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Zur Weihnacht hat €uropa die Besinnung verloren

Habecks Vorstoß zur Flüchtlingspolitik

Es geschieht nichts, weil nichts geschehen darf

kinder in moria - bild: dpa/kai nietfeld - bento (ausschnitt)
Robert Habeck schlägt vor, Kinder aus Flüchtlingslagern nach Deutschland zu holen. Es folgen politische Empörungsangebote, die sich als "Debatte" tarnen. Dabei ist der Skandal ein anderer.
 
Ein Kommentar von Arno Frank | SPIEGELonline


Robert Habeck behauptet, die Lage in den Lagern auf den ägäischen Inseln "spottet jeder Beschreibung". Das tut sie nicht. Die katholische Theologie kennt zum Beispiel den sogenannten Limbus: Das lateinische Wort für "Saum" oder "Rand" beschreibt eine Vorhölle, reserviert für die Seelen ungetauft gestorbener Kinder. Der Weg in den Himmel ist ihnen versperrt. Es ist ein Ort, an dem die Verzweiflung gezielt auf Dauer angelegt ist.

Wer als Augenzeuge dort war, so wie ich im Herbst 2018, weiß: Moria auf Lesbos beispielsweise könnte durchaus als Mischung aus Gefangenenlager und Müllhalde beschrieben werden. Nach Schätzungen des griechischen UNHCR haben 85 Prozent der Menschen auf den Inseln Anspruch auf Asyl, stecken aber dennoch fest. Vorwärts geht es nicht, rückwärts darf es nicht gehen.

Selbst Erwachsene, die zu einer Existenz - Leben mag man es nicht nennen - in dieser "Gated Community" der Gewalt und Gesetzlosigkeit verurteilt sind, werden früher oder später irre. Mir erzählten damals Mitarbeiter von NGOs von der großen Suizidgefahr: Waschmittel müssten sie vor den Jugendlichen verstecken, diese würden versuchen, sich damit zu vergiften.

Nun hat der Vorsitzende der Grünen einen vorweihnachtlichen Vorschlag zur Güte gemacht. Um die schlimmste Not zu lindern, so Habeck, müsse Deutschland im Rahmen eines Soforthilfeprogramms "etwa 4000" unbegleitete Minderjährige aus dem Limbus befreien und ins himmlische Deutschland führen. "Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht." (Lukas 18, 16)

Es sei, so Habeck, ein "Gebot der Humanität". Nun gebietet die Humanität ja allerhand, und prompt wurde Habeck sein Mitmenscheln als schmutzige "PR-Aktion" ausgelegt. Wir Deutschen könnten nicht das Elend der ganzen Welt beseitigen. Helfen ja, aber vor Ort. Keine "Fehlanreize" für weitere Migration. Und so weiter.

Eine Art Kinderdeutschlandverschickung in kleinerem Maßstab forderte übrigens unlängst schon Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). Einen vergleichbaren Aufschrei wie derzeit bei Habeck gab es nicht. Nur eine schmallippige Absage aus dem Bundesinnenministerium.

Wie überhaupt alles immer daran zu scheitern scheint, dass sich niemals alle darauf einigen können, wohin die Flüchtlinge zu verteilen wären. Solange es keine europäische Lösung gibt, wird es keine deutsche Lösung geben. Und solange es keine deutsche Lösung gibt, wird es keine niedersächsische Lösung geben. Also geschieht exakt: nichts.

Die zynische Pointe

Das mediale Meinungstennis, diesmal als Hin und Her zwischen angeblicher Tugend und angeblicher Vernunft, tritt wieder einmal an die Stelle von Politik, verstanden als die Kunst des Möglichen. Statt praktischer Maßnahmen gibt es frische Empörungsangebote in Form einer "Debatte", die allein zur Arrondierung der jeweiligen politischen Lager dient - während es in den ägäischen Lagern ungerührt Winter wird unter flatternden Plastikplanen.

Wenn nichts geschieht, dann deshalb, weil nichts geschehen darf. Das ist die zynische Pointe der aktuellen Spiegelfechterei um die minimale Geste, vielleicht ein wenig Druck vom Kessel zu nehmen. Der eigentliche Skandal ist der Kessel selbst, konstruiert und hingestellt und erhitzt von: Europa.

Das Grauen an seinem "Saum" ist gewollt, es soll abstrahlen in die Welt. Die Botschaft ist eindeutig: "Die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren". Hier zeigt das ansonsten so sehr in seine Werte verliebte selbst ernannte Abendland sein abschreckendes Gesicht.

Und das spottet, wenn man es aus der Nähe betrachtet, wirklich jeder Beschreibung.

Migranten auf Lesbos in einem Zwischenlager neben dem Lager Moria beim Brotkauf - Angelos Tzortzinis/DPA - SPIEGEL

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dies sind die fotos, mit denen ich meinen diesjährigen weihnachtsgruß für euch zusammenbasteln wollte - alle motive habe ich in bad salzuflen auf und rund um den weihnachtsmarkt geknipst, mit dem smartphone. ich wollte daraus eine video-slideshow mithilfe von "kizoa" installieren - oder vielleicht auch ebenfalls dort daraus ein "animiertes gif" zusammenstellen, das sich von selbst unendlich umblättert - vielleicht mit weihnachtsmusik unterlegt.

aber darauf müsst ihr verzichten, weil mir die schicksale und die bilder aus dem flüchtlings-zeltlager "moria" auf der griechischen insel lesbos einfach zu nahe gehen - und weil mich die phlegmatik und die massenhafte unterlassene hilfeleistung bzw. auch die beihilfe zur körperlich-seelischen verletzung und vielleicht auch zum suizid gerade an diesen weihnachten total wütend macht, wo hier vor der haustür der handel darauf spekuliert, ob wohl die 100-milliarden [sic!] [i.w.: einhundert milliarden uro] umsatzgrenze in diesem jahr im weihnachtskaufrausch geknickt wird, denn letztes jahr waren es ja schon 99,4 mrd - und das bisschen schaffen wir ja wohl noch mit vereinten kräften.

leider - das meldeten alle agenturen - waren nachmittags die kartenzahlungen an den geldautomaten bundesweit gestört - aber jetzt läuft's wieder!- gottseidank...

da bekomme ich das würgen und da meldet sich schnurstracks trotz pantoprazol meine ösophagus-hernie mit brennender sod, wenn ich im gleichen atemzug die bilder von der griechischen insel lesbos sehe - und wenn ich wahrnehme, wie der aufruf von robert habeck einfach im nichts verhallt - und sich die politik einfach gegenseitig mattsetzt:
ja - das konzertierte uropa hält sich auf lesbos ganz bewusst - im wahrsten sinne des wortes: ein kz - ein konzentrationslager - ein konzentriertes völlig unzureichendes lager aus sommerlichen einzelzelten auf matschigem kalten boden und stundenlangem anstehen für toilettengang und essensausgabe - bewacht und in schach gehalten - ohne vor und zurück. (ob wohl die wärter vom wachpersonal dort in 60 - 70 jahren als 90-jährige von jungen staatsanwälten dann auch vor gericht gezerrt werden wegen beihilfe zur massenhaften freiheitsberaubung in mindestens 15.000 fällen...???). uropa spielt in bezug auf die auf lesbos gestrandeten und in die falle gegangenen 15.000 (i.w.: fünfzehntausend) menschen (!) aus einer falschen und verqueren bündnis"treue" heraus gemeinsam in einem teuflischen miteinander dieses in diesem falle tödliche spiel: "politiker-mikado" - wer sich bewegt, hat im "bündnis" unweigerlich verloren.
wenn in einem wohnkomplex wie in dortmund neulich die feuerwehr beim durchgang "gravierende sicherheitsmängel" feststellt, wird von jetzt auf gleich von den "ordnungsbehörden" die wohnanlage für hunderte menschen geschlossen. sie dürfen stundenweise noch ihr hab und gut zusammenklauben - un gutt is. aber wenn in einem auf 2.500 menschen ausgelegten lager inzwischen 15.000 menschen dauerhaft "leben", heißt das für uropa: "augen zu - und durch - ein bisschen schwund ist immer".

und da sind wir, das millionenfache zuschauende "volk", wir, die wir einfach weiter an der weihnachtsgans mit rotkohl nagen und rotwein schlabbern und die hände zur merkel-raute aneinander in den schoß legen und abgezockt und schläfrig und satt zuschauen - müssen! man hat uns so "satt" vollgestopft, dass man mit unserem wiederstand kaum rechnen darf. gewiss - traurig ist das alles - gerade zu weihnachten - aber wir haben ja schon mit "friday-for-future" und der umwelt - und alles - oder so - genug stress...

und da sind auch die großen welt- und europaweiten milliardenschweren hilfsorganisationen, die alle ihr weihnachts-spendengeschäft ja längst gemacht haben - unicef, unhcr, rotes kreuz, roter halbmond, kindernothilfe - und überhaupt die großen weltkirchen mit caritas und diakonie. sie heucheln voller inbrunst die sicherlich wieder herzzereißenden weihnachts-gottes"dienst"-botschaften und -predigten ihrer allerersten würdenträger: urbi et orbi - und sagen dann hinterher im chor mit den gemeinden: und gut und so wichtig, dass wir mal drüber gepredigt haben - und der segen gespendet werden konnte für die stadt und den ganzen erdkreis... 

anstatt relativ einfach mal ein paar busse und flugzeuge zu chartern, um in einer konzertierten gemeinsamen hilfsaktion diesen kindern und ihren familien spontan (endlich!) zu helfen - auch um - eigentlich ganz simpel - einfach lebensperspektiven zu eröffnen.

und wer in einem solchen moment internationale gesetze umgeht und absprachen bricht und diplomatische verwicklungen heraufbeschwört - übt doch einfach nur simple "erste hilfe" aus - und das ist in diesem falle wirklich mal notwendig - herrgottnochmal!

in der mit deutschen ddr-flüchtlingen überfüllten botschaft in prag ging das mit genscher 1989 auch - und auch am ungarischen grenzzaun damals aus "humanitärn gründen" unter einer sozialistischen regierung - aber dort unter der "befreiten" orbán-regierung ging das 25 jahre später nimmermehr. humanität ade - sind ja diesmal muslime. 

und hier an den südgrenzen ging das 2015 auch, weil angela merkel mal einen lichten moment hatte - und von einer menschlichen tragödie und ihren mütterlichen instinkten angerührt war: und eine solche tragödie - liebe frau merkel -  ist zur zeit im lager moria auch gegeben und war schon im lager idomeni gegeben: es gibt ganz viel ganz rasch zu tun - packen wir's an - das abwarten ist da tödlich - man muss schon mal die transportflugzeuge einsetzen und in marsch setzen - von nix kommt nix...

ich wünsche allen besinnliche tage - und der politik und den hilfsorganisationen ein mutigeres 2020 ...


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Die Kinder, der Müll und der Tod - und die Mär von einem unglaublichen Erlöser

Unicef-Foto 2019
Foto: Hartmut Schwarzbach - 
Titelseite WESTFALEN-BLATT v. 20.12.19
Dem deutschen Fotografen Hartmut Schwarzbach ist das Unicef-Foto des Jahres 2019 gelungen. Das Bild trägt den Titel „Die Kinder, der Müll und der Tod“ und zeigt die bei der Aufnahme 13-jährige Wenie und andere Kinder beim Sammeln von Plastik in
einem Meer aus Müll im Hafen von Manila auf den Philippinen. Es erzähle vom Überlebenskampf von Kindern angesichts gleich dreier Tragödien unserer Zeit: Armut, Umweltverschmutzung und Kinderarbeit, erklärte Unicef Deutschland zur Preisverleihung. 1800 Fotografen hatten Bilder eingereicht. 

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fotos dokumentieren das leben - und den tod - und es gibt kinder auf den philippinen und anderswo, die genau zwischen leben und tod (über)leben und dafür schon hart arbeiten müssen, um nicht unterzugehen - für die diese bedingungen alltag sind: es gibt noch viel zu tun, um die umwelt und das leben dieser kinder und ihre entwicklungschancen hier und überhaupt optimaler zu gestalten - mit abwarten ist es da nicht (mehr) getan...

während hier vor ort einige kinder mit dem auto von mama oder papa oder opa oder oma die paar meter zur schule gefahren werden, weil das kind am smartphone wieder mal die zeit verdaddelt hat... - oder - ach nee - mancherorts ist ja zumindest freitags sicherlich wieder "friday-for-future", die schulstreik-demo nach dem copyright von greta thunberg und ihrer schwedischen pr-umwelt-agentur...

aber wir feiern mit prunk und im überfluss und mit etwas weniger lametta als früher die geburt des sogenannten "erlösers" vor 2020 jahren - ja - und es ist tatsächlich unglaublich: die entbindung geschah laut den damaligen zeitzeugen ohne hebamme und kreißsaal auf bloßem heu und auf stroh an einem futtertrog, in einem armseligen viehstall zur nacht, auf einem kahlen weidefeld im heutigen palästina - gleich hinter der derzeitigen israelischen schutzwallmauer gegen palästinensische attentäter, die gegen das geltende völkerrecht verstößt - und - das dollste kommt noch: dieser "erlöser" starb dann wohl 32 jahre später, gefoltert mit peitschenhieben und einer dornenkrone auf dem kopf, an einem unbearbeiteten holzbalkenkreuz, an das er durch hände und füße angenagelt dann aufgehängt wurde - begleitet von einer johlenden menschenmenge, die ihn ausdrücklich so gelyncht sehen wollte - und nach seiner ermordung und anschließenden grablegung behaupteten nach weiteren drei tagen zuerst ein paar frauen, und dann aber sein ganzer getreuer club, ihn wiederbelebt wahrgenommen und mit ihm gesprochen zu haben - das ist doch einfach unglaublich...
und man raunt sich hinter vorgehaltener hand bis heute zu, dass bei all diesen geschehnissen damals irgendwelche wesenheiten unbekannter herkunft plötzlich begleitend aufgetaucht seien, als kämen sie auf flügeln getragen quasi engelgleich angeschwebt. und diese wesenheiten verkündeten allen eine große freude und sprachen von erlösungen, die dadurch der ganzen menschheit widerfahren sollten, denn das neugeborene baby da aus dem stall wäre ein heiler und retter (!) für die ganze welt mit allem drin und drum und dran: umweltschutz und herzenserneuerung und alles sei gut - einfach unglaubliche versprechungen - und man sieht ja jetzt - wer den mund zu voll nimmt ...

- und falls wir uns bis dahin nicht mehr sehen oder lesen sollten: besinnliche festtage allerseits... - sinedi


das klorauschen der nachbarn


Weihnachten ist
wie das Klorauschen der Nachbarn:
irgendwann
hat man sich daran gewöhnt.


Charles Bukowski

Kotzen vor jeder Lesung

Im Band „Ein Dollar für Carl Larsen“ sind bislang unveröffentlichte Texte von Charles Bukowski versammelt. Sie zeigen unter anderem sein Wirken im literarischen Underground

Ein Selbstdarsteller vor dem Herrn: Charles Bukowski, 1986 - Foto: bukowskiforum - frajndlich-photos


VON FRANK SCHÄFER für die taz

Allem Gerede vom einsamen Wolf zum Trotz hatte Charles Bukowski literarische Verbündete. Dazu zählten etwa die Schriftsteller Steve Richmond, Al Purdy, William Wantling und nicht zuletzt Douglas Blazek, der Bukowski und anderen mit seiner auflageschwachen, aber einflussreichen Undergroundzeitschrift Ole' eine Plattform bot. Bukowski unterstützte seine Leute mit lobenden Kritiken und Vorworten, er betrachtete sich als Teil einer „Poetischen Revolution“ gegen die etablierte Dichtung, die nun endlich „die Muse auf die Tellerwäscher, Tankwarte, Bauern, Betrüger, Traubenpflücker, Landstreicher und Fabrikarbeiter losgelassen“ hätte.

Bukowski propagierte dabei eine unakademische und unelitäre Literatur, eine Literatur von unten, die in den bürgerlichen Publikationen damals kaum eine Rolle spielte. Er und seine Mitstreiter mussten sich schon selbst helfen und eigene Zeitschriften gründen. Dabei profitierten sie von den technischen Neuerungen auf dem Druckmarkt. Mit Matritzen-Kopierern ließen sich relativ preisgünstig und schnell Hefte von ein paar hundert Exemplaren herstellen. Sie sahen oft schäbig aus, billig, improvisiert, aber sie erfüllten ihren Zweck, indem sie die gewünschte Gegenöffentlichkeit herstellten. Als „Mimeo Revolution“, benannt nach der Vervielfältigungsmethode der Mimeografie, ist diese Bewegung in die US-Literaturgeschichte eingegangen. Dank der nun erschienenen Textsammlung „Ein Dollar für Carl Larsen“ kann man Bukowskis Bezug zu jener literarischen Off-Kultur bestens nachvollziehen.

Denn dieser Szene fühlte er sich zugehörig, obwohl sie ihm bisweilen unglaublich auf den Geist ging, weil sich seiner Meinung nach so viele Nichtskönner darin tummelten. Die Herausgeber reagierten zu langsam oder überhaupt nicht, schickten abgelehnte Texte trotz frankiertem Rückumschlag nicht zurück und verloren schnell ihren oppositionellen Drive. Sie „legen oft einen guten Start hin“, konstatiert er in seiner polemischen Bestandsaufnahme „Die Minipresse in Amerika“, „aber meistens dauert es nicht lange, bis sie nicht mehr das sind, was sie mal waren, weil sie sich der Meinung anderer Herausgeber, Kritiker, Leser, Schreiber, Drucker, Straßenbahnschaffner, Freundinnen, Universitätsbibliothekaren, Eunuchen, Wahrsager, Abonnenten, Punks, Dilettanten, Clowns, Ahnenforscher und all dem Dampf und Gestank und dem Würgegriff des Zeitgeists beugen müssen, der ihnen vorschreibt, was sie zu tun haben. Und irgendwann ist dann aus so einer Literaturzeitschrift ein Vorzimmer für Teetrinker geworden.“ Dennoch hat er den Zeitschriften-Underground weiterhin beliefert, auch als er bereits gegen Honorar in Tittenheften, Illustrierten und Tageszeitungen wie der L.A. Free Press publizierte.

Der Band „Ein Dollar für Carl Larsen“ enthält bislang größtenteils unübersetzte Stories, Reportagen, Vorworte, Rezensionen und Interviews aus den Jahren 1961 bis 1974, der mittleren Werkphase also, in der aus Bukowski langsam ein professioneller Schriftsteller wurde. Das Buch dokumentiert sehr schön, wie er an der Konsolidierung und Selbstverständigung der Szene strategisch mitwirkte und sich trotzdem seine Unabhängigkeit und schriftstellerische Integrität zu bewahren suchte. Gelegentliche Kompromisse nicht ausgeschlossen: So gab er nach der Demission bei der Post 1969 seine „splendid isolation“ auf und nahm schweren Herzens Lesungsangebote an. Die Tantiemen und Magazinhonorare sprudelten noch nicht so reich wie in der zweiten Hälfte der 70er Jahre – er musste Geld verdienen. Universitäten holten sich zudem gern einen bunten Hund wie ihn auf den Campus und zahlten ordentlich.

  • Charles Bukowski: „Ein Dollar für Carl Larsen. Über Schriftsteller und das Schreiben“, aus dem amerikanischen Englisch von Esther Ghionda-Breger. Maro Verlag, Augsburg 2019. 327 Seiten, 24 Euro.

Antrag abgelehnt

In einer bislang wenig bekannten „Dirty Old Man“-Kolumne erzählt er von einem zweitägigen Lese-Trip, der ihm angeblich üppige 375 Dollar einbrachte (laut Inflationskalkulator mehr als 2.000 Dollar heute). „Ruckzuck verdientes Geld und hundert Prozent Vaudeville“, schreibt er. Der Text zeigt auch, wie schwer ihm solche öffentlichen Auftritte fielen: Er kotzte vor jeder Lesung.

In einem der abgedruckten Interviews gibt er zu, dass er überhaupt erst „vier oder fünf“ Abende erlebt hat, die er als gelungen bezeichnen würde. Dabei war er doch ein ziemlich guter Entertainer, es gelang ihm, die Figur des dreckigen alten Mannes auf der Bühne mit Leben zu füllen, weil er die Sache ernst nahm. „Ich habe schon viele dieser Dichter erlebt: sie haben nur das Geld kassiert, sich hingestellt und den Heiligen gemimt. Wenn man sich schon prostituiert, dann sollte man auch eine gute Prostituierte abgeben.“

In den hier versammelten Texten zeigt sich einmal mehr Bukowskis Souveränität als Autor. Er verstellte sich nie, redete keinem nach dem Mund. Sogar im Bewerbungsschreiben für ein Guggenheim-Stipendium lieferte er keine Antragslyrik, sondern die übliche unverfrorene – von Esther Ghionda-Breger zupackend übersetzte – Klartextprosa. Er wurde natürlich abgelehnt.

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da bemerke ich doch glattweg, wie uralt ich schon bin: wenn man von bukowski schreibt, als sei er ein methusalem aus der grauen antike.

ich durfte bukowski - ganz in echt jetzt - schon lesen auf packpapier hektographiert und kopiert in deutschen "minipressen", deren erzeugnisse in dem damals von mir abonnierten "ulcus molle info" vom guten biby wintjes (gott hab ihn selig) angeboten wurden. 

und ich erinnere mich an wuchtige, pralle, zotige und unerhörte  lyriktexte, unzensiert damals und nur äußerst schamvoll übersetzbar - eben auf packpapier kopiert in schreibmaschinenschrift. und wenn dieses packpapier dann beim frühstück kaffee- und fett- und gauloises(blau)flecken bekam, dann war das eben die stolze patina, die einen bukowski damals umflorte.

und wie die "revoluzzer" kam man sich beim lesen und konsumieren dieser "im wirklichen leben" eigentlich kaum druckbaren texte "recht verwegen" vor - und gab sie nur an gute gleichgesinnte freunde weiter - quasi unterhalb des rardarschirms, unter der "ladentheke", eben wie schmuddelsexheftchen.

und ich hütete diese texte und versteckte sie vor meinem kleinen sohn damals, obwohl der ja noch gar nicht lesen konnte - aber man wusste ja nie...

ich hab mich gefreut, in der taz diesen abriss über bukowski zu entdecken - und war schwupps wieder in die alten zeiten abgetaucht.

und dann dachte ich mir - fast so wie früher beim versteckspiel vor meinem jungen - solch eine rezension kann man doch nicht so kurz vor weihnachten bringen - wo doch wenigstens alle freude einen hehren tiefgang nach sich ziehen sollte.

aber dann kam mir eine lösung in den sinn: du googelst mal nach einem apostrophierten weihnachtstext von karl (ich schreib mal karl, denn er wurde ja 1920 in andernach am rhein geboren...) - und dann passt das schon - auch wenn die klospülung als metapher zu weihnachten ja sicherlich auch heute noch angurgelt und abgang nimmt - aber vielleicht sucht ja jemand noch ein weihnachts-geschenk, das buch, für so einen alten knochen wie mich. also - bei aller ernsthafter weihnacht - viel lesevergnügen - aber auch nachdenklichkeit und hier und da vielleicht sogar betroffenheit und solidarität mit denen da unten und mitleid mit denen hier oben bei der lektüre.



Charles Bukowski
Das Lachende Herz

Dein Leben ist dein Leben
lass es nicht in klamme
Unterwerfung prügeln.

Sei wachsam.
Da sind Auswege.
da ist ein Licht irgendwo.

es ist vielleicht nicht viel Licht aber
es ist besser als die Dunkelheit.

Sei wachsam.
Die Götter werden dir Angebote machen.
kenne sie. nimm sie.

Du kannst den Tod nicht besiegen aber
du kannst den Tod im Leben besiegen,
manchmal

und je öfter du lernst das zu tun,
desto mehr Licht wird da sein.

Dein Leben ist dein Leben.
kenne es solang du es hast.

Du bist wunderbar
die Götter warten darauf sich an dir
zu erfreuen.

Charles Bukowski – Das lachende herz
(The laughing heart) Amerikanische Literatur
Gedichte, Text ins Deutsche übersetzt

Banksy's "Narbe von Bethlehem"


Neues Banksy-Kunstwerk  

Krippe in Bethlehem ausgestellt

Der britische Streetart-Künstler Banksy hat eine Krippen-Installation in einem Hotel in Bethlehem aufgestellt. Es zeigt auch den israelischen Schutzwall.

Maria und Josef, Ochs und Esel und das Jesuskind in der Krippe vor einer Betonwand mit einem sternförmigen Detonationsloch: Im Westjordanland ist wenige Tage vor Weihnachten ein neues Kunstwerk des berühmten britischen Street-Art-Künstlers Banksy präsentiert worden.


Die Installation mit dem Namen "Die Narbe von Bethlehem" ist seit Samstag in Banksys "Walled-Off Hotel" in Bethlehem nahe des israelischen Sperrwalls zu sehen.

"Es ist eine großartige Möglichkeit, die Geschichte von Bethlehem, die Weihnachtsgeschichte, auf eine andere Art und Weise zu erzählen", sagte Hotelmanager Wissam Salsaa der Nachrichtenagentur AFP. Das Kunstwerk solle die Menschen dazu bringen, mehr über das Leben der Palästinenser in Bethlehem nachzudenken. Banksy versuche "eine Stimme für diejenigen zu sein, die nicht sprechen können" und schaffe "ein neue Art des Widerstands durch Kunst".

Das "Walled-Off Hotel", das Banksy 2017 eröffnete, liegt in unmittelbarer Nähe des israelischen Sperrwalls und warb in der Vergangenheit mit der "schlechtesten Aussicht der Welt", weil der Blick von den Zimmern direkt auf die Betonmauer, den sogenannten israelischen Sperrwall, geht, der die Stadt Bethlehem von Israel trennt.

Schon mehrfach sprühte Banksy in den Palästinensergebieten

Salsaa bezeichnete die Mauer als eine "Narbe", die bei allen Scham hervorrufen solle, die ihren Bau unterstützt hatten. Auf der Krippen-Kunstinstallation sind zudem die Inschriften "Liebe" und "Frieden" in Graffitiform auf Englisch und Französisch zu sehen.

In der kommenden Woche finden in der Bethlehemer Geburtskirche, die nach christlicher Vorstellung am Ort der Geburt von Jesus Christus steht, die traditionellen Weihnachtsfeierlichkeiten statt.

Birmingham: Weihnachts-Graffiti ...
Israel hatte 2002 auf dem Höhepunkt des zweiten Palästinenseraufstands mit dem Bau der Sperranlagen begonnen. Die Zäune und Mauern verlaufen allerdings weitestgehend nicht auf der international anerkannten Grenze Israels von 1949, sondern auf dem Gebiet des 1967 besetzten palästinensischen Westjordanlands. Deshalb wurden die Barrieren 2004 vom Internationalen Gerichtshof und danach auch von der UNO als völkerrechtswidrig eingestuft.

... "verunstaltet" von einem unstbanausen mit "red-roseds"
Banksy, der erst kürzlich in Birmingham ein weihnachtliches Graffiti anbrachte, hat Wände in aller Welt mit seinen berühmten Schablonen-Graffiti verziert. Der mysteriöse britische Künstler gilt als einer der größten Meister der Street Art, seine oftmals politischen Graffiti können hunderttausende Euro wert werden. Die genaue Identität des Künstlers ist unklar. In den Palästinensergebieten hat Banksy bereits mehrfach seine Spuren hinterlassen.

Tagesspiegel 


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ach ja - der banksy - er legt seine aktionen so an, dass ich - manchmal auch widerwillig - immer davon hier berichte: da hat er ja - fast wie auf "zuruf" - genau die situation "installiert", die ich in meinem "weihnachts"post zum unicef-foto (unten) skizziert habe: "...in einem armseligen viehstall zur nacht, auf einem kahlen weidefeld im heutigen palästina - gleich hinter der derzeitigen israelischen schutzwallmauer gegen palästinensische attentäter, die gegen das geltende völkerrecht verstößt..."  

zum frommen weihnachtsfest kommt er mit seiner spektakulären installation um die ecke, lässt die unweit von bethlehem in seinem hotel "walled-off-hotel" aufbauen - und wendet sich an die großen agenturen und medien, damit sein werk auch öffentlich weltweit bewunderung erfährt - jedoch auch, damit gleichzeitig auf das ungelöste dilemma dort erneut und mit nachdruck hingewiesen wird. 

und das macht und kann banksy wesentlich überzeugender und nachhaltiger als hierzulande das "zentrum für politische schönheit".

aber wie alle seine werke, besteht es auch diesmal neben dieser gehörigen portion selbstinszenierung aus einer raffinierten und ernstgemeinten kritik an unhaltbare zustände in der welt: und mal zieht banksy den gesamten kunstbetrieb durch den kakao, in dem er den abzug einer seiner grafiken noch während der auktion direkt nach dem letzten hammerschlag bei "sotheby's" mit einer raffiniert eingebauten technik im bilderrahmen schreddern lässt;

und jüngst in birmingham platziert er sein rentierschlitten-graffiti direkt vor die bank, auf die er einen "obdachlosen" zum foto und video platziert - aber diesmal wird er wahrscheinlich selbst auch gefoppt, denn ein kunstbanause versah seine armen rentier-silhouetten mit roten nasen - aber vielleicht hat banksy auch selbst diesen gag aus pr-gründen inszeniert - man weiß es nicht.

diesmal ist es eine eindrückliche installation mit mehr tiefgang und einer ernstzunehmenden kritik an diesem vermaledeiten "schutzwall" der israelis, angeblich gegen die vermeintlichen andauernden palästinensischen potenziellen attentäter, die viel unheil in israel schon anrichteten, seit jahrzehnten. die mauer aber ließ netanjahu auf palästinensisches hoheitsgebiet errichten, was dann ebenfolgerichtig auch völkerrechtlich sanktioniert wurde.

banksy, der schon vor ein paar jahren diese mauer mit graffities bemalte, eröffnete hier ein hotel "mit der hässlichsten aussicht der welt" - eben auf diesen "schutzwall", der wie damals die mauer in berlin, ein unmenschlich trennendes propagandagebilde ist, denn zwischen palästina und israel gibt es soviel (il)legale schlupflöcher, dass potenzielle attentäter die grenze immer wieder überschreiten könn(t)en - und diese alt-jüdische maxime "leben um leben - auge um auge - zahn um zahn" wird eben direkt aus der antike mit seinen stammesfehden bis heute von israelis rigoros durchgezogen, obwohl schon ein paarmal friedensgespräche  geführt wurden - und eine zwei-staaten-lösung sowie ein ende der aggressiven siedlungspolitik israels dort ruhe bringen könnte - bis hin zu einem friedensvertrag , wenn man das tatsächlich auch anstrebte.

jetzt - aus der ferne betrachtet, scheint es mir so, als wartete man nur auf das nächste scharmützel - und die eigentliche friedensbotschaft des engels vor 2000 jahren über der krippe von bethlehem wird dauernd mit unaufhörlichen winkelzügen von beiden seiten sowie von der waffenindustrie und den "schutzmächten" im hintergrund immer wieder torpediert und ausgehebelt.

KOUDELKA SHOOTING HOLY LAND (REVISED 2019) from Nowhere Films on Vimeo.

maria


Evelyn Finger

Marias Botschaft


Weshalb die Gottesmutter heute auch von Feministinnen verehrt wird und was sie mit der Weltrettung zu tun hat

Sie ist die am häufigsten porträtierte Frau der Weltgeschichte. Ihr Bild hängt in Kirchen, Museen, Wohnstuben; und dieses Jahr sah man es in Deutschland sogar auf Demonstrationen. Darunter der Spruch katholischer Feministinnen: »Wir küssen unsere Kirche wach!« Was für eine schöne Drohung.

Maria, ein einfaches jüdisches Mädchen aus Galiläa, wurde der Bibel zufolge vor über 2000 Jahren zur Gottesmutter erwählt. Lange bevor die Mehrheit der Christen die Heilige Schrift lesen konnte, verehrte man sie als Himmelskönigin. Wäre weibliche Schönheit nicht mittlerweile als chauvinistische Kategorie verpönt, müsste man sagen, dass Maria dem Abendland stets als die Schönste galt: die mit dem zärtlichen Herzen, dem milden Antlitz und der anbetungswürdigen Gestalt.

Novalis nannte sie einen »unnennbar süßen Himmel«, doch auch Glaubensskeptiker huldigten ihr. Für Goethe war sie das Ewig-Weibliche. Für Hölderlin ein Symbol der Liebe in gottferner Zeit. Sogar Brecht, der vom Katholizismus zum Marxismus Konvertierte, hatte nicht das Herz, diese Frau zu schmähen. In dem Gedicht Maria erzählt er von der Frostnacht, als sie den Heiland gebar (vom rohen Geschwätz der Hirten, von der Scham der Gebärenden, nicht für sich zu sein), und warum die bittere Wirklichkeit bald vergessen wurde: Alles dies / kam vom Gesicht ihres Sohnes, der leicht war / Gesang liebte / Arme zu sich lud / Und die Gewohnheit hatte, unter Königen zu leben / Und einen Stern über sich zu sehen zur Nachtzeit.

Die Parole »Maria 2.0« verbreitete sich schnell in ganz Deutschland

Wer hätte gedacht, dass die Jungfrau aus dem Weihnachtsevangelium noch mal zur Ikone einer Frauenbewegung würde? »Maria 2.0« war in diesem Jahr die Parole. Sie kam von Katholikinnen, aber verbreitete sich bald unter Christen beiderlei Geschlechts in ganz Deutschland. 2019 hatte ja mit der Schreckensprognose begonnen, die Mitgliederzahlen der Kirchen würden sich demnächst halbieren. Nun riefen die Reformer von »Maria 2.0« zum Kirchenstreik auf. Sie forderten eine andere Kirche. Sie sagten Mitsprache, aber meinten auch Macht und Entscheidungsgewalt.

Wie passt dazu die Maria der Bibel? Die schöne Schwangere, die Hingebungsvolle, die Dulderin unterm Kreuz? Die Madonna mit ihrem schützend über die Welt ausgebreiteten Sternenhimmelmantel? Nein, Maria ist nicht so fügsam und keusch, wie der Marienkult sie gemacht hat. In der Bibel, als der Engel der Verkündigung ihr erklärt, sie solle ein Kind vom Heiligen Geist empfangen, widerspricht sie mehrfach. Erst als der Engel beharrt, stimmt sie dem Fortgang des Evangeliums zu: »Mir geschehe, wie du es gesagt hast!« Und im Magnificat preist sie Gott als den, der die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhebt.

Trotzdem ist sie keine profane Rebellin. Maria steht für den sanften Anfang von etwas anderem. In ihrer Gestalt wird das abgenutzte Wort vom Weihnachtsfrieden lebendig. Ihre Hände, die das kostbare Kind halten. Ihr Gesicht, das leuchtet. Diese Muttergottes überstrahlt fast den Gottessohn: Auf den Gemälden der alten Meister erscheint das nackte Jesulein im Vergleich zu ihr oft mickrig (Ausnahme: Caravaggio), Maria dagegen glänzt in Vollkommenheit, so als sei sie selbst die Retterin der Welt.

Vielleicht liegt hier der Grund, warum Maria wieder in Mode ist: 2019 wurde ja die Weltrettung zum Schlachtruf der umweltbewegten Jugend, ein Predigtwort zum Politikziel. Nicht zufällig erschien Greta Thunberg auf Fotos wie eine kindliche Madonna. Maria war übrigens sechzehn, als sie der Bibel nach Geschichte schrieb. Ihr Schicksal enthält aber eine Pointe, einen Trost, der im Kirchen- und Klimastreik fehlt: dass Rettung nichts nur Erkämpftes oder Erzwungenes ist, sondern etwas Geschenktes.

Weihnachten heißt, die Menschen müssen die Welt nicht selbst retten. Dafür gibt es Gott. Das zu glauben fällt der modernen Gesellschaft, die alles durchschaut, auch die Religion, schwer. Sie fürchtet, der Glaube verderbe das Denken. Sie sieht sich als einsamen, mühseligen Bewahrer der Schöpfung. Aber jedes Jahr an Weihnachten zeigt sich, wie groß die Sehnsucht doch ist: nach einem, wie ein ostdeutscher Bischof einmal sagte, »alternativen Orientierungshorizont«. Oder schlicht: danach, gerettet zu sein. Die Botschaft der Maria lautet also, dass die Welt nicht nur gut sein soll, sondern auch schön. Dass sie heil wird durch marianische Menschen, die das Harte und das Zarte, die Herzensdimension und die Kampfesdimension vereinen.

www.zeit.de


CARTOON: NEL/STERN - IOAN COZACU - STERN NR. 52, v. 18.12.2019, S.23


und in der weihnachtsbotschaft der "zeit" auf seite 1 erwähnt man doch glattweg die greta thunberg in einem atemzug mit maria, der mutter von jesus - und stellt die beziehung her über das alter: greta ist 16 und maria war 16, als sie von sich reden machten.
aber maria hatte eben keine ausgeklügelte pr-agentur an der seite, mit der sie bis heute so erfolgreich "vermarktet" wird, wie es mit greta geschieht.

maria hat diese mund-zu-mund-propaganda anfangs, die ihren ruhm begründete - und dann aber die professionellste "agentur", die man sich denken kann: die inzwischen etwas abgehalfterten kirchen haben maria dann mit den unsterblichen attributen versehen, die ihr unerreichbares "corporate identity" über all die jahrhunderte begründet.

denn ob man auch von greta noch in 2000 jahren singen und sagen will, ist kaum zu glauben - und der harte boden im ice-zug, auf dem sie für das berühmte db-rückfahrtfoto kurz platz nehmen musste, um sich gut ausgeleuchtet ablichten zu lassen, ist mit dem kalten zugigen stall kaum zu vergleichen, in dem maria ihren ersten sohn zur welt brachte - und mit dem sie dann geschichte schrieb.

und auch marias sanftmut ist ganz anders gestrickt als die wutschnaubende furie greta thunberg auf der umweltkonferenz der vereinten nationen, deren beraterstab es gänzlich vergessen zu haben scheint, "dass Rettung nichts nur Erkämpftes oder Erzwungenes ist, sondern auch etwas Geschenktes"... - gerade zu weihnachten sollten wir uns alle um ein solches geschenk bemühen, denn schon mehrere millionen jahre bewahrt sich diese kleine blaue kugel im weiten all - und hat ja wahrlich schon manchen sturm erlebt... - danke.

mein abgesang auf das märchen um greta - eine große enttäuschung für mich

DIENSTAG, 17. DEZEMBER 2019
Person der Woche

 
Greta Thunberg - eine Halbwahrheit zu viel
Von Wolfram Weimer

Die Klimaaktivistin leidet zusehends an Überinszenierungen. Die Stimmung kippt nach halbwahren Bahnfotos: Familienministerin Giffey übt Kritik und sieht Gretas Glaubwürdigkeit schwinden. Ein Staatssekretär schimpft sie scheinheilig. Und der nächste Skandal ist schon da.

Zarte Frauen, die melancholisch aus dem Fenster schauen, sind ein bewährtes Motiv der Kunstgeschichte - von Caspar David Friedrich bis Max Liebermann. Denn sie stehen seit Jahrhunderten für eine romantische, unerfüllte Sehnsucht nach einer besseren Welt. Der Fotograf von Greta Thunberg im deutschen Fernzug nutzt genau diese Assoziationen für eine professionelle, bildmächtige Sehnsuchtsperspektive. Greta schaut zur Seite, aus dem Dunkel hoch ins tröstende Licht. Es soll wie ein zufälliges Privatfoto aus der Bahn aussehen, doch es ist hochprofessionelle Foto-PR.

So ist es bei Greta Thunberg vom Beginn ihres medialen Siegeszugs an. Schon die allerersten Fotos, als sie sich im August 2018 mit ihrem Pappschild "Schulstreik für das Klima" vor den schwedischen Reichstag setzt, sollen wie Zufallsbilder eines engagierten Kindes aussehen, in Wahrheit handelt es sich um eine inszenierte Show von Medienprofis.

Greta wird vom schwedischen PR-Großinvestor Ingmar Rentzhog und dessen Medienteam damals perfekt ins rechte Bild gesetzt. Gut ausgeleuchtete Fotos und emotional durchdachte Videos - PR-professionell gleich in englischer Sprache - lässt Rentzhogs Agentur von Facebook bis Instagram viral verbreiten. Der Zeitung "Svenska Dagbladet", sagt Rentzhog hernach, er sei der Entdecker Gretas, um für einen grünen Facebook-Konzern ("We don’t have time"-Aktiengesellschaft) Millionen einzusammeln: "Ja, so war es. Ich habe Greta dann auch mit vielem geholfen und dazu auch mein Kontaktnetzwerk verwendet."

Zynisches Medienspiel

Mittlerweile wird die Überinszenierung Gretas durch ihre Hintermänner zusehends zum Problem. Das Mädchen lebt showgetrieben wie ein Hollywoodstar mit dem Terminkalender eines Spitzenpolitikers: Fotoshootings, Presseinterviews, Parlamentsreden, Demonstrationsauftritte und dazwischen das Dauerbaden im Social-Media-Strom.

Immer häufiger ist das Publikum irritiert über verunglückte Inszenierungen (wie der Fototermin im Braunkohlerevier Hambacher Forst mit einer vermummten Aktivistin), übertriebene Redetexte, um durchschaubar Schlagzeilen zu produzieren (wie beim "How dare you"-Auftritt) und Spektakel wie die Atlantikfahrten, die zwar schillernde Fotos hervorbringen, aber auch jede Menge CO2, wenn zur Organisation des Törns ganze Segelteams eingeflogen werden müssen.

Nun sorgt das melancholische Kunstfoto aus der Bahn für die nächste Debatte, denn aus Sicht des Publikums verrutscht immer wieder der Vorhang im Greta-Schauspiel und hinter dem tapferen, verletzlichen Kind wird ein zynisches Medienspiel sichtbar. Gretas Twitter-Botschaft vom Boden eines überfüllten ICE ist nämlich nur die halbe Wahrheit ihrer Reisegeschichte mit der Deutschen Bahn. Sie saß mit ihrem gesamten Team für den großen Teil Ihrer Deutschlandreise in den weichen Sesseln der ersten Klasse und ließ sich liebevoll und fürstlich vom begeisterten Zugpersonal bedienen.

Heilig oder scheinheilig?

Das Twitter-Bild vom Fußboden empfanden daher nicht nur die Schaffner und Mitreisende als Frechheit, billige Mitleidsheische und gezielte Irreführung der Öffentlichkeit. Die Deutsche Bahn stellte sich vor ihre Mitarbeiter und enttarnte die Halbwahrheit: "Noch schöner wäre es gewesen, wenn du zusätzlich auch berichtet hättest, wie freundlich und kompetent du von unserem Team an deinem Sitzplatz in der ersten Klasse betreut worden bist." Damit ist der Eklat da und nur mehr ganz grüne Zeitgenossen ärgern sich zuvorderst über die Bahn, die die Posse des Greta-Schauspiels entlarvt hat.

Das Meinungsklima um Greta kippt langsam. So sehr, dass sich nun die Bundesregierung - ausgerechnet in Person ihrer rundum konzilianten Familienministerin Franziska Giffey - zu Wort meldet und Greta ziemlich entschieden die Meinung geigt: "Sie hat den zweiten Teil der Geschichte halt nicht öffentlich erzählt, wahrscheinlich wusste sie, warum. Klar, das ist auch ein Stück weit Selbstinszenierung", urteilt die SPD-Politikerin und resümiert: Das kostet "wahrscheinlich schon ein paar Glaubwürdigkeitspunkte".

Giffey trifft offenbar die Meinung vieler. Der CDU-Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums, Thomas Bareiß, sekundiert: "Heilige und Scheinheilige liegen oft ganz nah beieinander." Die dänische Zeitung "BT" schreibt gar: "Deutsche Bahn enttarnt Greta". Im Internet toben plötzlich ein Shitstorm gegen Greta und eine Debatte, ob sie nun scheinheilig sei oder nicht. Gretas Team verteidigt sich mit allerlei Einlassungen über Twitter, veröffentlicht eilfertig eine Videosequenz, die doch beweise, dass sie zeitweise wirklich auf dem Boden gesessen habe - doch der Eindruck, sie sei bei einer Inszenierung mit Halbwahrheiten erwischt worden, ist da.

Greta nimmt Schaden als Mensch

Und während man noch zum Bahn-Eklat herumtwittert, bricht der nächste Greta-PR-Skandal los. Denn bei ihrer letzten Rede vor der Heimfahrt nach Schweden attackierte Greta abermals pauschal die Politiker und rief ihrem johlenden Publikum in beinahe hasserfüllter Weise zu: "Wir werden dafür sorgen, dass wir sie an die Wand stellen und dass sie ihre Arbeit tun und unsere Zukunft schützen müssen."

Politisch Andersdenkende an die Wand stellen! Das klingt nach Aufruf zur Gewalt, nach Diktatur und Schießbefehl. Und noch größer als das Kopfschütteln über die scheinheilige Fotoinszenierung in der Bahn ist nun das Entsetzen über Gretas vermeintlich grüne Gewaltfantasien. Greta - oder vielmehr ihr PR-Team - beeilen sich bereits um Schadensbegrenzung. Über Twitter entschuldigt sich Greta: "Gestern habe ich gesagt, dass wir unsere Führer zur Rechenschaft ziehen müssen, und leider gesagt, 'stellt sie an die Wand'", schreibt sie. Und weiter: "Das ist Schwenglisch: "att ställa någon mot väggen" (jemanden an die Wand zu stellen) bedeutet, jemanden zur Verantwortung zu ziehen. Natürlich entschuldige ich mich, wenn jemand das falsch verstanden hat."

Übertreibungen, Missverständnisse, Entschuldigungen, Scheinheiligkeiten - selbst unter Greta-Sympathisanten wächst die Sorge, was da gerade mit dem Superstar des Öko-Zeitgeistes veranstaltet wird. Denn Greta nimmt durch die Überinszenierungen ihrer Hintermänner nicht nur in ihrer politischen Glaubwürdigkeit Schaden - sondern vor allem als Mensch, als Kind zumal.

Quelle: n-tv.de

Nicht vergessen: 
Greta Thunberg hat vor allem eine Botschaft – 
„Rettet das Klima!“

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taz - vom 10.02.2019

Greta Thunberg kommerziell ausgenutzt

Aktivistin als Werbefigur

Ein schwedischer Geschäftsmann wirbt Investoren mit dem Namen von Greta Thunberg. Sie selbst oder ihre Familie wurden wohl nicht gefragt.

Von Reinhard Wolf | taz - 10.02.2019 (!)


STOCKHOLM taz | Klimaaktivistin Greta Thunberg bringt Geld ein: Ein schwedischer Geschäftsmann, der für sich in Anspruch nimmt, sie „entdeckt“ zu haben, zog mit ihrem Namen Investoren für ein Startup an. Umgerechnet rund eine Million Euro an neuem Aktienkapital kamen zusammen. „Wir haben nichts davon gewusst“, betonen Greta Thunbergs Eltern.

Wie mit dem Namen der 16-jährigen Schwedin offenbar erfolgreich Geschäfte gemacht werden, enthüllt die Stockholmer Tageszeitung Svenska Dagbladet in ihrer Sonntagsausgabe.
„Das weltweit größte soziale Netzwerk für Klimaaktion“ zu schaffen ist die Ambition von Ingmar Rentzhog. Im September 2017 hatte er die Aktiengesellschaft „We don’t have time“ gegründet. Auf seinem Linkedin-Account formuliert Rentzhog das Ziel, eine Plattform aufzubauen „auf der sich Millionen von Mitgliedern zusammentun, um Druck auf Leader, Politiker und Unternehmen auszuüben, um für das Klima zu agieren“. Gegenüber einer Finanzzeitschrift entwickelte er die Vision eines Netzwerks mit 100 Millionen Usern, das Ganze finanziert durch Anzeigen „klimafreundlicher Unternehmen, die bewusste Kunden ansprechen wollen“.

Rentzhog, der 2004 ein Finanzmarkt-Kommunikationsbüro gegründet und jahrelang geleitet hatte, ist Mitglied des „Climate Reality“-Projekts des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore und Vorstandsmitglied eines schwedischen Think Tank für „nachhaltige Entwicklung“. Im vergangenen Jahr wurde er von einer schwedischen Umweltzeitschrift zum „Umweltbeeinflusser des Jahres“ ernannt.

Beispiel für Erfolg und Durchschlagskraft
Kurz nachdem Greta Thunberg am Morgen des 20. August 2018 vor dem schwedischen Reichstag mit ihrem Pappschild „Schulstreik für das Klima“ Platz genommen und erstmals ihren freitäglichen Klimastreik begonnen hatte, war Rentzhog in Begleitung eines Fotografen dort aufgetaucht, hatte Bilder und ein Video aufgenommen und kurz darauf auf seiner Facebook- und Instagram-Seite veröffentlicht. Ein Video mit englischsprachigem Text stellte er am gleichen Tag auf dem Youtube-Kanal von „We don’t have time“ ein. Er habe zufällig von dieser Aktion erfahren, betont er – und dann auch Medien darüber unterrichtet.

Auf die Frage von Svenska Dagbladet, ob er der Meinung sei, Thunberg entdeckt zu haben, antwortet Rentzhog: „Ja, so war es. Ich habe dann guten Kontakt mit Greta und ihrer Familie bekommen. Ich habe Greta dann auch mit einer Menge geholfen und dazu auch mein Kontaktnetzwerk verwendet.“

Am 24. November teilte „We don’t have time“ mit, dass Thunberg nun einen Platz als Ratgeberin im Vorstand der Stiftung eingenommen habe, die die Marke der gleichnamigen Aktiengesellschaft entwickeln solle. Drei Tage später präsentierte diese AG einen 120-seitigen Prospekt mit dem Ziel, Investoren zu finden, die neues Aktienkapital zeichnen sollten. Die Social Media-Plattform solle am 22. April lanciert werden. Das Ziel des Unternehmens sei es binnen drei Jahren profitabel zu werden.

In diesem Prospekt taucht elfmal der Name Greta Thunberg auf – als Beispiel für Erfolg und Durchschlagskraft der Firma. Beispielsweise heißt es: „Das Unternehmen trug zu einer erfolgreichen Kampagne zur Steigerung des Klimabewusstseins bei, indem es in seinen eigenen Social-Media-Kanälen den Schulstreik der Klimaaktivistin Greta Thunberg einem internationalen Publikum vorstellte.“

Warum man das getan habe? „Wir sind eine Plattform mit großer globaler Reichweite und wir haben Greta geholfen, mit ihrer Botschaft gehört zu werden. Das zeigt, dass wir Reichweite haben – und in die haben die Leute wohl investiert. Das ist nichts, worüber wir uns schämen müssen.“ Und wussten Greta und ihre Eltern davon? In diesen konkreten Prozess selbst seien die Eltern nicht eingebunden gewesen, sagt Rentzhog: „Sie haben es aber gesehen, nachdem der Prospekt öffentlich wurde. Sie hatten es nicht kommentiert.“

„Marionette“ in der Hand einer PR-Maschinerie
Thunbergs Eltern betonen im Gegensatz dazu, nichts von der Aktion gewusst zu haben. Rentzhog habe sie nicht darüber informiert, dass der Name ihrer Tochter in einem Prospekt über finanzielle Investitionen auftauche. Sie hätten diesen Prospekt auch nie gesehen. So wie sie es verstanden hätten, sei „We don’t have time“ eine ideelle Stiftung, die zwar auch einen kommerziellen Ableger habe, mit dem Greta aber überhaupt nichts zu tun haben sollte.

Svante Thunberg, Gretas Vater betont gegenüber Svenska Dagbladet, man sei sich der Kritik bewusst, die behaupte, Greta sei nur eine Marionette in der Hand einer PR-Maschinerie. Gerade deshalb sei es „unglücklich, wenn sie da kommerziell ausgenutzt wurde“: „Aber sie wusste nichts davon. Niemand von uns wusste davon. Niemand steht hinter Greta als Greta selbst.“

Anfang vergangener Woche teilte „We don’t have time“ in einer Pressemeldung (.pdf-Download) mit, dass Greta Thunberg ihren Platz als Ratgeberin des Stiftungsvorstands verlassen habe. Die Begründung: Sie sei nun „eine der gefragtesten Menschen auf der Welt geworden“ und habe für diese Tätigkeit „keine Zeit mehr“. Sie glaube aber weiterhin an „We Don’t Have Time“ und „We Don’t Have Time“ werde sie auch in Zukunft unterstützen. Vater Thunberg kommentiert: „Sie hat keine Verbindung mehr dazu. Sie will nicht mit irgendeiner Organisation in Verbindung gebracht werden. Ob ideell oder nicht. Sie will ganz frei sein.“

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pardon


ich bin einfach zu gutgläubig. ich habe dieses moderne märchen von dem mädchen, der frau, geglaubt, das sich da mit einem pappschild hinsetzt und ihre schule bestreikt, damit endlich etwas für das klima getan wird.

und auf allen medien und in allen städten folgt man ihr nach und nach: "friday for future" - und greta thunberg ist in aller munde - und ihre mama schreibt ein buch, wie das ist und war mit greta, die etwas autistisch beeinträchtigt ist - in der leichteren form, dem "asperger"-syndrom.
 

und ihr fallen die herzen zu, und was sie lostritt - welchen hype sie heraufbeschwört, das fasziniert so einen alten mann wie unsereins. ein ganz modernes märchen direkt vor unseren augen in allen uns zugänglichen medien life erzählt in echtzeit: ein leicht beeinträchtigtes mutiges mädchen zeigt es der welt mit einer ganz simplen einfachen geste - und im nu gibt es zähe verhandlungen zum umweltschutz in vielen regierungen und auf konferenzen in der welt - und sie bekommt den alternativen nobelpreis - und alles ist gut - und nun: 

ist es zu schön, um tatsächlich wahr zu sein.
 

ich habe den artikel in der taz vom februar 2019 zwar wahrgenommen, aber wohl verdrängt, weil inzwischen auch die springer-presse und einige andere medien stellung gegen greta bezogen - und ich mir wohl mein modernes märchen nicht kaputtmachen lassen wollte.

und auch die kritik an ihre spektakuläre antlantiküberquerung auf einem luxus-segelschiff, um nicht zu fliegen aus umweltschutzgründen, mit den aber wohl immensen nebenkosten und die damit verbundenen co²-emissionen für ihre helfer- und die begleitcrew im hintergrund, über die man da schon raunte, das alles wollte ich einfach übersehen und überhören.
 

und da war dann ihre rede vor den vereinten nationen: "how dare you?" - "wie könnt ihr es wagen"... - und der trampelige auftritt von trump ihr gegenüber bei einer begegnung [die aber wahrscheinlich auch nur inszeniert war - und bei der wahrscheinlich die kasse für eine echte werbeträchtige zuwendung nicht stimmte] ... - und jetzt jüngst diese eifersucht trumps auf ihr prangendes conterfei auf dem "time"-titel zur "person des jahres 2019" ...

das märchen nahm kein ende und schrieb immer neue episoden - und lieferte beweise ihrer untadeligkeit frei haus. ja - bis jetzt mit dem toll inszenierten boden-foto im deutschen bahn-ice auf der heimfahrt nach hause, das sie ja selbst nicht geschossen haben konnte - und was wohl nur inszeniertes "fake news" war - von ihrer agentur produziert und von ihr nachträglich autorisiert.

da klingt das theatergrollen in meinen ohren, der vorhang geht zu: das märchen um "greta" geht damit abrupt zu ende - und sogar der trump hat recht, wenn er sagt: sie solle lieber chillen, sie solle entspannen und sich einen schönen alten film anschauen, das täte ihr gut.

ich bin etwas unglücklich, dass ich alter knochen mich hab über ein jahr lang mit hab einseifen lassen.

ich werde meine jüngsten posts um greta hier im blog löschen... - ich bin maßlos - aber im wahrsten sinne des wortes: ent-täuscht = eine täuschung, ein popanz, ein märchen, ist jäh zu ende gegangen - okay... -

aber die botschaft bleibt - trotzdem wahr:

„rettet das klima!“
 



Täter

„Sie hätten nie mehr Polizist sein dürfen“

Historiker: Die ersten vier Direktoren des Landeskriminalamtes waren NS-Täter


Von Martin Ellerichund

Düsseldorf/Münster (WB). Sefan Willms folgt konzentriert der Pressekonferenz. Lebten die vier Männer noch, über die Martin Hölzl im kühlen Presseraum des Düsseldorfer Landeskriminalamt (LKA) referiert, dann müsste sich nach dem Historiker Hölzl wohl auch Willms die Fälle genau anschauen. Der erste Kriminalhauptkommissar leitet die „Ermittlungsgruppe nationalsozialistische Gewaltverbrechen“, er ist zuständig für Nazi-Täter. Die vier, über die Hölzl spricht, sind die ersten vier Chefs der Behörde, in der Willms arbeitet, des LKA, – und sie sind NS-Täter. So sagt es der Historiker nach seiner intensiven Recherche. Hölzl hat Akten aus deutschen, niederländischen, polnischen und dänischen Archiven durchgearbeitet. „Aus heutiger Sicht hätten sie niemals mehr als Polizisten arbeiten dürfen“, fasst NRW-Innenminister Herbert Reul das Ergebnis des Gutachtens knapp zusammen, das der Historiker des münsterischen Geschichtsortes Villa ten Hompel im Auftrag des LKA erstellt hat. (Die Langfassung des Gutachtens hier als pdf).


F. Karst
Das Beispiel Friedrich Karst: Er war 1946 der erste Chef des LKA. „Zweifelsfrei dokumentiert“ ist laut Hölzl die Beteiligung des Polizisten Karst an einer Erschießungsaktion kurz vor Kriegsende in der Schlucht am Wenzelnberg bei Langenfeld, 71 Gefangene aus Haftanstalten wurden dort ermordet. Im Ermittlungsverfahren räumte Karst 1948 ein, Gefangene zur Sammelstelle in unmittelbarer Nähe des Erschießungsortes geführt zu haben. Anschließend war er am Zuschaufeln der Grube beteiligt. Das Verfahren gegen ihn wurde damals eingestellt.

Der Fall Friederich D’heil: Er löste Karst 1948 als LKA-Chef ab, der offiziell wegen mangelnder Qualifikation geschasste Karst blieb sein Stellvertreter. D’heil war 1940 Leiter der Kriminalpolizei in Lodz im besetzten Polen gewesen. In dieser Funktion gab er eine „Sonderanweisung für den Verkehr mit dem Ghetto“ weiter, die Schutz- und Kriminalpolizisten zum sofortigen Schusswaffengebrauch gegen Juden aufforderte, die dem Hunger und dem Tod im Ghetto „Litzmannstadt“ zu entkommen suchten.

Der Fall Oskar Wenzky, LKA-Chef von 1959 bis 1964: Er war 1940 stellvertretender Chef der deutschen Kriminalpolizei in den besetzten Niederlanden. „Wensky war mit Sicherheit an der Verfolgung der Sinti und Roma in den Niederlanden beteiligt“, sagt der Historiker deshalb. Denn diese war eine Aufgabe der Kriminalpolizei. So habe Wensky die Verlegung der „Wohnwagenbewohner“ zu Sammelpunkten im Landesinneren angeordnet. Eine solche Konzentration habe ein Jahr später die Deportation erleichtert.

Der Fall Günter Grasner: Der vierte LKA-Direktor (1964 bis 1969) war 1942 als Einheitsführer bei der Geheimen Feldpolizei (GFP) in der Sowjetunion eingesetzt. „Gestapo der Wehrmacht“ nennen Historiker die GFP. Grasners Einheit sei „erwiesenermaßen bei der Erschießung von Zivilisten“ beteiligt gewesen. „Die Verantwortung ist klar gegeben, selbst wenn ich nicht nachweisen kann, dass Grasner selber geschossen hat“, sagt Hölzl. „Er trug Verantwortung als höchster Offizier.“

„Wir würden heute bei einer deutlich geringeren Verdachtslage in die Ermittlungen eintreten“, sagt Frank Hoever, der aktuell das LKA leitet, über seine Vorgänger. Er sei „sehr erschüttert“, dass 23 Jahre lang, bis 1969, Männer an der LKA-Spitze gestanden hätten, die eine echte NS-Vergangenheit hatten.



Das Ministeriumsmagazin „Die Streife“ befasste sich anlässlich des LKA-Neubaus – damals unkritisch – mit den Anfängen nach 1946. Und zeigte die vier Direktoren, die jetzt im Fokus stehen. 
Originalfoto: Juliane Kinast | WESTDEUTSCHE ZEITUNG - collagen-bearbeitung: sinedi


Doch in den Nachkriegsjahrzehnten hat deren braune Vorgeschichte offenbar wenig interessiert. „Das Ergebnis ist umso erschreckender, als die Genannten in ihrem Amt teilweise eine Seilschaft aus der NS-Zeit pflegten“, sagt Reul. So hat D’heil laut Hölzl mindestens zwei NS-Tätern den Weg zurück in den Polizeidienst geebnet – darunter Grasner. Der zweite, Walter Helfsgott, wurde später wegen Mordes verurteilt. Er war Teilkommandoführer eines Einsatzkommandos in der Sowjetunion gewesen.

WESTFALEN-BLATT, 17.12.2019, S.5: Seite Fünf


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„Aus heutiger Sicht hätten sie niemals mehr als Polizisten arbeiten dürfen“, fasst nrw-innenminister herbert reul das ergebnis des gutachtens knapp zusammen...
- also - da könnte ich jetzt mit dem joke "hätte - hätte - fahrradkette" antworten, denn immerhin haben da ja "kriegsverbrecher" insgesamt 22 jahre lang das sensible "landeskriminalamt" geleitet - unter cdu- und auch unter spd-landesregierungen - unbehelligt und unbeschwert - und bekamen zum schluss ihrer dienstzeit ohne abzüge ihre pensionen.

und was man jetzt mühevoll nach jahrelangen forschungsrecherchen dankenswerter weise vom historiker hölzl da an traurigen und erschreckenden ergebnissen zusammengetragen hat, das hätte man wahrscheinlich auch direkt "nach dem zusammenbruch" (wie meine alte frau mutter das kriegsende immer bezeichnete - sie wäre jetzt 108 jahre alt) oder eben direkt nach der befreiung durch die allierten schon mit deren unterlagen
aufarbeiten und feststellen können - zumal es ja um höchstvertrauliche spitzenpositionen von landesweiter bedeutung ging. 


und wenn ich dann noch erfahre, dass z.b. friedrich d'heil seine seilschaften aus der ns-zeit noch aktiv weiterpflegte und aufrechterhielt und mindestens zwei ns-tätern den weg ebnete in der noch jungen bundesrepublik - und auch im polizeidienst - so ist das höchst bemerkenswert.

und der apfel fällt nicht weit vom stamm: zumindest der heutige vizevorsitzende der gewerkschaft der polizei (gdp), jörg radek, bestätigte im juni 2019, dass beispielsweise in der bundespolizei mitarbeiter mit rechtsnationalen parteien sympathisieren. „da ist bei vielen beamten etwas in schieflage geraten, was sich in sympathien für das rechtsnationale parteienspektrum ausdrückt“, sagte er der „rheinischen post“.

und nicht nur innerhalb des polizeiapparates - und wohl auch hier und da bei der bundeswehr - ist einiges in "schieflage" geraten: auch in der gesamtbevölkerung wählen nicht allein um die 10-15% rechte parteien, sondern auch die verdrängung der gräueltaten in nazi-deutschland greift immer mehr um sich, desto mehr tatsächliche zeitzeugen ganz natürlich abhanden kommen: in thüringen stimmten bereits 26 prozent der aussage zu: "der nationalsozialismus hatte auch seine guten seiten" ... - tendenz steigend - und eine umfrage in der zeitung "express" (düsseldorf/köln) ergab unter wohl 4.400 befragungsteilnehmern folgendes bild:


also 56% meinen: nu lass' ma gutt sein ... - und wollen die ns-zeit verdrängen - aus den augen, aus dem sinn.

diese entwicklung ist äußerst problematisch, will man die zukunft wirklich positiv weiter gestalten. sehr ausführlich sollte in schule uns studium die zeit zwischen 1920 und 1950 in deutschland bearbeitet werden - und nicht nur im geschichtsunterricht - und mit zeitgemäßen modernen medien, möglichst unter aktiver beteiligung und rollenspiel der schüler und studenten.

mit einer studienfahrt zu einer gedenkstätte ("un gutt is") ist das nicht getan, die jungen menschen müssen individuell "berührt" werden, um dem gräuel geistig-körperlich tatsächlich nachzuspüren und in ihren eigenen familien nach werdegängen auch von (ur-)ur-opa und -oma fahnden lernen.

ob das mit den nach meinem dafürhalten "schauprozessen" geschieht, wo uralte, fast 100-jährige männer aus dem kz-wachpersonal als "mitläufer" unter anklage gestellt werden, möchte ich jedoch arg bezweifeln. das hat meiner meinung nach mehr mit aktiver "leichenfledderei" an lebendigem leibe als mit irgendeinem staatlichen oder gar menschlichen "gerechtigkeitssinn" zu tun.

den damals 16-20-jährigen jungen männern wird 80 jahre danach der prozess gemacht, weil sie sich nicht "freiwillig an die front" gemeldet hätten, sondern ihren wachdienst, zu dem sie abkommandiert waren, an den zäunen und rampen der kz's versahen. und das geschieht erst seit etwa 10 jahren, dass man nach allen wenigen noch lebenden bediensteten der vernichtungslager fahndet, auch wenn sie aktiv an mordaktionen gar nicht beteiligt waren oder eine aktive beteiligung nicht nachzuweisen ist. man konstatiert eine mitschuld, weil sie sich nicht widersetzt hätten...

innenminister reul hat ja eine entscheidende formulierung dazu vorgebracht:
„aus heutiger sicht - hätten sie niemals mehr als polizisten arbeiten dürfen“ ...aus heutiger sicht...

nun will ich den allgemeinen verdrängungsprozess zum "dritten reich" keinesfalls gutheißen, aber wir müssen hierbei auch mit konstatieren, dass der zeitgeist und der gehorsam und die moral insgesamt bei jungen verblendeten und ideologisch "mitverseuchten" und lebensunerfahrenen menschen schon eine andere war, als vielleicht heute bei der vielzahl auch internationaler informationsmöglichkeiten ...

man tut immer so, als seien die ns-zeit ausgelöst und getragen von einer kleinen bande böser und verirrter mörderischer menschen - ein kleiner "vogelschiss" wie das herr gauland von der afd nennt -  verdrängt dabei aber den relativ geschlossenen rückhalt damals dieser ideologien in der überwiegenden zigmillionenfachen mehrheit der bevölkerung. ganz deutschland stand damals hinter zwangssterilisation, antisemitismus und rassenwahn und wähnte sich "über alles in der welt" - bis auf eine handvoll weniger ausnahmen und widerstandskräfte...

die vier ersten direktoren des nordrheinwestfälischen landeskriminalamtes stehen da für mich aber auf einem gänzlich anderen blatt und sind damit keinesfalls "freisgesprochen", denn sie haben sich mit vielen winkelzügen da hin"getrickst", um auf dem schreibtischstuhl nach dem krieg platz zu nehmen, auf dem sie dann gelandet sind - und sie wussten als alte eingefleische kriminalbeamten sehr wohl, was "recht" und was "unrecht" ist - und sie wussten, dass sie an kriegsverbrechen teilgenommen hatten, was man den damals jugendlichen mitläufern nicht unbedingt unterstellen kann.

wiederum sehen wir aber auch quasi als jetzt mit einbezogene und mitinformierte "zeitarchäologen" auf und mit welchem indoktrinären und braun-verseuchten schutt diese damals neue bundesrepublik - und im osten ähnlich die ddr - "nach dem zusammenbruch" aufgerichtet und "neu" erbaut wurde.

und wenn wir nicht ganz sensibel und fein aufpassen, holen uns die ausdünstungen dieses alten schutts wieder ein, weil wir sie nicht tat-sächlich bearbeitet, sondern nur verdrängt haben: 

"der schoß ist fruchtbar noch, aus dem dies kroch" (bertolt brecht)...

that's life - heute mit dem smartphone geknipst -



Panamarenko ist tot


S!-Collage

Der belgische Künstler und Erfinder Henri Van Herwegen, bekannt als Panamarenko, ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Dies meldete die Nachrichtenagentur Belga am Sonntag.

Der flämische Kulturminister Jan Jambon würdigte Panamarenko als „einen unserer markantesten visuellen Künstler“ und als Persönlichkeit, die so bald nicht vergessen werde.

Panamarenko machte sich als Performance-Künstler, Maler, Bildhauer und Poet einen Namen, aber auch als von Wissenschaft und Technik faszinierter Erfinder. Er konstruierte vor allem eigenwillige Luftfahrzeuge. Seine Karriere begann er in den 1950er Jahren mit einer Ausbildung an der Akademie der schönen Künste in seiner Heimatstadt Antwerpen.

Seine Inspiration war die Pop-Art. In den folgenden Jahrzehnten stellte er seine Werke in aller Welt aus.


Eine Retrospektive in den Königlichen Kunstmuseen in Brüssel aus Anlass seines 65. Geburtstags zog 2005 rund 72 000 Besucher an. Damals kündigte er an, in den Ruhestand gehen zu wollen - er habe so viele Kunstwerke geschaffen, dass er nicht mehr wisse, wo er sie alle lagern solle, erklärte er damals. dpa | DER TAGESSPIEGEL

sinedi's monolog: freitag, der dreizehnte

ausgerechnet an einem freitag, dem 13., steht das wahlergebnis für das britische unterhaus fest, das boris johnson zum sieger macht. und - schwupps - versucht man in den medien rasch zu wettstreiten, wer das habe mit wohlwollen kommen sehen - und wer nun bitter enttäuscht sein müsse.

ich finde, besonders schwierig wird es jetzt nicht nur für die links-, sondern auch für die rechts-außen, denn die rechtspopulistische "brexit-partei" hat eine herbe niederlage erlitten.

und so typen - oder meinetwegen auch typinnen - wie sanna marin in finnland, oder herr kurz in österreich, monsieur macron in frankreich und mr. johnson in england - oder auch nur so halbpolitische newcomer wie frau thunberg aus schweden, mit dem hype den die alle im nu auszulösen vermögen - könnte auch in deutschland eine afd wieder ganz rasch marginalisiert werden.

aber "gleichwertig" begnadete menschen gibt es weder in deutschland in der wirtschaft noch in der politik - und der "kölsche klüngel" ist vielleicht doch eher ein "toitscher klüngel" - oder war (und ist - da fragen wir mal herrn elmar brok) sogar ein "europäischer klüngel", der allerdings immer eindeutiger von den "kleinen" oft östlichen randstaaten der u durchschaut und entlarvt wird - und inzwischen nur noch als blaupause verwandt wird für die eigene klüngelei vor ort. herr orbàn har dazu ja noch beim ollen kanzler kohl zu lebzeiten privatunterricht genommen.

und es ist schon richtig, was der poschardt in der "welt" da ablässt, dass wir nämlich, die wir das erdenrund immer noch in "gut" & "böse" einteilen und nur in schwarz oder weiss denken können, und immer nur - gerade als "toitsche", in unserer ach so internationalen gewandtheit als reise-weltmeister mit dem kreuzfahrtschiff oder der pauschal-fliegreise "all inclusive" ("ich - als deutscher - weiß wovon ich spreche - ich hab's mit eigenen augen gesehen") - schon immer im vorhinein genau wissen, was "richtig" oder "falsch" ist draußen auf dem erdenrund - dass wir nämlich endlich aufwachen müssen, denn jede spielart des lebens offenbart uns tausende von nuancen und varianten - und wir sollten uns endlich auch mal wieder einfach überraschen lassen - und staunen lernen.

und auch wenn digitale elekronik nur aus raffinierten aneinanderreihungen aus "0" und "1" zu "programmen" zusammengewürfelt wird - in "plus" und "minus" - sind die mixtur-möglichkeiten und -schöpfungen zu großen programmen doch unendlich vielfältig.

und gerade auf der insel, wo pferderennen und wetten immer noch hoch im kurs stehen, können wir den ausgang einer solchen wahl und die meinung eines solchen eigensinnigen inselbewohner-volkes mit unserer eingeseiften krämerseele kaum erfassen - dafür gibt es auch keine algorithmen und keine kristallkugeln und da hilft auch nicht der aberglaube an freitag, dem 13. - egal ob als pech- oder als glückstag...

wir müssen es nehmen - wie es kommt - und - die "spinnen", die briten - immer schon und sowieso ...

zukünftig - wenn ich denn dran denke - werde ich mich öfter unter dieser rubrik: "sinedi's monolog" mit meinen sprunghaften und verschachtelten selbst-gesprächen hier äußern - und ich versuche erst gar nicht, hier "druckreif" zu formulieren.
ich wünsche eine gute lektüre.