punkt. Heu­te sagt sie: »Ich kann mei­ne Pre­dig­ten von da­vor nicht mehr le­sen« – Tex­te, in de­nen sie noch so ge­spro­chen hat, als ob es Gott gäbe. Da­mit ist sie durch.

Als Athe­is­tin will sie sich al­ler­dings nicht be­zeich­nen, denn sie fin­det: »Athe­is­mus ist zu sehr ein Kampf­be­griff, ver­wen­det von Leu­ten, die ge­nau­so dog­ma­tisch sind wie die The­is­ten.« Ei­nen ernst­haf­ten Ver­such, sie als Pas­to­rin ab­zu­lö­sen, gab es bis­her nicht. Ihre Got­tes­diens­te, die wei­ter­hin so hei­ßen, sind gut be­sucht.

War­um hat sie auf­ge­hört, an Gott zu glau­ben?

Sie er­zählt von ei­nem in­ne­ren Pro­zess, der da­mals zum Ab­schluss ge­kom­men sei. Eine tod­kran­ke Frau habe ihr da­bei ge­hol­fen. Sie hat die­se Frau im Lei­den und Ster­ben be­glei­tet. Sie war da, sie hör­te zu, auch als die Ster­ben­de ge­sagt habe: »Ella, ich bete und bete und bete, aber ich glau­be, der Him­mel ist leer. Was denkst du?« Sie müs­se jetzt ehr­lich sein, habe die Frau ver­langt.

»Mei­ne Ant­wort war: Ja, ich glau­be auch, dass der Him­mel leer ist«, sagt de Groot.

Die Pas­to­rin hat viel Leid er­lebt, zehn Jah­re lang ge­hör­te sie zum so­ge­nann­ten Care-Team des Kan­tons Bern, sie wur­de zu Un­fall­op­fern, ster­ben­den Men­schen und ih­ren An­ge­hö­ri­gen ge­ru­fen, oft mit­ten in der Nacht. »Ich konn­te ih­nen nicht sa­gen, dass es oben im Him­mel ei­nen gibt, der ih­nen hilft. Aber ich konn­te da sein und zu­hö­ren. Trost be­steht nicht aus Wor­ten, son­dern aus ei­ner Hal­tung.«

Ein Pro­blem hat ihr schon lan­ge zu schaf­fen ge­macht: Wie kann ein all­mäch­ti­ger Gott all das Schreck­li­che zu­las­sen, das es auf der Welt gibt?

Es ist eine alte Fra­ge, in der Phi­lo­so­phie wird sie die Fra­ge nach der Theo­di­zee ge­nannt, nach der Recht­fer­ti­gung Got­tes.

Die wohl be­rühm­tes­te Aus­ein­an­der­set­zung um die Theo­di­zee fand zwi­schen dem deut­schen Uni­ver­sal­ge­lehr­ten Leib­niz und dem fran­zö­si­schen Auf­klä­rer Vol­taire statt. Leib­niz leug­ne­te nicht das Grau­en­haf­te, das es auf der Erde gibt, re­la­ti­vier­te aber, dass theo­re­tisch al­les noch viel schlim­mer sein könn­te. Gott in sei­ner Weis­heit habe »die bes­te al­ler mög­li­chen Wel­ten« ge­schaf­fen.

Vol­taire schrieb ge­gen die­se Be­haup­tung sei­nen sa­ti­ri­schen Ro­man »Can­di­de«. Der Held, ein gut­gläu­bi­ger Op­ti­mist, stol­pert von ei­ner Ka­ta­stro­phe in die nächs­te. Sein phi­lo­so­phi­scher Lehr­meis­ter Pang­loss, der in al­lem ei­nen Sinn er­ken­nen will, macht sich in ei­nem fort lä­cher­lich.

Für Ella de Groot ist die quä­len­de Fra­ge, wie die Schöp­fung ei­ner all­mäch­ti­gen Kraft so vol­ler Elend und Bos­heit sein kann, nun ge­löst: »Wenn es Gott nicht gibt, dann gibt es auch das Theo­di­zee-Pro­blem nicht mehr«, sagt sie.

Für Gläu­bi­ge, die zwei­feln und su­chen, bleibt die Sa­che schwie­rig.

Bei Bea­tri­ce von Weiz­sä­cker war es der frü­he Tod ei­nes ge­lieb­ten Men­schen, der sie tief er­schüt­ter­te. Ihr Bru­der An­dre­as starb vor elf Jah­ren mit 51 an Krebs.

Die pro­mo­vier­te Ju­ris­tin, Toch­ter des frü­he­ren Bun­des­prä­si­den­ten Ri­chard von Weiz­sä­cker, ver­ar­bei­te­te den Ver­lust in ei­nem Buch mit dem Ti­tel »Ist da Je­mand? Gott und mei­ne Zwei­fel.« Der Zwei­fel, mein­te sie, kom­me aus dem Ver­stand, der Glau­be »aus dem In­ne­ren«. Sie wol­le bei­des in Übe­rein­stim­mung brin­gen.

Mit ei­nem Gott, der nicht ganz so ma­gisch und macht­voll ist wie in der Bi­bel, fiel ihr das nach dem Tod ih­res Bru­ders leich­ter: »Ich glau­be nicht an Wun­der«, sag­te sie in ei­nem In­ter­view. »Das lee­re Grab, die leib­li­che Auf­er­ste­hung von Je­sus, da­mit konn­te ich nie et­was an­fan­gen.«

Seit zehn Jah­ren ge­hört Bea­tri­ce von Weiz­sä­cker dem Prä­si­di­um des Deut­schen Evan­ge­li­schen Kir­chen­tags an. Ihre Frei­heit, zu sa­gen, was sie denkt, und man­che Aus­sa­gen der christ­li­chen Leh­re zu ne­gie­ren, hat das nicht ge­schmä­lert.

Sie ist jetzt 60 Jah­re alt, und ihre re­li­giö­se Su­che geht wei­ter. »Die buch­stäb­li­che Auf­er­ste­hung kann ich mir nach wie vor nicht vor­stel­len, aber dass der Tod über­wun­den wird, das glau­be ich.« Das »ewi­ge Le­ben«, ja, das gebe es, »nicht nur nach dem Tod, son­dern auch vor der Ge­burt«. Sie hat für ihre Vor­stel­lung ein Bild ge­fun­den, in dem »Gott sei­ner Idee von ei­nem Men­schen wie ein Bild­hau­er ei­nen Kör­per ver­leiht«. Die­se Idee, sie las­se sich als See­le be­zeich­nen, sei schon vor dem Kör­per da ge­we­sen und blei­be nach sei­nem Zer­fall er­hal­ten.

Auf ih­rer spi­ri­tu­el­len Rei­se hat von Weiz­sä­cker auch das Kreuz »neu ent­deckt«, wie sie er­zählt. Der Pfar­rer ih­rer Münch­ner Ge­mein­de habe ihr das christ­li­che Zei­chen auf neue Wei­se na­he­ge­bracht: »Der Quer­bal­ken als die Erde und der ver­ti­ka­le Bal­ken als das in den Him­mel Zei­gen­de«, die­ses Sym­bo­lik fin­de sie »gran­di­os«. Sie lese dar­in, »wie aus ei­nem Sym­bol des Schei­terns ein Sym­bol der Er­lö­sung wur­de«.

Seit­her trägt sie ein Kreuz als Schmuck­an­hän­ger um den Hals.

Re­li­gi­on ohne Jen­seits

In der wohl teu­ers­ten Ein­kaufs­stra­ße Ham­burgs, in den Räu­men der Buch­hand­lung Fe­lix Jud am Neu­en Wall, fin­det ein Ge­spräch über Hu­ma­ni­tät und Re­li­gi­on statt. Jo­hann Hin­rich Claus­sen, Pas­tor und Kul­tur­be­auf­trag­ter der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land, be­fragt den Phi­lo­so­phen Vol­ker Ger­hardt, der aus der Kir­che aus- und spä­ter wie­der ein­ge­tre­ten ist.

Ger­hardt lehrt an der Ber­li­ner Hum­boldt-Uni­ver­si­tät und hat Bü­cher ge­schrie­ben mit Ti­teln wie »Glau­ben und Wis­sen – Ein not­wen­di­ger Zu­sam­men­hang« oder »Der Sinn des Sinns – Ver­such über das Gött­li­che«. Über be­deu­ten­de Den­ker wie Kant und Nietz­sche, die viel über Re­li­gi­on ge­grü­belt ha­ben, weiß kaum je­mand mehr als er.

An die­sem Abend wäh­rend der Fas­ten­zeit quet­schen sich die Zu­hö­rer bei Fe­lix Jud zwei Stun­den lang auf run­de Ho­cker und Trep­pen­stu­fen; der ehe­ma­li­ge Ham­bur­ger Haupt­pas­tor Claus­sen fühlt sich »an Kir­chen­ta­ge er­in­nert«. Die Bil­dungs­bür­ger der Han­se­stadt sind be­reit für eine welt­li­che An­dacht.

Der Mensch wird ih­nen als so­zia­les, po­li­ti­sches und fra­gen­des We­sen vor Au­gen ge­führt, dann kommt die Spra­che auf Gott. Claus­sen sagt, »dass der Mensch Gott denkt, wenn er ver­sucht, sich selbst zu den­ken«.

Was für man­che wie ein Rät­sel­satz klin­gen dürf­te, weckt bei Ger­hardt Be­geis­te­rung: »Ge­nau­so ist es, ich be­su­che Ihre nächs­te Pre­digt!«

Was könn­te ge­meint sein?

In »Der Sinn des Sinns« kommt Ger­hardt auf Im­ma­nu­el Kant zu spre­chen, der ge­schrie­ben hat: »Wir ma­chen uns ei­nen Gott ... um an ihm den, der ihn ge­macht hat, zu ver­eh­ren.« Der 1724 ge­bo­re­ne Auf­klä­rer hat­te sich von ei­ner über­ir­di­schen Macht ver­ab­schie­det, und wie vie­le an­de­re knüp­fen Claus­sen und Ger­hardt an Kants Ge­dan­ken an. In ih­nen er­scheint Gott als eine Pro­jek­ti­on des Hu­ma­nen, des Gu­ten im Men­schen. Im Be­griff »Gott« ver­birgt sich da­nach ein op­ti­mier­tes Spie­gel­bild der mensch­li­chen Exis­tenz, die im­mer auch voll of­fe­ner und ver­deck­ter Un­mo­ral ist.

Gott – eine Art bes­se­res Ich des Men­schen. Sehr ver­ein­facht ge­sagt.

Auf die spä­ter ge­stell­te Fra­ge, ob er an Gott glau­be, ant­wor­tet Ger­hardt ohne Zö­gern mit Ja. »Und auf die Fra­ge, wo er ist, wür­de ich ant­wor­ten: in der Welt. Gott kann nur dort sein, wo er uns et­was be­deu­tet.« Ir­gend­ein Jen­seits kön­ne das nicht sein.

All die Bi­bel­ge­schich­ten von himm­li­schen Er­eig­nis­sen sei­en »Hilfs­mit­tel für die mensch­li­che Vor­stel­lung«, sagt Ger­hardt. Der his­to­ri­sche Kon­text, das an­ti­ke Um­feld von Pla­ton bis Ci­ce­ro, müs­se beim Chris­ten­tum mit­ge­dacht wer­den. Er ist si­cher: »Wer sei­nen Ver­stand nicht ge­braucht, kann nicht wirk­lich re­li­gi­ös sein.«

Al­ler­dings: Eine Re­li­gi­on ohne Him­mel über­zeugt nicht alle, nicht ein­mal alle Phi­lo­so­phen.

Mar­tin Hei­deg­ger hat über den phi­lo­so­phi­schen Got­tes­be­griff ge­schrie­ben: »Zu die­sem Gott kann der Mensch we­der be­ten, noch kann er ihm op­fern.« Auch »mu­si­zie­ren und tan­zen« kön­ne man nicht vor ei­ner Abs­trak­ti­on.

Dass sich klu­ge und hoch­ge­bil­de­te Köp­fe wie Ger­hardt und Claus­sen auf eine Re­li­gi­on ein­las­sen, die zu­tiefst phi­lo­so­phisch ist, rührt ein­mal mehr an den Grund­fes­ten des Chris­ten­tums. Der Glau­be, dass eine über­na­tür­li­che Macht seit An­be­ginn der Zeit ins Welt­ge­sche­hen ein­greift, ist eine Zu­mu­tung, die im­mer we­ni­ger Men­schen ak­zep­tie­ren wol­len.

Löst man Gott von die­ser tran­szen­den­ten Rol­le ab, bleibt ei­gent­lich nur Men­schen­werk üb­rig.

Aber was soll­te da auch an­de­res sein?

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der spiegel bringt oft zu den großen "hohen" christlichen feiertagen eine titelgeschichte zu kirchlichen glaubensthemen. oft wirken sie so, als bearbeite ein aus der kirche vor jahren ausgetretener gestandener redakteur sein "schlechtes gewissen" darob mit einem "ätschi-bätschi": seht her - anderen geht oder ging es ebenso wie mir ... 

und dann geht es ja dem herrn redaktör ja auch schon viel viel besser, wenn er sich "die seele vom leibe schreiben" darf - um einfach festzustellen: ja - ich gehöre auch zu den soundsoviel prozent, die der kirche und dem glauben den rücken gekehrt haben, und die lieber für all die kirchensteuer mal einmal richtig urlaub machen mit "all-inclusive" und allem drum und dran ... - und ich gehöre zu denen, die an jenem schnickschnack nicht mehr glauben - und an diesem blödsinn auch nicht mehr - und die den lieben gott einen guten mann sein lassen können ...

soweit - so schlecht: denn all diese leute sind in ihrer seelischen entwicklung glaubensmäßig aus der "magischen phase", aus dem märchenniveau, nie herausgekommen - sie bleiben in ihrer eigenen inneren "theologisch-spirituellen" weiterentwicklung einfach zurück - sie sind "steckengeblieben" - und das elternhaus und der religionslehrer ihrer schulausbildung und der konfirmations- oder kommunionspfarrer haben es nicht geschafft, die biblischen geschichten und glaubensrituale als wegzeichen darzustellen, die in einem erwachsenwerden einfach "mitwachsen" und angemessen mitreflektiert werden können - wenn man möchte: es ist ein "angebot"...

natürlicherweise entwächst der mensch seiner kindlich-naiven wortgläubigkeit und fängt an, wie jesus die "bildrede" seiner thoratexte vor 2000 jahren, auch in zeit- und altersgemäßen "gleichnissen" auszulegen, verständlich zu übersetzen in die jeweilige zeit.

und so sind auch wir erwachsene menschen, wenn wir uns die mühe des mitdenkens überhaupt machen wollen, aufgerufen, uns die "bildreden" der beiden bibel-testamente in zeitgemäße navi-wegweiser für unser jetziges und heutiges leben zu "übersetzen" - zu "übertragen" und in reale formen zu gießen, mit denen wir heutzutage etwas anfangen können. 

in einer andacht im internet fand ich ein zitat von dietrich bonhoeffer, das er aus seiner todeszelle 1944 an einen freund schrieb: und darin legt er dar, was ich jetzt mit dem "erwachsenen" bzw. "mitwachsenden" glauben meine - nämlich „verschiedene dimensionen des lebens zur gleichen zeit; wir beherbergen gewissermaßen gott und die ganze welt in uns. wir weinen mit den weinenden und freuen uns zugleich mit den fröhlichen. ... das leben wird nicht in eine einzige dimension zurückgedrängt, sondern es bleibt mehrdimensional-polyphon (vielstimmig). welch eine befreiung ist es, denken zu können und in gedanken die mehrdimensionalität aufrecht zu erhalten.“

und zu dieser sequenz schreibt pfarrerin jutta hoecht-stöhr von der evangelischen stadtakademie münchen: eine solche mehrdimensionalität im denken ist für dietrich bonhoeffer die brücke oder sogar der inbegriff des glaubens. sie hebt uns aus dem gefängnis der reflexe und kurzschlüsse heraus. aus dem gefangensein der puren sorge um uns. sie macht uns aus getriebenen zu solchen, die sich auch in andere hineinversetzen können. sie macht uns frei.

ich habe aus der aktuellen spiegel-titelschichte der oster-ausgabe deshalb hier oben nur den schluss wiedergegeben, in dem der herr "redaktör" auch zeigt: wie bei frau de groot, wie für beatrice von weizsäcker und wie für die herren claussen und gerhardt ihr glauben jeweils mitwächst und mitgewachsen ist und alters- und reifegemäß sie nun begleitet und (in)standhält - ohne dabei den gott ganz abzuschütteln oder abschütteln zu wollen oder zu können - sondern ihn lediglich auch ganz anders kennenzulernen und so "mehrdimensional" zu interpretieren, wie er sich in uns darstellt - meistens aber als zeitlose "inspiration" und als sprudelnder "brunnquell" - der auch im tod als lebensfunke einer seele weiter fungiert - eine seele, die weiß, dass mit dem tod nichts "vorbei" ist - sondern "es" irgendwie, irgendwo, als irgendwas und irgendwann weitergeht: eine zusage, auf die "jetzt und immerdar" unbedingt verlass ist...: "himmel und erde werden vergehen - aber meine worte werden nicht vergehen..." und "am anfang war das wort...".

all die verschriftlichten bilder, die manchmal in todesanzeigen nach einem gestandenen langen leben "mit auf den weg" gegeben werden - dieses "tschüß - im himmel sehen wir uns wieder", ist natürlich nicht wörtlich gemeint - da versagt dann aber eben eine theologisch korrekt angemessene artikulation - und man verliert den philosophischen halt.

weiter oben im hier nichtabgedruckten teil der titelgeschichte steht dazu etwas von dem theologieprofessor (!) klaus-peter jörns: "an so eine mirakulöse geschichte kann ich nicht glauben. leichen fahren nicht gen himmel." jörns sagt dann, wie viele andere seines fachs auch, man müsse die berichte vom leeren grab zu ostern und weite teile der bibel eben als eine symbolbehaftete "bildrede" verstehen - und ich füge hinzu: als im wahrsten sinne des wortes laut gewordene "ein-bildung" als symbol - als zeichen - für irgendetwas verstehen lernen (!)...: "da war mir doch tatsächlich soundso ... - als wenn mir der boden unter den füßen... - und ich meine auch, ich hätte noch - aber genau sagen kann ich es nicht ...- ich fühlte mich wie geduscht und war völlig fertig - da bekam ich keine luft mehr - ... aber ich hatte mich wohl nur getäuscht..." - usw.

oder: als eine verwandte starb, sahen zwei bis drei beerdigungsteilnehmer den seit jahren aus der familie "verstoßenen" bruder hinter zwei büschen abseits stehen und an der beisetzung teilnehmen - darauf hätten diese "zeugen" sogar jeden schwur auf sich genommen ...

und wenn man dann 80 - 150 jahre später nach einem solchen ominösen begräbnis für ein gewaltopfer wie jesus dieses ereignis auch damals schon als schreibkundiger sterblicher redaktör quasi in eine "propagandaschrift" zu texten hatte, vielleicht sogar auf honorarbasis - wie diese vier evangelisten - um sogar andere menschen zum teil aus ganz anderen kulturkreisen und sprachen entsprechend der eigenen überzeugungen und auftraggeber und familien- und gemeindeüberlieferungen als gefährten international - über die eigenen grenzen hinaus - zu gewinnen, zu "missionieren" - dann bedient man sich den "slogans", den (damaligen) verführungen der sprache, den "bildern", den "übersetzungen", den "verpackungen" für eine "story" - wie ja auch der ehemalige spiegel-redaktör relotius heutzutage einer solchen erwartungshaltung tribut zollte - und jeder der angesprochenen zeitzeugen wusste vielleicht auch damals schon, wie es gemeint war - übersetzte sich den text: jeder nach seiner façon ...

aber der tatsächliche jesus - und der mit ihm und mit uns verbundene gott, von dem jesus immer als sein "abba" - als sein "papa" - sprach - und den er im "über-all" verortete - was dann profan als "himmel" übersetzt wurde - dieser jesus war mit gottes hilfe und verliehener kraft und mut eben dieser heiler der armen und kritikaster der tempelaristokratie und schriftenausleger und übrsetzer der thora in damals zeitgemäße begriffe geworden - und genau das ist aufgabe von seelsorge und begleitung und predigt und schriftauslegung auch heute - und das ist die aufgabe aller menschen, die neben einem äußerlichen leben auch noch ein inneres leben, einen inneren dialog (mit gott) pflegen ... - das war so - das ist so - das wird immer so sein ...: da ist verlass drauf - ganz in echt jetzt ...

und nix für ungut - und chuat choan - und schöne ostern ...




war jesus ein arzt und heiler ???


also ich bin heute - man glaubt es kaum - heute am karfreitag also - erneut auf dieses von martin andree so überzeugend nachgewiesene placebo-phänomen gestoßen. als ich nämlich bei "spiegel plus" einen artikel zum neuesten stand der jesus-forschung fand, der für spiegel-verhältnisse erstaunlich positiv gestaltet ist - und viele "beweise" und annahmen bekräftigt zu einer tatsächlichen existenz und zum gewaltsamen tod des jeschua ben josef, übersetzt: jesus - also "unseres" jesus von nazareth.

aber in diesem artikel stand auch eine kleine passage, die mir nun nicht so gut gefiel - und die aber viel mit den thesen von martin andree zu tun haben:

da stand nämlich - jetzt wieder in alter bekannter spiegel-"aufklärer"attitüde - etwas lapidar: “natürlich hatte er [jesus] keine wunderkräfte, aber womöglich arbeitete er mit suggestion, wie es auch heute noch wunderheiler durch ihr charisma fertigbringen – zumindest für eine weile.”

doch dazu möchte ich bemerken, dass die gesamte medizin vor 2000 jahren aus wunderglauben, handauflegen, placebo-effekten und nichts als die stärkung von außen der inneren körpereigenen abwehrkräfte bestand, die man damals aber nur instinktiv "annahm" und diffus verspürte bzw. konstatierte - aber im einzelnen noch gar nicht richtig kannte und erforschen konnte - und selbst heute sind da ja noch blinde flecken zu beackern. 

neben salben und kräutern und tees und vielleicht wein und packungen und wickel kannte man keinerlei medizin in unserem heutigen sinne - geschweige denn einen wissenschaftlich fundierten "doppel-blindversuch" ... - es ging mehr um das pure "daran glauben", um das "mantra" und ritual - und um versuch und irrtum ...

martin andree hat das seinerzeit in der faz überzeugend referiert [click]

also jesus war sicherlich schon ein damals besonderer "wunder"heiler, der mit der anrufung seines "abbas", seines "papa"-gottes, die wunden und schmerzenden stümpfe und geschwüre und pocken besprach und hand auflegte und eben versuchte, mit gebeten zu heilen - und mit dem was wir heute als heil-suggestion und hypnose bezeichnen - und was auch die schamanen und homöopathen mit ihren ritualen auszulösen verstanden und verstehen – alles was eben die körpereigenen abwehrkräfte stärkt und damit krankheitskeime vertreibt.

und als ich vorgestern nach einer ausgiebigen 2-tägigen zahnfleischbehandlung nachts plötzlich schüttelfrost bekem und danach eine hitzwelle, habe ich meines erachtens die “austreibung der bösen geister” (der krankmachenden keime) am eigenen leibe zu spüren bekommen ...


Thomas Rehehäuser
Community piqd

Was tun wir, wenn der Placebo die bessere Medizin ist?

Es geht um deine Gesundheit. Ein Artikel über die westliche Medizin. Er beginnt mit zwei Beispielen, wo die Medizin neue Erkenntnisse über viele Jahrzehnte ignoriert hat:

»Wie tragisch solche Fälle sein können, dokumentiert eine Entdeckung von Antonie van Leeuwenhoek aus den Frühzeiten der Mikroskopie. Schon am 17. September 1683 fertigte er Zeichnungen von Mikroben an. Obwohl damals durchaus bereits Theorien einer Verbreitung von Krankheiten von Mensch zu Mensch vorlagen, dauerte es nicht weniger als zweihundert Jahre, bis man die entscheidenden Schlussfolgerungen zog. Als Joseph Lister 1867 die Hypothese aufstellte, die hohe Sterberate nach Operationen werde durch Infektionen verursacht, war dies noch ein Schenkelklopfer der Zunft. Man wusch sich nicht vor, sondern nach Operationen die Hände. John Hughes Bennett, ein führender Mediziner der Zeit, meinte dazu: „Wo sind diese kleinen Biester? Zeigen Sie sie uns, und wir werden daran glauben. Hat sie bisher schon irgendwer gesehen?“«

Martin Andree führt von diesem Punkt zum Placebo-Effekt.

»Die Vortäuschung einer Behandlung (die sogenannte „Bedeutungswirkung“) erzeugt ebenfalls biophysiologische Effekte im Körper, die derjenigen einer echten Behandlung ähneln.«

Seine Thesen sind erstaunlich und lesenswert:

»Man könnte das Wissen um Placebo-Wirkungen ferner auf ganze Disziplinen wie etwa die Medizingeschichte hetzen und diese in wenigen Minuten pulverisieren. Die hippokratische Selbstgewissheit: Dahin. Die ganze angebliche Geschichte der Medizin: Eine Farce, weil sie allenfalls noch als Geschichte der Placebos bestehen bleibt, wenn man bedenkt, dass das erste spezifisch wirkende Arzneimittel (Chinin) überhaupt erst zweitausend Jahre nach Hippokrates, im 17. Jahrhundert, entdeckt wurde.«

Der Text enthält viele denkenswerte Ansätze. So schlägt er vor, dass Ärzte zu besseren Schauspieler ausgebildet werden sollten. Doch lest selbst. (click)

Lesenswert für alle, die über den medizinischen Tellerrand schauen wollen.

Die Macht der Einbildung: Ein Placebo ist die beste Medizin 
Es gibt epochale Revolutionen in der Wissenschaft, die auf fatale Weise unbemerkt bleiben, und es könnte sein, dass uns dies auch aktuell gerade widerfährt. Wie tragisch solche Fälle sein können, dokumentiert eine Entdeckung von Antonie ...  click here

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CLICK ON PLACEBO: 
Martin Andree über Placebo-Effekte WDR 3 Mosaik  (AUDIO)


Placebo-Effekte: Heilende Zeichen, toxische Texte, ansteckende Informationen


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Sind Zeichen und Medien in der Lage, Wirkungen auszulösen, die sich mit denjenigen von Drogen und Arzneimitteln vergleichen lassen? Die Studie erschließt die Potenzen ›heilender Zeichen‹ und ›toxischer Texte‹ sowie die Bedeutungswirkungen von Placebo-Effekten.

Im Gegensatz zu breit erforschten Effekten wie Gänsehaut oder Herzrasen wurden genuin pharmakologische körperliche Wirkungen in den Medien- und Kulturwissenschaften bislang allenfalls marginal beschrieben. Die Studie erschließt die umfangreiche Phänomenologie der erheblichen biophysiologischen Beeinflussung des Körpers durch semantisch-mediale Inputs, die im günstigen Fall organische Krankheiten heilen, aber auch schädliche Effekte verursachen können, bis hin zu ›Tod durch Zeichen‹. Dabei dienen die Bedeutungswirkungen von Placebo-Effekten als Paradigma der kultur- und medienwissenschaftlichen Untersuchung. Sie liefert damit aus einer neuen Perspektive auch eine umfangreiche Validierung der verschiedenen ›Körperdiskurse‹ bzw. ›Krankheitskulturen‹ aus den siebziger und achtziger Jahren.

abb: oben - heilpraxisnet



wer heilt hat recht - das placebo ist nicht mehr das "leere" kügelchen oder die "wirkstofflose" tablette, die einem etwas vorgaukeln sollen: - sondern es sind neben dem pülverken und den droppen selbst auch die "flankierenden" mittelbeigaben, die im konglomerat miteinander zusammenspielen und etwas "bewirken": aussehen, sogar das unverwechselbare und "zauberhafte" marken"zeichen", der geheimnisvolle beipackzettel mit seinen warnungen und dosierungsanleitungen - der spruch, den der arzt bei der verschreibung auf den rezeptblock mit auf den weg gibt: "morgens & abends mit einem kleinen schluck wasser - bitte reines leitungswasser - nach dem essen - aber ohne gleichzeitig steinobst zum nachtisch zu verzehren ... - sie dürfen dann 20 - 30 minuten nichts zu sich nehmen" ... sein handling, sein kittel, sein stethoskop, sein kniehämmerchen, sein kopf- oder stirnspiegel, sein blutdruckmessgerät usw. seine stimme, seine "performance" insgesamt - und alles was sie dann dazu googeln, wenn sie nach hause kommen: das alles zeigt "wirkung" - zielgerichtete heilende wirkung - und macht ein "placebo" aus ...

und die tatsche, das mit dem "chinin" der erste wirksame arznei-wirkstoff ab dem 18. jahrhundert verwendet wurde zeigt, dass eigentlich der heute manchmal belächelte "placebo-effekt" über jahrtausende das "mittel der wahl", die medizinische waffe überhaupt für das überleben des menschen bis heute war - und ist (!) ... 

es gibt ja auch daneben die rätselhaften aber irgendwie verwandten phänomene der fremd- und selbstsuggestion und -programmierung oder die hypnose, die bei dafür zugänglichen menschen oft schmerzlose eingriffe ermöglichen, wo sonst anästhesie und narkosemittel mit der gefahr von nebenwirkungen oder überdosierungen verabreicht werden müssen ...

das wirklich neue und schöne ist: dass alle seiten gleichzeitig mit diesen heildenden untermauerungen der placebos zu gleichen teilen in der öffentlichen diskussion auf- und gleichzeitig auch ab-gewertet werden müssen: schulmedizin und homöopathie und schamanismus gleichermaßen: denn ein großteil aller pharmazeutischen medikamente und aller heilungsrituale überhaupt funktionieren auf genau den gleichen prinzipien wie die kügelchen und tropfen oder traubenzuckertabletten aus "heel"- oder dhu-fläschchen oder -packungen und -röhren - und wie das handauflegen und die akupunkturnadeln und die magnetresonanzfelder und die chakrenlehre und der beschwörungstanz - oder der starre blick ...

und auch die von der "wissenschaft" belächelte "esoterik" darf sich mal etwas putzen und bekommt etwas vom neuen licht ab ...

und da kann ich ja aus vollem herzen wünschen: chuat choan - und nix für ungut ... - und frohes fest ...



und click dazu auch hier ...

ein neuer kreuzweg - sinedi 2019 upload - yumpu-bildmagazin

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alles in allem - immer wieder neu



Ostern – Karfreitag – Karsamstag: 
„Der ohnmächtige Gott der Liebe“

Von Prof. Wilhelm Gräb und
 Christian Modehn

Ostern – Karfreitag – Karsamstag: Ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Humboldt Universität zu Berlin.

Die Fragen stellt Christian Modehn. 


Das Osterfest wird in der christlichen Tradition als Ereignis der Auferstehung Jesu begangen. Wie kann die Erfahrung der ersten Christen „Jesus ist lebendig über den Tod hinaus“ heute im Blick auf Jesus selbst verstanden werden. Und welche Bedeutung hat dieser Auferstehungsglaube für die religiösen Menschen heute?

Sie formulieren ja selbst schon so, dass das Missverständnis vermieden wird, die Auferstehung Jesus sei ein beobachtbares Faktum gewesen, in dem Sinne, dass der zuvor gekreuzigte Jesus am Ostermorgen seinen Jüngern und Jüngerinnen erschienen und das Grab, in das man den Leichnam gelegt hatte, leer gewesen sei. Es mag sogar alles tatsächlich so gewesen sein wie die neutestamentlichen Texte berichten. Die Behauptung der Tatsächlichkeit des Geschehens sagt aber über dessen religiöse Bedeutung gar nichts aus. Darauf machen die neutestamentlichen Texte selbst aufmerksam, insbesondere Paulus. Das Neue Testament ist im Wesentlichen eine Sammlung von Deutungen des Todes und der Auferstehung Jesu. Nie geben sich die Texte mit der Behauptung des Faktischen zufrieden, immer geht es ihnen um die existentiell-religiöse Bedeutung der Worte und Taten, des Lebens und Sterbens Jesu.

Entscheidend für das Verständnis des Auferstehungsglaubens scheint mir eben diese Unterscheidung zwischen dem Ereignis und seiner Deutung zu sein. Indem Sie, lieber Herr Modehn, davon sprechen, dass es die „Erfahrung der ersten Christen“ war, dass Jesus „über den Tod hinaus lebendig“ sei, nehmen sie diese Unterscheidung ebenfalls vor. Die Überzeugung, die sich den Jüngern und Jüngerinnen Jesu in der Begegnung mit dem irdischen Jesus gebildet hat, war die: Dieser Mensch ist unzertrennbar mit Gott verbunden. Er kann und wird aus dieser Verbundenheit nicht herausfallen. In der Lebensgemeinschaft mit ihm, als die an ihn Glaubenden, kann auch uns nichts von der Liebe Gottes trennen. So die Interpretation des Kreuzes Jesu, explizit durch Paulus: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben… kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8, 38f.)

Der Glaube an die Auferstehung Jesu ist kein Fürwahrhalten eines Wunders, eines Mirakels, also der Wiederbelebung eines Leichnams. Sondern es ist eine persönliche Überzeugung, die ihren biblischen Anhalt an dieser Deutung des Kreuzestodes Jesus hat. Wer zu der Überzeugung kommt, zu der die ersten Jünger und Jüngerinnen und seither viele Christen gefunden haben, dass Jesus lebt, ja, dass er mit seiner Hoffnungsbotschaft in uns selbst lebendig ist, in dem keimt dann möglicherweise auch die Hoffnung auf die eigene Auferstehung. Dann setze ich darauf (was kein Wissen ist und niemals sein kann), dass es nicht unsere menschliche Bestimmung ist, letztlich nur eine „Krankheit zum Tode“ zu sein, sondern Gott uns ewig in seinen „Händen“ hält.

Vor der Auferstehung gedenken Christen am Karfreitag der Kreuzigung und des Todes Jesu. Welchen Sinn hat es heute noch zu sagen: Durch Jesu Blut wurden wir erlöst? Gibt es zugänglichere Aussagen, die andeuten: Dieser Tod hat eine große Bedeutung, weil er auf einen bedeutenden, vielleicht einmaligen Menschen bezogen bleibt?

Die Vorstellung vom erlösenden Opferblut Jesu sollten wir in der Tat ablegen. Sie entspricht auch nicht dem Grundsinn der Deutung des Todes Jesu, die das Neue Testament gibt. Dieser geht selbst dort, wo die Opfervorstellung angesprochen wird, dahin, in Jesu Gang ans Kreuz das Ende aller Opfer zu sehen. Jesus wurde ja nicht zum Opfer gemacht, sondern er hat sein Leben gegeben, sein Leben zum Einsatz gebracht – damit alle, die darauf schauen, das ewige Leben haben.

Diese Bedeutung des Todes Jesu geht aus seinem Leben hervor. Mit seinem Leben hat Jesus gezeigt, was unbedingt wichtig ist und dieser Welt eine gute Zukunft eröffnet: Dass dies die Gottes- und Nächstenliebe ist, dass nur die Liebe zählt, die vorbehaltlose Verbundenheit mit Gott und der Menschen untereinander – unbedingt und radikal, über alles uns Trennende hinweg, unabhängig von unseren religiösen, nationalen, kulturellen Zugehörigkeiten, unserer Hautfarbe und unserem Geschlecht. Diese universale Gottes- und Menschenliebe hat Jesus gelebt. Sie aber vertrug sich nicht mit den Gesetzen und Herrschaftsinteressen in dieser Welt. Sie tut es bis heute nicht. Deshalb musste Jesus sterben. Die Bedeutung seines Todes liegt insofern darin, dass wir die Unbedingtheit seiner liebenden Selbsthingabe erkennen. Sie war für ihn selbst nicht ohne Schmerzen, nicht ohne den tiefsten Schmerz der Gottverlassenheit.

Zwischen Karfreitag und Ostersonntag liegt der „Karsamstag“, ein traditioneller kirchlicher Feiertag, dessen Bedeutung so schwer zu fassen ist. Hegel hat ja in seiner Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie so eine Art Karsamstagsphilosophie angedeutet, indem er auf den alten Liedvers (von 1628) verwies: „O große Not, Gott selbst ist tot“. Ist also der Karsamstag das Fest des – zumindest vorübergehend – toten Gottes?

Blicken wir auf den Menschen Jesus, dann erkennen wir die Bedeutung seines Lebens und seines Sterbens darin, dass er die völlige Verbundenheit mit Gott und der Menschen untereinander gelebt hat, ja, dass er an dieser Verbundenheit festgehalten hat, auch noch als ihn in der Stunde seines Todes das Gefühl überkam, jetzt doch von Gott und aller Welt verlassen zu sein. Gerade im Lichte des Schreis der Gottverlassenheit am Kreuz kann – von Gott aus betrachtet – der Tod des die Einheit mit Gott lebenden Jesus auch als der Tod Gottes gedeutet werden. Das meinte Hegel mit dem „spekulativen Karfreitag“, dass Gott, der das Leben, lebendiger Geist ist, in sein Gegenteil eingeht. Doch nicht um in der bloßen Negativität zu verharren, sondern um sie ihrerseits zu negieren, den Tod in den ihn überwindenden absoluten Geist, in das ewige, alles einigende Leben der Liebe aufzuheben.

So ist Jesus derjenige, der Gott uns als den bekannt gemacht hat, der mit hineingeht in unsere menschliche Situation, auch noch in unser Sterben und unseren Tod, der sogar die Verzweiflung der Gottverlassenheit mit erleidet. Doch nicht, um uns darin allein zu lassen, sondern mit der Hoffnung auf den Sieg der Liebe über den Tod zu erfüllen. Der Gott, der am Kreuz stirbt, ist Gott der Allmächtige. Der Gott, der seit Ostern der Grund unserer Hoffnung ist, ist der ohnmächtige Gott der Liebe, der Gott, der in den Schwachen mächtig ist und den wir in der Kraft eines unwahrscheinlichen Lebensmutes jetzt schon in uns wirksam fühlen. Dieser Gott lässt uns nicht allein, auch wenn wir sterben müssen.

Copyright: Prof. Wihelm Gräb und Religionsphilosophischer Salon Berlin

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Wir erkennen und glauben, 
dass wir unsere Ruhe nicht in der Sicherheit dessen finden, was wir bekennen, 
sondern im Erstaunen über das, was uns zufällt und geschenkt wird. 
Dass wir unsere Bestimmung nicht finden in Gleichgültigkeit und in Habgier, 
sondern in der Wachheit und Verbundenheit mit allem, was lebt. 
Dass unser Dasein nicht seine Vollendung findet in dem, was wir sehen und was wir haben, 
sondern durch das, was unendlich größer ist als unser Begreifen. 

In diesem Bewusstsein glauben wir an Gottes Geist, 
der alles, was Menschen trennt, übersteigt, 
der sie begeistert für das, was heilig und gut ist. 
Damit die Menschen dann singend und schweigend, 
betend und handelnd Gott ehren und dienen. 

Wir glauben an Jesus, einen vom Geist erfüllten Menschen, 
das Antlitz Gottes, das uns ansieht und beunruhigt. 
Er hatte die Menschen lieb und wurde gekreuzigt, 
aber er lebt, sein eigener Tod und unser Tod sind vorüber. 
Er ist uns ein heiliges Vorbild für Weisheit und Mut, 
er bringt Gottes ewige Liebe ganz dicht zu uns. 

Wir glauben an Gott, den Ewigen, 
der unergründliche Liebe ist, 
der Grund unseres Daseins, 
der uns den Weg zu Freiheit und Gerechtigkeit weist 
und uns ruft zu einer Zukunft in Frieden. 

Wir glauben, dass wir selbst, 
so schwach und fehlerhaft wir auch sind, 
gerufen wurden, um mit Christus und allen Gläubigen 
zusammen Kirche zu sein im Zeichen der Hoffnung. 

Denn wir glauben an die Zukunft Gottes und seiner Welt, 
an eine göttliche Geduld, 
die Zeit schenkt, 
um zu leben und zu sterben 
und um dann aufzuerstehen in das Königreich, 
das da ist und kommen wird, 
wo Gott auf ewig sein wird: 
Alles in allem. 

Gott sei Lob und Ehre in Zeit und Ewigkeit. 

Amen. 

Aus dem Niederländischen übersetzt von Christian Modehn

Dieser Text stammt von der Webseite https://www.publik-forum.de/Publik-Forum-15-2006/das-neue-glaubensbekenntnis-der-remonstranten





in paris ist das große nationalheiligtum, die "notre-dame"-kathedrale, ausgebrannt - und binnen 48 stunden wurden fast 1 milliarde uros an spenden zugesagt. das zeigt europäische solidarität - aber auch eine einstimmung auf den europa-wahlkampf - und das ist glaubensmäßig ja fast ein wunder in dieser kirchfernen zeit und im noch kirchferneren frankreich und all den unappetitlichen dingen, die im zusammenhang mit kirchen weltweit an gewalt und vergewaltigung geschehen und geschehen sind.

da spendet man im überfluss für eine menge steine, von denen man meint, dass sie zum jetzigen leben irgendwie dazugehören - während man tagelang braucht, um für ein schiff voller gestrandeter afrikanischer menschen, die verzweifelt eine bessere bleibe für sich suchen, einen anlegeplatz in einem sicheren mittelmeerhafen zu finden - nach zähen internationalen geheimverhandlungen.

und dabei weiß man ja als atheist längst - und auch bei aufgeklärten christen hat es sich auch herumgesprochen: gott wohnt nicht in kathedralen oder kirchen oder mauern: gott ist "alles in allem" ..., also ostern schlechthin, in dem sich aller tod immer wieder neu in pures leben verwandelt.

und heute wurden im fernsehen passanten auf der straße gefragt, was denn karfreitag für sie sei: und eine frau meinte, diese "alten feiertage" könnten heutzutage die jungen menschen gar nicht mehr erreichen, die wüssten da nichts mehr mit anzufangen. und warum der krafreitag "ein stiller feiertag" sei vom ordnungrecht her, sei doch völlig unverständlich.

da frage ich mich schon, warum man dann nicht für die abschaffung dieser "kirchlichen" - dieser "alten feiertage" auch konsequent plädiert - und warum andere junge leute aus dem karfreitag einen "car"freitag machen mit unangemeldeten verabredungen zu wilden autorennen auf den normalen straßen ...

um da mal vielleicht ein paar dinge mit gerade zu rücken habe ich mich getraut, hier die gedanken der remonstranten näherzubringen, einer hauptsächlich in den niederlanden aktiven christlichen kirche, die ganz undogmatisch und frei zu einem glauben des "mit-denkens" einlädt ...






familiengeheimnisse & transgenerationale weitergabe: miriam gebhardt

auf meiner website beschäftige ich mich ja auch auf seiten mit dem phänomen "familiengeheimnisse" bzw. "transgenerationale weitergabe" - traumata-erlebnisse wie z.b. holocaust, genozid, nazi-'euthanasie', vergewaltigungen, katastrophen, identitätsverluste, verlust von nächsten angehörigen usw., die manchmal auch unbewusst "bis ins 3. und 4. glied", wie die bibel das schon wusste, weitergegeben und zumindest als disposition oder als "kleine macke" regelrecht "vererbt" werden können. 

hier nun in einem ttt-beitrag der ard spricht die historikerin und autorin miriam gebhardt sogar von "feinstofflichen" genetischen dispositionen und weitergaben: der bericht endet sinngemäß mit dem satz: auch über 70 jahre danach ist der 2. weltkrieg noch längst nicht überwunden...

video-still: click here