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"holocaust" - wiederholung der 4-teiligen tv-serie in den dritten programmen | update

Späte Katharsis

Vor 40 Jahren schockierte die TV-Ausstrahlung der US-Serie „Holocaust“ die Deutschen. Sie veränderte die Erinnerungskultur

Von Caroline Fetscher / DER TAGESSPIEGEL

„Anruf erwünscht“ war in Riesenlettern im Studio zu lesen, darunter die Nummer des Zuschauertelefons. Nach jeder Ausstrahlung einer der vier Folgen der US-Serie „Holocaust. Die Geschichte der Familie Weiss“ lud der WDR Ende Januar 1979 Studiogäste zur Diskussion, nach jeder Folge durften Zuschauer anrufen. Tausende griffen zum Hörer, 30 000 sollen es insgesamt gewesen sein. Die meisten drängte es, von ihrem Schock zu berichten, von Scham und Schuldgefühlen. „Schluchzend oder bedrückt beteuerten Leute, sie hätten von nichts gewusst“, erinnert sich eine damalige Mitarbeiterin des Senders in Köln. Es war, als wollten sie sich entschuldigen, entlasten. Auch Abwehr gab es, wütende Rufe nach dem „Schlussstrich“ oder solche, die sich über „die Lügen“ der Serie zum Judenmord empörten. Aber es riefen sogar ehemalige Wehrmachtsangehörige an, die bestätigen wollten: „So war es.“

Das Fernsehprojekt „Holocaust“ schien vielen unerhört, nicht zuletzt wegen des grassierenden Antiamerikanismus. Ausgerechnet Amerikaner hatten die NS-Verbrechen der Deutschen zu Unterhaltungsstoff verarbeitet. Was wusste man schon auf der anderen Seite des Atlantiks? Allerdings war die Story der fiktiven jüdischen Arztfamilie Weiss und der nichtjüdischen Familie Dorf gut recherchiert; es lebten genügend jüdische Exilanten in den USA, die zurate gezogen worden waren. Außenaufnahmen drehte das amerikanische Filmteam unter anderem im Berliner Stadtteil Wedding. Zwischen den rußgeschwärzten Fassaden des Arbeiterviertels ließ sich 1977 ohne großen Aufwand das Warschauer Ghetto nachstellen. Für Szenen in den Lagern Auschwitz und Buchenwald nutzte die Crew des Senders NBC die KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Österreich. Mehrere amerikanische Schauspieler, die NS-Täter darstellten, wurden während der Dreharbeiten krank, berichtet die damalige Produzentin in der Dokumentation von Alice Agneskirchners „Wie ,Holocaust' ins Fernsehen kam“, die Mitte Januar gezeigt wird, wenn die Serie nach 40 Jahren wiederholt wird.

Den Anfang der Geschichte, die sich im Zeitraum von 1935 bis 1945 abspielt, machte die Hochzeit von Karl Weiss und Inga Helm, eine der ersten, herausragenden Rollen von Meryl Streep. Nach den Nürnberger Gesetzen begegnet das Berliner Paar Repressalien gegen die „Rassenschande“ der „Mischehe“, die Atmosphäre wird zunehmend gespannter. Doch auch als Ausgrenzung und Entrechtung nach der Pogromnacht 1938 eskalieren und die nationalsozialistische Menschenjagd täglich brutaler wird, will Karls Mutter Berta Weiss noch fest „an das Land von Beethoven und Schiller“ glauben, das wieder zu sich finden würde. Unterdessen offeriert der arbeitslose Sohn der „arischen“ Familie Dorf, der Jurist Erik, seine Dienste der NSDAP, fängt Feuer und steigt auf zum persönlichen Referenten Reinhard Heydrichs, der den Terror gegen Juden organisiert. Erik Dorf wird Schritt für Schritt zum Täter.

Schon im April 1978 hatten mehr als hundert Millionen Amerikaner die „Holocaust“-Serie gesehen, gebannt und aufgewühlt. „Nazi Germany“ hatte die Gesichter gewöhnlicher Menschen erhalten: jüdischer, mit deren Not man sich identifizierte, nichtjüdischer, deren inhumane Kälte abstieß. Zuschauer sahen Opfer und deren Mörder, Verfolgte und Verstrickte. Es ging um Alltag, Feiern, Karriere, Liebe und Streit, Mut und Verrat. Gegen Ende, als jegliche Zivilisation kollabiert, konnten die Zuschauer ahnen, was die Implosion aller Hoffnung bedeutet hatte. Auseinandergerissen durch Flucht und Deportation in Ghettos und Vernichtungslager hört die Familie Weiss auf zu existieren. Allein der jüngste Sohn Rudi ist 1945 noch am Leben.

War das Massenmord, massentauglich bearbeitet? In der New York Times hatte der KZ-Überlebende Elie Wiesel die Nichtdarstellbarkeit des Holocaust beschworen, entsetzt von dessen „Trivialisierung“ durch eine „Seifenoper“. Rechtfertigend zitierte darauf der Drehbuchautor Gerald Green Unterstützer wie Raoul Hilberg, Eugen Kogon oder Primo Levi. Wiesels Ansicht wiederum teilte auch Claude Lanzmann, Regisseur der monumentalen Dokumentation „Shoah“, an der er längst arbeitete, als „Holocaust“ gedreht wurde, und noch lange weiterarbeitete, nachdem „Holocaust“ gezeigt worden war. Lanzmann brauchte zwölf Jahre. Er filmte 350 Stunden Interviews mit Überlebenden, Zeitzeugen und Tätern, aus denen die wohl bedeutendste zeithistorische Dokumentation wurde. Neuneinhalb Stunden, ohne Musik, Interviews und Kommentare aus dem Off zwingen dazu, das Unerträgliche wenigstens als Erzähltes zu ertragen. Schon in dieser Form durchbricht es die Schallmauer der Seele.

„Wer behauptet, der amerikanische Film ,Holocaust' hätte die Deutschen aufgerüttelt, der lügt“, erklärte Lanzmann gegenüber der Filmkritikerin Heike Hurst im Juli 1985. „Es war nur ein Strohfeuer, denn dieser Film war ein totaler Schwachsinn.“ Hunderte Male habe er auch nach dessen Ausstrahlung erlebt, dass die alten Nazis, die er aufspürte, „von den Jungen, ihren Kindern, geschützt wurden“. Lanzmann blieb bei der Undarstellbarkeit des Holocaust, auch später, als Steven Spielbergs Epos „Schindlers Liste“ ins Kino kam, vor 25 Jahren. Und Lanzmann hatte recht, er hatte moralisch, politisch und ästhetisch recht. Trotzdem ist die Wirksamkeit gerade trivialer Genres unleugbare Realität. Nicht ohne Grund steht etwa „Schindlers Liste“ in einigen arabischen Staaten auf dem Index - der Film könnte Empathie für die Sündenböcke wecken.

Zwanzig Millionen Deutsche sahen die Serie 1979, die Einschaltquoten lagen teils bei rund 40 bis 50 Prozent. Weltweit erreichte „Holocaust“ in insgesamt dreißig Ländern etwa 700 Millionen Zeitgenossen. Im Sommer 1978 hatte der WDR die Senderechte für die Bundesrepublik Deutschland eingekauft, doch bei der ARD hatten die Programmmacher zunächst damit gehadert: War das den Deutschen zumutbar? War die Serie pietätlos? Würde sie den Antisemitismus neu anfachen? Gerüchten zufolge steckte „die SPD“ hinter dem teuren Ankauf für mehr als eine Million D-Mark, schrieb „Die Welt“.

Aber wie blamabel wäre es erst, wenn sich nun gerade die Deutschen verweigerten! Immerhin könnte man jene erreichen, die Dokumentarfilme mieden. Nach knappem Votum einigten sich die Fernsehdirektoren auf einen präzedenzlosen Kompromiss. Statt im Hauptprogramm würde die Serie Ende Januar 1979 zeitgleich auf allen dritten Programmen laufen. Zur Vorbereitung wurden Dokumentationen gesendet, in der Presse, an Schulen und Universitäten wurde debattiert, und die Bundeszentrale für politische Bildung druckte Begleitblätter. Noch ehe der erste Teil lief, schickten Gegner Hasspost an die ARD, und Bombenanschläge beschädigten Sendemasten in Koblenz und im Münsterland.

Anfang Februar 1979 verkündete das Titelblatt des „Spiegel“ zu einem Foto der Filmfigur Erik Dorf in SS-Uniform: „Der Judenmord bewegt die Deutschen“. Der Bericht dazu fing an mit den Worten: „War das, endlich doch noch, die Katharsis? War es.“ So hatte es ein Psychoanalytiker formuliert: Die Serie habe reinigende, kathartische Wirkung, wie eine griechische Tragödie. „Im Haus des Henkers“, schrieb der Spiegel über die „historische Woche“ der Ausstrahlung, „wurde vom Strick gesprochen wie nie zuvor“.

Dass „Holocaust“ ein bundesweites Thema und der Begriff selber damals zum Allgemeingut wurde, lag daran, dass die Serie dem breiten Publikum gab, was keine Dokumentation geben kann oder darf: Offene, emotionale Einladung zur Identifikation, romanhaft verflochtene Erzählstränge, die Erlaubnis zu Tränen der Erschütterung, zu Kino-Mitempfinden, selbst sentimentalem oder tröstlichem. Damit durfte es auch um uns selber, um die Zuschauer gehen. Undenkbar wären solche Affekte angesichts der Aussagen von Zeitzeugen. Sie wären tabu durch den intuitiven Respekt, die lastende Ehrfurcht und die Panik vor der nicht aushaltbaren Realität. In der fiktiven Narration Genre bleibt das Grauen hinter Milchglas, und so näherte sich das Publikum dem Grauen an - und damit sich selber.

Unzumutbar schien den bundesdeutschen Sendern seinerzeit offenbar der Schluss der amerikanischen Serie. Ihr vierter Teil, „Die Überlebenden“, endet mit Palästina, mit Israel als Perspektive auf einen Neubeginn. Die deutsche Fassung kappte ihn. Sie schloss mit dem Appell, das Schweigen über die NS-Verbrechen aufzulösen. Jetzt, in der Wiederholung, werden auch die zwölf damals zensierten Minuten gezeigt.



Geschichtsbilder. Jüdische Familien werden nach Auschwitz deportiert, Szene aus der Serie „Holocaust“. Foto: dpa/picture alliance

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filmstill aus "holocaust"
„Holocaust“ erneut im Fernsehen

Viele begriffen die Shoah und die Nazi-"Euthanasie" erst durch diese Serie

  • TV-Geschichte: Vor 40 Jahren bewegte das Schicksal der jüdischen Familie Weiss die Deutschen. Viele fanden über die US-Fernsehserie Zugang zu ihrer eigenen Geschichte. 
  • Ab Montag läuft die Wiederholung


Köln (epd). 40 Jahre nach der deutschen Erstausstrahlung zeigen drei dritte Programme der ARD erneut die US-amerikanische TVSerie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“.

Der erste der vier Teile läuft am kommenden Montag um 22 Uhr im NDR, SWR und WDR, wie der NDR am Donnerstag ankündigte. Die Erstausstrahlung von „Holocaust“ 1979 erreichte Einschaltquoten von bis zu 39 Prozent und gilt als Meilenstein der deutschen Fernsehgeschichte.

Die Ausstrahlung der Fernsehserie war 1979 nicht nur ein Medienereignis, sondern auch ein Wendepunkt in der deutschen Erinnerungskultur. Danach wurden Naziverbrechen und Massenmord an den europäischen Juden anders wahrgenommen.

Mit „Holocaust“ geriet Auschwitz ins kollektive Gedächtnis und der Begriff „Holocaust“ wurde Allgemeingut, bis heute.

Zuvor war die Serie im US-Fernsehen gelaufen, durchaus umstritten. Der jüdische Philosoph und Holocaust-Überlebende Eli Wiesel(1928-2016) fällte das Urteil, es handle sich um eine „Trivialisierung des Holocaust“.

Produziert wurde sie vom US-Sender NBC. Sie war eine Antwort auf den kommerziellen Erfolg der ABC-Serie „Roots“ über die Sklaverei in den USA.

meryl streep spielt in der us-serie
"holocaust" inga helms-weiss,
die in den 1930er jahren einen juden heiratet.
„Holocaust“ erzählt von der Judenverfolgung der Nationalsozialisten am Beispiel zweier fiktiver Familien, der jüdischen Familie Weiss und der Familie des SS-Sturmbannführers Erik Dorf. Die Protagonisten durchleben im Film wesentliche historische Stationen, von der Pogromnacht 1938 bis zum Warschauer Ghetto, vom Massaker in Babi Jar bis Auschwitz. Gedreht wurde in Wien, Berlin-Wedding und im KZ Mauthausen. Die Darsteller der wichtigen Rollen kamen aus den USA, die Nazis wurden von Briten gespielt, deutsche Schauspieler fanden sich nur in Nebenrollen.

„Holocaust“ wurde in mehr als 30 Ländern ausgestrahlt und von weltweit 700 Millionen Zuschauern gesehen. Die deutsche Ausstrahlung verlief kompliziert: Die ARD konnte sich über eine Platzierung im Ersten nicht einigen, der Bayerische Rundfunk drohte mit Ausstieg. Man verständigte sich auf eine gemeinsame Ausstrahlung in allen Dritten Programmen, ein mediengeschichtliches Novum.

Der Erfolg war überwältigend. Die Zuschauerzahl stieg mit jeder Folge an. Am Ende hatte jeder zweite erwachsene Deutsche wenigstens einen Teil der Serie gesehen. Auch bei den mitternächtlichen Fernseh-Debatten im Anschluss an die Ausstrahlungen blieb die Zuschauerbeteiligung hoch. Die Telefonnetze der Sender brachen unter dem Ansturm der Anrufe zusammen.

  • Über die Familien Weiss und Dorf fanden viele Deutsche erstmals Zugang zu den Grausamkeiten ihrer eigenen Geschichte, begannen Familien, ihre Biografien zu befragen.

´ Die „Holocaust“-Folgen 2 bis 4 sind am 14., 21. und 28. 1. jeweils um 23.15 Uhr zu sehen.

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Handlung und Hintergrund

Holocaust - Die Geschichte der Familie Weiss: Bahnbrechender und vielfach ausgezeichneter Mehrteiler mit Meryl Streep über die Leiden einer jüdischen Familie während des Zweiten Weltkriegs.

Im Berlin des Jahres 1935 feiert der jüdische Arzt Josef Weiss die Hochzeit seines Sohnes Karl mit der arischen Inga. Nach dem Erlass der Judengesetze muss Josef Deutschland verlassen, und Karl wird in das KZ Buchenwald gebracht. Nach einer brutalen Vergewaltigung wird die behinderte Anna Weiss im Rahmen des Euthanasieprogramms in der Gaskammer von Hadamar ermordet. Im Kontrast dazu macht der Jurist Erik Dorf als Protegé von Reinhard Heydrich Karriere im „Dritten Reich“.

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Wie "Holocaust" ins Fernsehen kam
Mittwoch, 16. Januar 2019, 23:50 bis 00:35 Uhr 

Vor dem Hintergrund der Neuausstrahlung von "Holocaust" nach gut 40 Jahren erzählt die Filmemacherin Alice Agneskirchner die Geschichte dieses Fernsehereignisses, von der Entstehung und den Dreharbeiten über die Ausstrahlung bis hin zu den Reaktionen. Ein Making-of der besonderen Art.

1978/79 wird eine US-Serie zum weltweiten TV-Event: "Holocaust". Als sie nach Deutschland kommt und unter Federführung des WDR in den Dritten Programmen der ARD ausgestrahlt wird, löst sie ein ungeahntes Echo aus. Das, was mit dem bis dahin unbekannten Wort Holocaust ausgedrückt wird, trifft viele Millionen Menschen dort, wo bisher die unfassbaren Schrecken der eigenen und kollektiven Vergangenheit nicht zugelassen worden waren: mitten ins Herz.

Opfer und Täter bekommen Gesichter

Die Serie schildert das Schicksal der fiktiven jüdischen Familie Weiss. Diese Familie durchlebt vor den Augen der Fernsehöffentlichkeit exemplarisch das, was Millionen Juden hatten erleiden müssen, bis zum Tod in der Gaskammer. Gleichzeitig begleitet die Serie den "normalen" Deutschen Erik Dorf bei seiner Transformation zum bekennenden und aktiven Nationalsozialisten. Das Grauen der Judenverfolgung wird hoch emotional inszeniert, Opfer und Täter bekommen Gesichter.

Eine vielfach ausgezeichnete Serie

Die Serie wurde vielfach als "Hollywood"-Produktion bezeichnet, produziert wurde sie allerdings von einer New Yorker Firma, gedreht wurde ausschließlich an Originalschauplätzen in Deutschland und Österreich, auch im KZ Mauthausen, einschließlich Hakenkreuz-Flaggen.

Der Regisseur Marvin J. Chomsky, der Produzent Robert Berger, Schauspielerinnen und Schauspieler erinnern sich an die besondere, oft beklemmende Atmosphäre der Dreharbeiten, an Begegnungen mit der historischen Wirklichkeit hinter der Fiktion, über die sie später kaum jemals wieder gesprochen haben.

Im Vorfeld gab es scharfe Debatten

Der ehemalige WDR-Fernsehspielchef Günter Rohrbach, der die Serie nach Deutschland brachte, schildert die ungewöhnlich scharfe Debatte im Vorfeld. Es war eine aufgeladene Situation, mit Drohungen und Schmähungen von rechts und links und zahlreichen Versuchen, die Ausstrahlung zu verhindern.

Die Reaktionen der Zuschauerinnen und Zuschauer übertrafen dann alle Erwartungen, und fast jeder, der damals "Holocaust" gesehen hat, kann sich heute noch daran erinnern, was das mit ihr oder ihm gemacht hat.

textmaterial: neue westfälische (epd) und ndr - text-bildmaterial: polyband medien gmbh

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... soweit also die offiziellen ankündigungen des diesmal ard-federführenden ndr zur neuausstrahlung der 4-teiligen serie "holocaust - die geschichte der familie weiss" ab kommender woche in allen dritten programmen.

gerade in dieser zeit, in der immer mehr "holocaust-leugner" geoutet werden und auch von gerichten deswegen verurteilt werden - ist es wichtig, diese serie endlich im öffentlich-rechtlichen tv zu wiederholen - wenn auch - gerade für schüler*innen - meiner meinung nach zu viel zu später stunde ...

mit diesen späten sendeterminen jeweils will das öffentlich-rechtliche tv wohl junge zuschauer "schützen" - es fragt sich nur: wovor... (???) - auch kauf-cassetten und videos zu diesem film tragen den aufdruck "ab 12 jahren" - aber welche junge menschen ab 12 haben jeweils montagsnacht ab 22 bzw. 23.15 uhr die möglichkeit diese aufwühlenden folgen jeweils ca. 2 stunden lang zu verfolgen... - wenn man am morgen früh zur schule muss ??? ...

also - von der zeitplatzierung her ist die wieder-ausstrahlung der serie eine enttäuschung für mich.

eli wiesel hat zwar gemeckert über die seiner ansicht nach "trivialisierung" des tatsächlichen holocaust-geschehens in dieser serie - aber als eine heranführung (!) zum gesamtthema und als
gaulands "vogelschiss"
diskussionsgrundlage taugt sie allemal - allerdings hat man damit den "vogelschiss", wie der afd-gauland ja diese epoche abtun will - längst noch nicht in all seinen nuancen erfasst ... - dazu bedarf es eben weiterer nachforschungen, recherchen, informationen und diskussionen - besonders auch in und über die eigenen familienzusammenhänge dazu - denn - so steht es schon in der bibel - die wirkungen solcher untaten als mitläufer, als täter oder opfer sind noch bis in die "dritte und vierte generation" danach spürbar - und kann auch unbewusstes verhalten so lange mit beeinflussen. 

neuere tiefenpsychologische und naturwissenschaftliche forschungen haben diese behauptung der bibel längst bestätigt ...

eine generation - so rechnet man gemeinhin - andauert ca. 30 jahre: 1945 war also offiziell der nazi-spuk vorbei - aber dann haben wir bis ca. 2065/70 noch mindestens damit zu tun - und als national-kollektives gedächtnis weit darüber hinaus ...

man kann also jetzt nicht etwa die "holocaust"-serie anschauen "un gutt is" - sie kann lediglich ein "opener" sein - eine sensibilisierungsmaßnahme... - eine wirkliche persönliche, familiäre, schulische und gesellschaftliche aufarbeitung muss weitergehen ...

und genau das ist also für alle nachkommen so brandaktuell, dass schon deshalb der sendeplatz völlig daneben liegt ...

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china & the dark side of the moon




Raumsonde "Chang'e 4"

China gelingt erste Landung auf der Rückseite des Mondes
  • Zum ersten Mal ist eine Sonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Die chinesische "Chang'e 4" setzte um 3.26 Uhr MEZ auf dem Erdtrabanten auf und funkte erste Bilder. Ein Roboter soll nun die Umgebung erkunden. read more





ja - also: jetzt wissen wir es ganz genau: der mond hat auch ne rückseite ...

geahnt hatten wir das ja schon länger, aber jetzt haben wir sie praktisch betreten. 

ach - was sage ich: "wir" ... - es waren ja diese unsäglichen - diese chinesen - diese loser haben das fabriziert: da wird donald trump wahrscheinlich in die schreibtischkante im oval office beißen ... auch das noch: erst läuft huawei apple den rang ab - und apple bricht mit ca. 65 milliarden dollar börsenwert-verlust ein ...

der mann im mond meint es nicht gut mit donald ... 

und von wegen 'dark side of the moon'  - udo weiß und besingt es ja auch schon seit jahren: 'hinterm horizont gehts weiter' ...





absichtslose absicht - es kommt auf die "situationistische situation" an

dieses "bild" müsste schon geschreddert werden - sonst hängt sich das am ende noch jemand hin - oder verkauft es auf dem trödelmarkt - S!|art


wie ein braunes sahnehäubchen
knurrt der schaum im darm
und sucht sich den günstigsten weg
ins pralle leben

ein doppelter espresso 
mit einer süßstoff-tablette
lichtspiegelt sich im holzkruzifix
vom fenstersims her

alte suizidale vogelscheuchen
hängen aufgeknüpft am kreuzgestell
wo der steife lodenumhang sich wellt 
beim hangeln in der frischen brise 

in dieser situation liegt jetzt  
die vermeintliche stille 
wo der pfeifton oszilliert im tinnitus
zum dunstigen rausch im ohr 

du kannst das jetzt so einpacken
wickelst es bitte in papier ein
machst ein altes grünes gummiband drum
und legst es zu den anderen teilen

du weißt schon



sinedi
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die "situationistische internationale" (SI [!vgl. das "sinedi"-logo]) 1957-1972: ich hatte mal früher davon gelesen - aber ansonsten blieben mir jetzt nur die skizzenhaften aussagen dazu - z.b. bei "wikipedia" u.a.

also - "situationistisch": da las ich etwas von der "poesie ohne gedichte" - oder von dem jungen rimbaud:  "es geht darum, durch ein entgrenzen aller sinne im unbekannten anzukommen..."

mit kunst die kunst überwinden, die keine kunst mehr ist - nach auschwitz kann man keine kunst mehr machen ...

"situationen", in denen sich menschen unmittelbar frei und gleichberechtigt begegnen, austauschen, sich selbst verwalten, kreativ sind, sich ihren leidenschaften hingeben und keinerlei unnötigen zwängen mehr unterliegen...

gut - dachte ich - es kommt auf den "situationistischen moment" an - darauf, wenn sich ein augenblick vielleicht zu 21 spontanen zeilen eingespeichelt hat - ohne jede metapher oder bedeutung = einfach so...

auch wenn es eigentlich eine "poesie ohne gedicht" ist, führte mich der versucher dahin, einen "situationistischen" und vielleicht lyrischen text zu kreieren im augenblick: im hier & jetzt ...

also das, was die gestaltarbeit mit dem ewig mitwandernden winzigen "zeitpunkt der gegenwart" beschreibt: was eben war - ist jetzt nicht mehr - und ich weiß nicht - was gleich sein wird - was man dann vielleicht von dritten hineininterpretiert ...

der zeitpunkt der gegenwart umfasst die augenblickliche "situation" - oder so ähnlich: ohne blick zurück im zorn - ohne luftschlösser und ohne die offenbarung des johannes oder die kristallkugel von madame zolta ... - einfach so - wie ein rülpser aus wortfindungen - ohne jede planung und ab-sicht oder be-ab-sichtigung - spontan - und vor allen dingen: unverkäuflich - wertlos ...
panikattacke - S!|art


(update eines posts aus februar 2018)



2019: die verborgenen anteile im offensichtlichen

bild: uwe kils - quelle wikipedia


so ist das ja auch mit einem neuen jahr: eine kleine erste spitze hat sich aus dem wasser erhoben, aber der allergrößte anteil liegt noch im verborgenen: das neue jahr ist durchaus mit einem solchen eisberg zu vergleichen - denn oben schmelzen die ersten tage und wochen nach und nach stück für stück ab  - und der rest ist zwar volumenmäßig da und zu berechnen, aber wir erkennen nicht seine tatsächliche gestalt - und was da noch alles kommt und an die oberfläche drängt und aufstößt - das liegt im dämmrigen, in der tiefe des tiefenwassers und im schlund des (ur)grundes ...

der perito-moreno-gletscher kalbt in den lago argentino
 - wikipedia
wenn von einer rieseneisscholle oder einem gletscher die eisberge unter ächzen und stöhnen und donnergetöse abbrechen und ins meer stürzen, bezeichnet man diesen vorgang ja mit "kalben": da steckt also auch die metapher der geburt und des abnabelns drin. 

und auch für den menschen trifft das ja zu - beim austritt des neugeborenen weiß noch niemand, was nachkommt - und erst recht nicht, was aus dem kleinen wesen einstmals wird und zu was es sich entwickelt... wir müssen ihm geduldig seine zeit geben und seine zeit lassen - es muss sein tempo des heranreifens und des bewältigens finden.

so ein eisberg kann zum weiteren auch das modell für unser bewusstsein abbilden: mit einem achtel bewältigen wir den tag, den wir reales erleben nennen: im immer fortlaufenden kristallisationspunkt unserer gegenwart - das ganze aber speist sich aus dem, was unbewusst diese gegenwärtige wahrnehmung unterfüttert - und womit wir sie in immer fortschreitenden aneinaderreihungen von momenten bewältigen.

das unbewusste - die sieben achtel - das sich zusammensetzt aus kollektiven empfindungen, aus erlebnisfetzen auch unserer eltern und ahnen und altvorderen und deren einschneidende und abgespeicherte glücks- und trauma-erlebnisse - ganz unmittelbar auch, so wird vermutet, in genetischen einsprengselungen der "spiegelneuronen" unserer beiden interkommunizierenden hirne in kopf und auch bauch. 

diese spiegelneuronen reagieren quasi in "echtzeit" bei beobachteten "fremd"handlungen, also dem tun und lassen anderer, mit in der generationenfolge längst kopierten und als eine art blaupause abgespeicherten reaktionsmustern, die sich dadurch ganz individuell zusammensetzen und sich so unverwechselbar eigen-artig spiegelnd "ein-bilden" ... - als wenn wir im gleichen moment selber in dieser fremden handlung mit involviert wären - und sie fühlen, riechen und schmecken ...

wir fühlen im gleichen moment oft den schmerz, wenn ein fußballspieler im fernsehen gefoult wird und verletzt liegenbleibt - wir spüren die kälte des rasens - uns läuft das wasser im mund zusammen, sogar wenn wir im fernsehen jemanden etwas leckeres essen sehen - oder von dem wir annehmen, es sei wohl schmackhaft - und wir spüren in uns das erschrecken, wenn uroma vom bombenangriff vor 75 jahren und dem sirenengeheul dazu erzählt - und der großonkel zum x-ten male einfach nur mitschweigt über sein grauen im schützengraben in russland ... 

und dieses nachempfinden in uns ist jeweils kalibriert und verankert mit den erfahrungsanteilen von mütterlichen und väterlichen er-innerungslinien, die ja so auch unsere äußere erscheinung genauso mitprägen und profilieren ("der kleine ist ja ganz der papa" ...).

dazu tauchen aber auch - unten aus den tiefen der blauen tinte - die einschreibungen, signaturen und überkommenen ur-chroniken der verflossenen und fließenden zeiten und epochen auf, unserer spezies - und des lebens im großen und ganzen und überhaupt - auf diesem, gemessen zum weiten unendlichen all, staubkorngroßen raumschiff namens "erde" ...

gestern habe ich ein interview mit pater anselm grün über seine manager-kurse in der abtei münsterschwarzach gelesen: führen und managen heiße "andere aufrichten" in innerer gelassenheit zur inneren gelassenheit - also auch - um im bild des "lebendigen" eisberges zu bleiben - mit der rückbesinnung auf den allmählichen schmelzpunkt und das aufdringen des untenliegenden eises in immer wärmere gefilde, dieses nach unten im wasser treibenden "klumpatsches", der sich ganz allmählich und dynamisch der oberfläche des er-lebens nähert, um dort von der sonne neu belichtet und belebt und verflüssigt zu werden.

um sich dieser inneren ruhe des allmählichen und dynamischen abschmelzen der substanzen und der gleichzeitigen entwicklung und ausbildung der persönlichen und unverwechselbaren potenziale zu vergewissern, bedarf es dieser abwartenden gelassenheit ("alles hat seine zeit"),  der ewigen bitte an den in uns waltenden gott, "das (noch) unvollkommene in segen zu verwandeln", meint anselm grün ...

spökenkieker und wahrsager haben da also nur sehr bedingt die chance, im eisblock die tatsächlichen zukünftigen gestalten des werdens in umrissen zu erahnen, denn sie (er)kennen nur die äußeren unfertigen umhüllungen, aber sie können auch in ihrer empathie nur sehr grob die gefühlswelten der ahnen und urahnen fremder genetischer linien allenfalls zitterig ankratzen - und allerhöchstens nur von sich auf andere schließen - von der fahrt also mit dem eigenen lift aus dem kellergeschoss des unbewussten in die oberen etagen, die wir in unserem koordinationssystem gemeinhin mit "hier und jetzt" bezeichnen... - das mag für andere systeme unter anderen umständen schon wieder ganz anders sein ...

ein gutes unfallfreies abschmelzen des neuen jahres - 

und - nix für ungut - und chuat choan



gefundener eintrag im fürbitten-buch im osnabrücker dom vom 29.12.2018


mein neujahrskonzert: carl orffs "carmina burana" aus peking (arte) - update: shanghai 2017 - Liang Zhang

wohl aus urheberrechtlichen gründen steht die tolle aufführung aus der verbotenen stadt in peking/china in der übertragung von arte nicht mehr zur verfügung ...

stattdessen hier nun die carmina burana aus shanghai - 22. juli 2017:




Liang Zhang
Am 03.08.2017 veröffentlicht
Shanghai Philharmonic Orchestra
Chorus of the East China Normal University
Changyong Liao, Bariton
Ma Xiao, Tenor
Yufei Xiong, Soprano
Liang Zhang, Conductor
2017.07.22 Shanghai Oriental Arts Centre

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Klassik

Carl Orff: Carmina Burana

Aus der verbotenen Stadt in Peking

69 Min.

Die exotische Atmosphäre der Verbotenen Stadt in Peking ist die perfekte Kulisse für ein Musik-Event mit Seltenheitswert: Erstmals seit vielen Jahren findet wieder ein klassisches Konzert auf dem Platz vor dem berühmten Kaiserlichen Ahnentempel statt. Auf dem Programm steht eines der populärsten Werke Musikliteratur: "Carmina Burana" von Carl Orff. Dirigent: Long Lu.

Die geheimnisvolle, exotische Atmosphäre der Verbotenen Stadt in Peking bietet die perfekte Kulisse für ein Musik-Event mit Seltenheitswert: Erstmals seit vielen Jahren findet wieder ein Konzert mit klassischer Musik auf dem Platz vor dem berühmten Kaiserlichen Ahnentempel statt. Auf dem Programm steht eines der populärsten Werke der neueren Musikliteratur: "Carmina Burana" von Carl Orff.

Orffs Kantate beruht auf den Texten einer mittelalterlichen Liedersammlung, die 1803 im Kloster Benediktbeuern entdeckt wurden. Sie erzählen von den fundamentalen Themen, die über alle Zeiten und Kulturkreise hinweg ewig aktuell bleiben: von Liebe und Lebensfreude, von Glück und Leid. Orff hat dazu eine Musik komponiert, die sich aufs Beste mit dem archaischen Duktus der lateinischen und mittelhochdeutschen Texte verbindet. Nicht umsonst gehört "Carmina Burana" heute zu den bekanntesten Werken der Musik des 20. Jahrhunderts überhaupt.

Regie :
Tiziano Mancini

Mit :
Toby Spence (Tenor)
Ludovic Tézier (Bariton)
Aida Garifullina (Sopran)

Komponist/-in :
Carl Orff

Dirigent/-in :
Long Yu

Orchester :
Shanghai Symphony Orchestra

Chorleitung :
Heinz Ferlesch

Chor :
Wiener Singakademie
Shanghai Spring Children’s Choir

2018

ZDF


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die "carmina burana" in der 'verbotenen stadt' in peking: also ich fand das ganz sensationell - und bin erstaunt, dass die programm-macher das nicht stärker publik gemacht haben - ich habe es nur durch zufall (gibt es zufälle ???) entdeckt ... - habe es mir dann angeschaut - und bin begeistert.

welche kulturellen netzwerke doch von der musik geknüpft werden können - mittelalterliche trinklieder und leicht frivole gassenhauer vor der kulisse des alt-chinesischen kaiserlichen ahnentempels: für mich war das gelebtes und gespieltes und musiziertes multikulti pur ...

ich bin froh, dieses außergewöhnliche ereignis hier als meinen neujahrgruß für 2019 einstellen zu können: 

- und viel multikulti in unserem alltag ... ein gutes 2019

wasser marsch ...

S!|böllerarchiv
Böllern ist sinnlos und deshalb toll

Kurz vor dem Jahreswechsel wird wieder über ein Verbot von privatem Feuerwerk debattiert. Böllern ist teuer und gefährlich. Und gerade das macht seinen Zauber aus.

Aus einem "Zeit"-Kommentar von Lena Fiedler


Eine Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich einer Umfrage zufolge Feuerwerksverbote in deutschen Innenstädten. Fast 60 Prozent von mehr als 5.000 Befragten sprachen sich für einen solchen Böller-Bann aus, wie das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag der Funke-Mediengruppe herausfand. Wie vernünftig. Und wie langweilig. 

Böllern ist banaler Zeitvertreib. Mal kurz den vernünftigen Stimmen im Kopf entkommen und etwas Blödes machen. Kurz nach zwölf: der beißende Geruch des Schwarzpulvers in der Nase, feurige Kugeln, die durch den Nachthimmel surren, ein zarter Feuerregen, links und rechts die Straße runter schießen Fontänen, Vulkane und Sonnen aus dem Boden. Was für ein Spektakel. Schade für alle, die das Feuerwerk nicht verstehen.

Die melden sich jedes Jahr um diese Zeit: Böllern ist teuer. Abgesprengte Finger, der Müll und noch dazu der Feinstaub. Privates Feuerwerk, so argumentieren viele, gehöre verboten. Dabei liegt genau darin der Reiz. Böllern ist Verschwendung, Gefahr und ganz und gar unvernünftig. Aber Gesellschaften brauchen solche Rationalitätslöcher.

Für einen Augenblick öffnet sich die Pforte ins Chaos

Zwischen den ganzen sinnvollen Investitionen ins eigene Leben ist Pyrotechnik die heilsame Unterbrechung. KNALL, KNARZ, PENG, RADAU, ein paar Funken, Rauchschwaden und dann nichts. Alles für einen kurzen Moment Ekstase. Für einen Augenblick öffnet sich die Pforte ins Chaos. Wenn diese Erfahrung zum Ende des Jahres kollektiv erlebt wird, kanalisiert sich eine gute Portion Aggression und Destruktivität, die der Mensch mit sich herumträgt. Bevor man sich an der Hecke oder den Haustieren des Nachbarn vergeht, in der U-Bahn schubst und im Berufsverkehr drängelt, lieber mal ein paar Böller in die Luft jagen und gereinigt das neue Jahr begehen.


das böllern und dessen innere befriedigung beim zündelnden menschen selbst beschreibt frau fiedler im obigen "zeit"-kommentar fast wie einen orgasmus, den ersehnten höhepunkt, der dann alles aufgestaute entspannt und die akteure wieder (über)lebensfähiger und zufriedener macht.

aber ist das so ??? - kann man das knallen und böllern - das schießen von (leucht-)raketen - verallgemeinern als ur-menschliches streben und als ur-menschliche unvernunft: als ein akt der extase, des "denn sie wissen nicht was sie tun" - ein akt des irrationalen "zerplatzens" ... ???

ich glaube, das diese angeblich dem böllern innewohnenden zuschreibungen nur auf eine kleine minderheit der spezies mensch ganz natürlich zutrifft - und das dann noch einige menschen durch nachahmungseffekte und andere innerpsychische abläufe zu diesem sinnlosen tun "erzogen" und mitgerissen werden - von familienautoritäten oder "zeit"-kommentaren - und später in der clique, zumeist wenn alkohol mit im spiel ist.

an jedem bundesligaspieltag sehen wir ja solche fragwürdigen und zum teil äußerst gefährlichen feuerwerks-spektakel in den stadien - die dann jeweils vom dfb mit einigen 1000 uros gegenüber den verantwortlichen hauptsächlich beteiligten vereinsführungen sanktioniert werden.

heute morgen sah ich im tv, wie zumeist junge menschen, die eine ganze nacht bei 0° außentemperatur vor einem böller-ausgabelager anstanden, oft mehrere "überraschungspakete" zum stück-kostenpunkt zwischen 30 und 45 uro wegtrugen, ohne zu wissen, was dadrin eingepackt war ... - also echte "wundertüten": hauptsache: krachbumm - und einen vorrat für "besondere zwecke" im stadion oder beim nächsten polterabend im keller horten - letztere angelegenheiten sind also keinesfalls so "spontan" wie es oben ja quasi als innerpsychisches druckablassen beschrieben wird - sondern es sind strategisch überlegte und dann von "langer hand" geplante "entladungen": es sind wohlgesetzte detonationen, die oftmals dann im duhnen kopp gezündet werden ...

und hat man in all den hunderten von jahren, wo solche knall-effekte zum jahreswechsel gepflegt werden, irgendeine "besserung" menschlichen zusammenlebens deshalb ausmachen können? - schlägt sich der angeblich nötige aggressionsabbau irgendwie in den folgenden alltagen möglichst nachhaltig nieder ... ???


DPA - Ole Spata


aber wenn so etwas das streben einiger menschen ist, sich eine augenblicksrealität zusammenzuböllern, koste es was es wolle - mit allen risiken - von abgesprengten fingern, über den zusatz-müll auf den straßen und in den parkanlagen, den panikattacken bei den tieren -  und noch dazu der feinstaub - dann dürfen wir auch den lügenbaron vom spiegel, den "reporter" claas r., nicht mehr verurteilen, denn der hat ja dann mit seinen erdachten und wohlkomponierten scheinrealitäten wahrscheinlich auch eine ganz bestimmte leser- und fan-klientel kurzerhand bedient, die ihm ja auch für sein geschwurbel preise zuerkannte und trotz aller "sicherheitsventile" nicht misstrauisch wurde - gegen all die "lügenpresse"-krakeeler draußen schützte der elfenbeinturm einer "spiegel"-hauseigenen initiierten realität... - oft kopiert - nie erreicht ...

sich die realitäten in der umwelt nach eigenem gutdünken zurecht zu zimmern und zu schreiben und zu böllern ist einfach ein grenzenloser egoismus - wie bei pipi langstrumpf, die sich die welt selber bastelt, wie sie ihr gefällt - ein egoismus, der dabei sogar im wahrsten sinne des wortes - wenn es sein müsste - wohl über leichen gehen würde - zur eigenen belustigung - zur eigenen triebbefriedigung im moment des augenblicks ...

und wenn es einen solchen "banalen" böllertrieb im menschen tatsächlich millionenfach gibt, müssten wir uns über die kriege und die attentäter ja gar nicht wundern: auch ihr tödliches handeln ist dann ja zwar "sinnlos - aber toll" - und dient der puren selbstbefriedigung - und das sind doch auch nur "rationalitätslöcher", die mit ein paar raketen und millionen von flüchtlingen gestopft werden - 

und dabei schlägt dann diese crux des "immer mehr desselben" zu, was zur sucht führen kann - auch über silvester und die neujahrsnacht und jedem kriegs"ende" hinaus: ...

das kommt dann von sowas: raketenangriff der us-luftwaffe auf syrische stellungen - AP - spiegel



wahrheitsgemäßes protokoll vom 07.09.2018
20.07 uhr
51° 56' 59.291" N 8° 35' 17.113" E

da - jetzt gerade ist hier 
irgendwo - ein schuss gefallen
das heißt: nicht weit von hier
sonst hätt ich ihn ja nicht gehört

wer hat da geschossen
auf wen ist geschossen worden
war es nur ein schuss in die luft

zur abschreckung
oder ein startschuss zu einem rennen
wurde jemand getroffen
liegt jemand in seinem blut
wurd jemand niedergestreckt

es gibt keinen nachhall:
ich kann googeln soviel ich will
hier weiß niemand etwas ... - 
von einem schuss schon gar nicht

der leiter des verfassungsschutzes sagt:
der schuss sei (wohl) eher "getürkt"
da bilde sich jemand (wohl) einen schuss
nur ein ...

eine fata morgana
eine akustische täuschung
wenn sie verstehen
was ich meine ...

"niemand hat die absicht, eine mauer zu errichten"

wie ich jetzt auf diesen satz komme
was weiß ich denn -

ich weiß ja auch gar nicht
ob der schuss tatsächlich
gefallen ist

ich habe nicht gesagt: 
da sei tatsächlich ein schuss gefallen
da sei der herr vor ...

aber es hörte sich so an -
es hörte sich so an
als sei da eben ein schuss gefallen 
ganz ehrlich - jetzt eben
ganz in der nähe ...


sinedi [click]

f. w. murnau - der fast vergessene filmpionier wurde vor 130 jahren geboren

Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau - Foto: Murnau-Nachlass




Der Vater der bewegten Kamera

Vor 130 Jahren wurde Friedrich Wilhelm Murnau in Bielefeld geboren

Von Judith Günther


Murnau war ein Pionier und für viele Regisseure ein Vorbild. Er verstand es, mit Licht und Schatten zu spielen und kräftige Bilder entstehen zu lassen. Heute vor 130 Jahren erblickte er das Licht der Welt in Bielefeld.

Er brach mit der Praxis, die Kamera auf ein Stativ zu stellen und wurde so zum Vater der bewegten Kamera. Viele seiner Kollegen drehten ausschließlich in Studios, Murnau aber zog es immer wieder in die freie Natur. Er brachte es mit seinem Talent bis nach Hollywood, doch in seiner Geburtsstadt Bielefeld blieb er lange vergessen.

Friedrich Wilhelm Murnau 
als Zweijähriger bei der 
Bielefelder Fotografin Elisabeth Dürsch - 
Foto: Murnau-Nachlass

Geboren wurde er am 28. Dezember 1888 unter dem Namen Friedrich Wilhelm Plumpe in der Bahnhofstraße 6. Sein Vater Heinrich Plumpe war hier Leiter einer Tuchfirma. Lange blieb die Familie nicht in Bielefeld. 1893 zog Murnau mit seinen Eltern und Geschwistern nach Kassel. Schon als Kind spielte er mit seinen vier Geschwistern Theater. Seine beiden Brüder bauten ihm sogar eine eigene Bühne, versehen mit Schnürboden, Versenkung und Beleuchtung, um dort sonntags Stücke aufzuführen, die während der Woche geprobt wurden.

Nach dem Abitur ging Murnau nach Berlin und Heidelberg, um dort zu studieren. In Heidelberg wurde der Regisseur und Theaterintendant Max Reinhardt (1873-1943) bei einer Theateraufführung von Studenten auf ihn aufmerksam, bot ihm ein Stipendium an und verschaffte dem gebürtigen Bielefelder eine Anstellung am Deutschen Theater in Berlin.

Zu dieser Zeit wechselte Friedrich Wilhelm seinen Nachnamen und nannte sich nun Murnau, nach einem Ort in Bayern, wo er wohl einen Urlaub mit einer Liebschaft verbrachte. Als sein Vater erfuhr, dass sein Sohn statt Lehrer nun Schauspieler wurde, weigerte er sich, ihn weiter finanziell zu unterstützen. Nachdem sich Murnau der Bühne zugewandt hatte, unterband er jeglichen Kontakt zu alten Freunden und zur Familie, nur bei seiner Mutter meldete er sich regelmäßig.

Dies änderte sich erst nach dem Ersten Weltkrieg, in dem Murnau zunächst beim 1. Garderegiment in Potsdam eingesetzt war. Nach seiner Beförderung zum Offizier war er einige Zeit als Kompanieführer in Riga stationiert, bevor er sich freiwillig für die Luftwaffe meldete. Hier überlebte Murnau acht Flugzeugabstürze. Während eines Fluges bei schlechter Sicht landete er in der Schweiz und wurde interniert.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland widmete sich Murnau als Regisseur ganz dem Film. Einer seiner bekanntesten Filme erschien 1922 – »Nosferatu – eine Symphonie des Grauens«. Es war der erste bedeutende Vampirfilm und angelehnt an den Roman »Dracula« von Bram Stoker. Die Filme »Der letzte Mann« (1924), in dem zum ersten Mal die bewegte Kamera eingesetzt wurde, und »Faust – eine deutsche Volkssage« (1926) machten Murnau weiter bekannt, und auch Hollywood interessierte sich nun für ihn.

Ankündigung des Films 
»Tabu« - 
Foto: Stadtarchiv Bielefeld
Der Produzent William Fox holte den Deutschen 1926 in die Vereinigten Staaten. Hier durfte er frei und ohne Einmischungen an seinem ersten Film »Sunrise« arbeiten. Er bekam hervorragende Kritiken und gewann bei den ersten Oscarverleihungen 1929 gleich drei Trophäen. Ein großer Kassenschlager wurde der Film dennoch nicht.

Da »Sunrise« viel Geld gekostet hatte, aber nur wenig wieder einspielte, mischte sich Fox nunmehr in die Arbeit von Murnau ein. Der kündigte darauf seinen Vertrag bei Fox und machte sich mit einer Yacht auf in die Südsee, um dort frei von Zwängen einen Film zu drehen. Es sollte sein letzter sein. Am 11. März 1931 starb Murnau bei einem Autounfall in Santa Barbara, kurz vor der Premiere von »Tabu«.

Murnaus Bruder Robert Plumpe kümmerte sich nach dessen Tod um den Nachlass und ließ auch seine Leiche nach Deutschland überführen. In Berlin auf dem Südwestkirchhof Starnsdorf wurde Murnau beigesetzt. Robert Plumpe bemühte sich in den 1950er Jahren darum, mit Hilfe der Stadt ein Murnau-Archiv in Bielefeld zu verwirklichen, bekam aber keine Unterstützung seitens der Verwaltung.

Obwohl Murnau nur knapp vier Jahre in Bielefeld verbrachte, werden ihm doch immer wieder westfälische Eigenheiten zugesprochen. So beschreibt Schauspieler Emil Jannings Murnau mit folgenden Worten: »Von den großen Erscheinungen des Films war Murnau der deutscheste. Westfale, gehemmt, streng mit sich selbst, gegen die anderen und streng in der Sache. Schroff nach außen, knabenhaft und gütig im Inneren. Von allem Regisseuren der stärkste Charakter, für keinen Kompromiß zu haben, unverführt vom Geld.«

Trotz seiner Verdienste für den deutschen Stummfilm blieb Murnau in seiner Geburtsstadt lange ein Unbekannter. Erst in den 1970er Jahren rückte er wieder ins Gedächtnis der Bielefelder. 1972 gründete die Volkshochschule das Murnau-Filmforum, um dort Filme der 1920er und 1930er Jahre zu zeigen. Zum 45. Todestag wurde eine Murnau-Gedenkwoche veranstaltet, das Kino »Kamera« zeigte eine Retrospektive mit acht Filmen Murnaus, und der Fotograf, Cineast und Murnau-Kenner Heinrich Gräfenstein bat die Stadt um weitere Mithilfe bei der Gedenkwoche. Er schlug die Benennung einer Straße oder eines Platzes nach Murnau vor, ebenso regte er an, eine Gedenktafel an das Haus in der Bahnhofstraße anzubringen, wo früher das Geburtshaus Murnaus stand.

Höhepunkt waren die Veranstaltungen zum 100. Geburtstag des einflussreichen Regisseurs. Am 26. Oktober 1988 begann das Murnau-Projekt, eine Kooperation von Volkshochschule und Kulturamt. Oberbürgermeister Klaus Schwickert sowie Kultusminister und Schirmherr des Projekts Hans Schwier hielten die Festansprachen und eröffneten die Gedenkausstellung.

Herausragend war vor allem die Verleihung des ersten Friedrich-Wilhelm-Murnau-Filmpreises, den Gräfenstein schon 1976 gefordert hatte. Die Bielefelder Bankenvereinigung hatte den mit 10.000 D-Mark dotierten Preis gestiftet, der französische Regisseur Eric Rohmer wurde erster Preisträger.

Die Bielefelder Zeitungen berichteten umfangreich über das Murnau-Projekt und lobten, dass der Regisseur nun endlich gewürdigt werde. Allerdings kritisierten sie auch, dass die Stadt so lange versäumt habe, ihren großen Sohn zu ehren. In seinem Kommentar im Westfalen-Blatt wunderte sich Klaus Struff über das Desinteresse der Verwaltung an Murnau. Sein Fazit: »Der Beitrag der Stadt Bielefeld ist schlichtweg armselig«.

Anlässlich des 100. Geburtstags von Murnau gründete sich die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Gesellschaft. Ihr Ziel: »Die Förderung der Filmkunst in Vergangenheit und Gegenwart und besonders die Erhaltung, Erforschung und Verbreitung des Werkes von Friedrich Wilhelm Murnau«.

Seit 1989 veranstaltet die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Gesellschaft das Film- und Musikfest, bei dem Stummfilme, begleitet von Livemusik, gezeigt werden, und gibt eine Schriftenreihe heraus. Und natürlich ist sie auch an der Verleihung des Friedrich-Wilhelm-Murnau-Filmpreises beteiligt.

Eine makabre Merkwürdigkeit: Im Juli 2015 wurde Murnaus Grab aufgebrochen und sein einbalsamierter Kopf gestohlen. Bis heute bleibt er vermisst.

© WESTFALEN-BLATT Nr. 300, Freitag 28.Dezember 2018 - S. 11|BI-Kultur

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immer zu runden geburtstagen erinnert man sich an die großen dieser stadt. friedrich wilhelm murnau ist so jemand, der hier in bielefeld nicht so die richtige pr-gruppe und die richtigen sponsoren hinter sich hatte, um bekannter gemacht zu werden. der bielefelder cineast gräfenstein war in dieser hinsicht lange zeit ein einzelkämpfer zur bewahrung des andenkens an diesen großen filmpionier.

kino - das war ja auch lange zeit immer etwas anderes: kino zählte kaum zur hochkultur wie theater oder museumskunst - kino wurde rein gefühlsmäßig lange mit volkstümlichem tand, flitter-glitter und populistischem glemmer-ersatz für's "einfache volk" assoziiert.

und der ausdruck: "jetzt 'filmt' er aber wieder", war ja abfällig gemeint und bezeichnete eine überzogene flunkerei ... - und auch in unseren tagen bezeichnet ein artikel in der "zeit" die storys des reportage-fälschers claas relotius vom "spiegel" als "ganz großes kino" - also will sagen: alles geschönt und gelackt und leicht verdaulich und mit dem tatsächlichen leben manchmal bis zur unkenntlichkeit verrührt und 'dramatisiert' mit erfundenen spannungsbögen - alles "übertrieben" und "verkürzt" und "glattgebügelt"... 

mit schuld war hierbei aber auch der immense schaffensdrang der filmstudios in aller welt, die zum größten teil dann masse statt klasse produzierten und immer rascher "kohle" machen wollten - das kino galt mancherorts als "gelddruckmaschine": mit dem voschuss der produktionskosten ließ sich bei der anschließenden vermarktung in den kinoketten und den übertragungsrechten eine super rendite erwirtschaften: das volk fiel auf gewisse weise darauf herein und ließ sich von den cineastischen kunstformen des künstlich aufbereiteten "schalls & rauchs" einfach "blenden" ...

der film als tatsächliche kunstform schälte sich erst nach und nach heraus - als genügend material da war, um die spreu vom weizen zu trennen ...

hätte murnau in bielefeld doch nur eine besondere sorte vanillepudding zusammengemixt, wäre er hier sicherlich berühmter - oder wenn er für arminia auf torejagd gegangen wäre ...

aber so bleibt uns doch eben, diesen großen sohn der stadt immer wieder neu ins gedächtnis zu rufen - und bei youtube ist ein beträchtlich umfassendes filmschaffen murnaus eingestellt ...