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Christo: Die Verhüllung des Triumphes - "Burka" contra "Striptease"

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Der Verpackungskünstler Christo nimmt sich als nächstes den Arc de Triomphe vor: Das Pariser Wahrzeichen wird vom 6. bis 19. April 2020 unter speziell beschichteten blausilbrigen, wiederverwertbaren Stoffbahnen verschwinden, wie das Centre des Monuments nationaux und das Centre Pompidou bekannt gaben. Etwa zeitgleich von Mitte März bis Mitte Juni zeigt das Centre Pompidou eine Ausstellung über die Pariser Zeit des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude, die sich bereits mit der Verhüllung des berühmten Pont Neuf 1985 in der französischen Hauptstadt verewigt hatten.

Christo verhüllt den Triumphbogen

Genehmigung erteilt: Kommenden April wird der Künstler das weltberühmte Denkmal in silberblauen Stoff schlagen. Die Kosten in Höhe von rund zwölf Millionen Euro trägt der 83-Jährige selber Paris. Die ersten Zeichnungen stammen aus dem Jahr 1962. Bereits vor 57 Jahren träumten Christo und seine 2009 verstorben Frau Jeanne-Claude davon, den Pariser Triumphbogen zu verhüllen. Vergangene Woche nun gab das französische Zentrum Nationaler Denkmäler bekannt, dass es diesem Vorhaben des international bekannten Verpackungskünstlers zugestimmt hat.

„Ich habe alle Genehmigungen in Rekordzeit erhalten und freue mich wie ein kleines Kind“, bestätigte der in New York lebende 83-Jährige jetzt der Pariser Zeitung Journal du Dimanche.

Fünf Tage und Nächte kann das Kunstwerk besichtigt werden

Die Arbeiten des in Bulgarien geborenen Christo Wladimirow Jawaschew und seiner französischen Frau Jeanne-Claude haben immer wieder für weltweites Aufsehen gesorgt. 


Das war auch 1995 so, als sie den Berliner Reichstag verpackten oder 1985, als sie die älteste Brücke von Paris, den Pont Neuf, in sandfarbenes Tuch hüllten. „Ich bin ein Optimist und sehr hartnäckig“, erklärt Christo heute und erinnert daran, dass sich die Verhandlungen für die Verhüllung des Reichstages über 23 Jahre hinzogen und der damalige Pariser Bürgermeister sowie spätere Staatspräsident Jacques Chirac dem Verpacken des Pont Neuf erst nach neunjährigem Zögernseinen Segen gab.

Doch diesmal lief es ganz anders. Im vergangenen Herbst war Christo nach Paris gereist, um eine ihm gewidmete Ausstellung im Centre Pompidou vorzubereiten, die im April 2020 eröffnet wird. Bei dieser Gelegenheit fragte ihn Philippe Bélaval, der Direktor des Zentrums Nationaler Denkmäler, ob er nicht auch ein eigenes Projekt auf dem großen Platz vor dem Museum für Moderne Kunst verwirklichen wolle. „Nicht dort“, will Christo geantwortet haben, „aber mich interessiert es schon lange, etwas mit dem Triumphbogen zu machen“.

Laut dem Künstler soll Bélaval die Idee sofort aufgegriffen und auch die Zustimmung von Präsident Emmanuel Macron sehr rasch erwirkt haben.

Frankreich wird Christo den Triumphbogen vom 6. bis zum 19. April 2020 gänzlich überlassen. Acht Tage sind vorgesehen, um das Kunstwerk in Szene zu setzten. Solange dürfte eine halbe Hundertschaft von Alpinisten benötigen, um das 50 Meter hohe, 45 Meter breite und 22 Meter tiefe Denkmal in rund 25.000 Quadratmeter silberblauen Polyamid-Stoff zu verpacken.

Fünf Tage und Nächte soll der verhüllte Triumphbogen anschließend zu besichtigen sein. Natürlich weiß Christo, dass die Gelbwesten das berühmte Denkmal Anfang Dezember verwüsteten, was umfangreiche Restaurierungsarbeiten nötig machte. Ebenso wisse er um die Bedeutung des „Arc de Triomphe“ als nationales Symbol, fügt der Künstler hinzu, „und um die Bedeutung dieser mir erwiesenen Geste“.

Eine finanzielle Unterstützung erhält Christo allerdings nicht. Er verpflichtete sich stattdessen, die von ihm auf zwölf Millionen Euro geschätzten Kosten der Verhüllung aus eigener Tasche zu bezahlen

Ein „außergewöhnliches Schauspiel“ verspricht der Künstler den Pariser Einwohnern und Touristen aus aller Welt, die kommendes Frühjahr den Place de l’Etoile im Herzen der Seine-Metropole besuchen.

Das Polyamid-Tuch soll von roten Seilen gehalten werden. Da das silberblaue, von dem Grevener Unternehmen Setex angefertigte Polyamid-Tuch nicht auf den Triumphbogen geklebt, sondern von roten Seilen gehalten werden soll, dürfte die Verhüllung die Konturen des Triumphbogens laut Christo „gleichzeitig betonen und verfremden. Und sollte Wind aufkommen, wird sich die Form des Denkmals ständig verändern, ja der Eindruck entstehen, dass es sich bewegt“.

Christos einziges Bedauern ist es, dass seine Frau diese Augenblicke nicht mehr erleben kann. „Wir haben uns seit den ersten Zeichnungen immer wieder vorgestellt, den Triumphbogen zu verpacken. Aber wirklich in Angriff nehmen wollten wir das Projekt nie, weil wir überzeugt waren, dass die Behörden es niemals zulassen würden. Wenn ich es jetzt dennoch verwirkliche, tue ich das auch in ihrem Namen“, betont der 83-jährige Künstler.






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Film: „Christo – Walking on Water“ 

Im Sommer 2016 ermöglichte die Installation „The Floating Piers“ von Christo 16 Tage lang einen Spaziergang über das Wasser des Iseosees nahe Brescia. 
Der dramaturgisch versierte Dokumentarfilm „Christo – Walking on Water“ von Andrey Paounov zeichnet die Entstehung der 15 Millionen Dollar teuren Installation nach und porträtiert den bulgarischen Künstler als Realisator eines hochkomplexen, von vielen Hindernissen erschwerten Großprojekts, ohne sich in der filmischen Konservierung der zeitlich limitierten Aktion zu erschöpfen. 
Neben dem Kunstprojekt geht es um den Künstler zwischen Beruf und Berufung, Inspiration und Energie, Stille und Trubel sowie um eine überwältigende Schönheit zwischen Orange und Dahlienblau. Sehenswert.
christo projekt "floating piers" in brescia/norditalien



Text: NEUE WESTFÄLISCHE, Dienstag 09. 04.2019 - S. Kultur/Medien



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statt einer eigenen neuen umfassenden "interpretation" und "deutung" möchte ich hier einige richtungsweisende oder "enthüllende" zitate über die jahre von und zu den christos bringen: 

„Er begann zu verhüllen. Christo verhüllte Dosen, Flaschen, Stühle, ein Auto – einfach alles, was er finden konnte, Alltagsgegenstände, die weder besonders schön noch interessant waren. Stillschweigend setzte er voraus, daß jedes, aber auch jedes Objekt seinen Platz in der Kunst haben konnte. Es gab für ihn keine Hierarchien der künstlerischen Ausdrucksformen und Inhalte.“Jacob Baal-Teshuva: Christo & Jeanne-Claude. Köln 1995, S. 17.


Auf die schon 1975 gestellte Frage: „Mit Ihren ‚Empaquetagen’ spielen Sie auch auf die vorherrschende Rolle der Verpackung in unserer Zeit an. Ist darin eine Kritik an unserer Konsumgesellschaft enthalten?“, antwortete Christo: „Nein, ich will damit nicht kritisieren, sondern gewisse Evidenzen aufzeigen. […] Ein Kunstwerk hat ein eigenes Leben, und es ist – wie das Leben selbst – äusserst komplex. Man könnte meine Arbeit eher als Humor bezeichnen. Der Mensch sucht sein Privatleben zu verbergen. […]. Die Bäume bedecken sich im Sommer mit Blättern, das ist dasselbe. Es ist dies eine sehr tiefe Frage der Existenz“.

„Ja, die Vieldeutigkeit ist das Wichtigste in der Kunst. Nichts ist bestimmt, alles ist verwickelt“ - neudeutsch: "was für ein 'wiggel'".

Das Ergebnis der Projekte und damit auch die Bedeutungen, die von vielen darin gesehen werden, wurden von dem Künstler in den 1970er Jahren bereits als „offen“ bezeichnet, „wenn das Werk fertig ist, kann jeder, der es sieht, seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Ich will mich da nicht einmischen. […]. Ich kenne seine Entfaltung selbst nicht, ich muss es sich organisch entwickeln lassen“. 

Und mehr als zwanzig Jahre später hat sich daran wenig geändert. Zur Reichstagsverhüllung sagte Christo: „Unsere Arbeiten übersteigen unsere Vorstellungskraft. Wir können die ganze Bedeutung des Projektes nicht festlegen. […] Genauso kann ich nicht vorhersehen, wie die Deutschen den Reichstag sehen werden. Deshalb sind unsere Projekte offen und lassen jede Interpretation zu“. Jeanne-Claude ergänzte: „Das Projekt ist ein Spiegel, alle Interpretationen sind denkbar. Auch die Ablehnungen sind Teil dieses Spiegels“.


etwas vehüllen, etwas einpacken, ist ja heutzutage in jedem supermarkt zum leidwesen für den umweltschutz gang und gäbe. jede gurke wird heute an der salattheke in plasik gesteckt - und alle gegenstände sind wegen der vorteilhaften platzsparenden container-verpackung oft aufwendig in kartonagen verpackt und in folien geschweißt - sogar aufgrund detaillierter europaweiter normverordnungen.

etwas verpacken, verhüllen, etwas verbergen, verschleiern oder ummanteln oder eine burka tragen bzw. etwas hinter einem vorhang verschwinden lassen, verschämtheit und geheimnis - ist immer das gegenteil von: entblößen, offenlegen, ausziehen, striptease, klarheit und eindeutigkeit - und vielleicht sogar von ehrlichkeit und überprüfbarkeit... 

aber das trifft den kern der botschaft der christos nur peripher: denn ihnen geht es in erster linie darum, die verwandlung von "alltäglichen" routine-anblicken und innerlich "eingebrannten" silhouetten und fassaden zu erschüttern und neu herauszufordern mit sich im wind nochmal verwehenden folien-verschnürungen auch großer und prominenter monumente und bauprojekte.

mal in der realität etwas ganz neu "wahr"-nehmen - woran sich ja vielleicht ganz neue innerpsychische assoziationsketten bahn brechen - in jeder/jedem anders - je nach sozialisation und kulturellem background.

die verhüllungswerte lassen also im tätigen "verbergen" und "vergehen" gleichzeitig im inneren kino etwas neues entstehen ... - wenn frau/man die kraft haben, sich auf einen solchen inneren trip einzulassen ...

also - nix für ungut - und chuat choan ...




neue bilder aus 100 jahren geschichte: erna kronshage und die lwl-kliniken gütersloh

am 5.04.2019 zeigte der wdr in der lokalzeit owl einen 4,5-min. beitrag zum 100-jährigen bestehen des lwl-klinikums gütersloh, das 1919 - nach dem 1. weltkrieg - schließlich voll in betrieb genommen wurde.

die bildsequenzen belegen, welchen stellenwert die "industrielle" massen-psychiatrie bis in die 70er/80er jahre hatte, ehe dann mit der psychiatrie-enquete 1975 eine gewisse wende hin zur "sozialen psychiatrie" - einhergehend mit einer auflösung der groß-psychiatrien, einer differenzierteren ambulanteren diagnostik und behandlung mit kürzeren einzelfall-verweildauern eingeleitet wurde - so wie sie wohl auch erna kronshage bereits für sich als hilfe zur genesung erwartet hatte ... 

  • aber "wikipedia" schreibt lapidar über gütersloh zu der zeit: 
"während der zeit des nationalsozialismus wurde ab 1936 die fürsorge für psychisch kranke und geistig behinderte auf die nationalsozialistische rassenhygiene ausgerichtet. in den jahren 1940 bis 1943 wurden 1.017 patienten als 'gänzlich gemeinschafts- und arbeitsunfähig' eingestuft und in tötungsanstalten deportiert. im jahr 2014 wurde eine gedenkstätte für die opfer eingeweiht."


das leidensporträt meiner tante erna kronshage (* 1922 - + 1944) ist mit gütersloh eng verstrickt:

  • 1942 ließ sie sich dorthin  in die "heil"anstalt einweisen, um eine persönliche überforderungs- und verstimmungssituation rasch zu überwinden,
  • hier verpasste man ihr jedoch rasch die zweifelhafte "erbkrankheits"-diagnose: "schizophrenie", 
  • die dann 1943 auf antrag des dortigen anstaltsleiters dr. werner hartwich nach zwei verhandlungen zur zwangssterilisation führte - 
  • im herbst 1943 wurde sie dann schließlich von dort "als gemeinschafts- deportiert zur tötungsanstalt tiegenhof bei gnesen (heute dziekanka/gniezno in polen), wo sie mit weiteren ca. 5000 psychiatriepatienten am 20.02.1944 ermordet wurde.

das martyrium von der einweisung bis zur ermordung erstreckte sich insgesamt über einen zeitraum von gerade einmal 484 tagen (!) ...

die autorin dieses wdr-beitrages, bärbel wegener, schrieb mir dazu u.a.: "erna kronshages geschichte ist immer noch am besten dokumentiert, ich würde sie zu diesem anlass gerne nochmal aufgreifen.*)" -

hier also eine kopie dieses beitrages zum 100-jährigen ... 

click here









*) frau wegener hatte 2014 einen beitrag zu erna kronshage (click) gemacht ...

der moment, als das votivbild anfing sich aufzulösen

sinedi|art: der moment, als das votivbild anfing sich aufzulösen

Vo·tiv·bild / Votívbild/
Substantiv, Neutrum [das]
einem Heiligen aufgrund eines Gelübdes geweihtes Bild (das oft den Anlass seiner Entstehung darstellt)

Votivgaben oder Votive (von mittellateinisch vovere, ‚geloben‘) sind Gegenstände, die aufgrund eines Gelübdes bzw. Verlöbnisses[1] als symbolische Opfer einer überirdischen Macht öffentlich dargebracht werden. Dies geschieht insbesondere für die erfolgte oder gewünschte Rettung aus einer Notlage und häufig an einer kultischen Stätte.

In der katholischen Kirche waren besonders im Barock Votivbilder (Votivtafeln) verbreitet, die die wundersame Errettung aus einer Notsituation darstellten und mit dem schriftlichen Hinweis ex voto (lat. ‚wegen eines Gelübdes‘, von votum, ‚Gelübde‘) versehen waren.

Das zu einer Votivgabe führende Gelübde bezeichnet man als Votation, die das Gelübde ablegende Person als Votanten. Als Votivschatz bezeichnet man sowohl die Gesamtheit der an einem kultischen Ort gesammelten Votivgaben als auch einen archäologischen Fund, der hauptsächlich aus Votivgaben besteht.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Votivgabe


tja - was ist das denn? wenn die strahlkraft allmählich aus dem votivmotiv tropft - die source - als soße - sich verflüchtigt. 

wenn man also in der gnadenkapelle steht - im rücken das gnadenbild des oder der heiligen selbst spürt - und du hörst plötzlich ein knacken - ähnlich dem knacken eines "knackfrosches" - und du blickst dorthin, von wo dieses knackige geräusch kommt: und dann siehst du die bescherung: es ergießt sich etwas, aus dem votivbild heraus: und der anlass des gelübdes entleert sich, verliert an kraft - entäußert sich - ja - übergibt sich geradezu würgend ...

und was übrig bleibt - das ist wie ein zauberstab ohne kraft und saft, ohne jegliche elektromagnetische oder spirituelle wirkung - ohne heiligem feuer - ohne magie - völlig entgeistert - aller zauber beraubt - dahin - zurück bleibt der frame des bildes, das sich nun aus-ge-framingt hat - es hat sich erledigt ...

das ist auch das erschröcknis selbst: diese end-gültigkeit - dieses fallen aller schuppen von den augen: wo ich eben noch eine ganz zarte aureole aus feinsten zerstäubten wölkchen von verdampften lichtmolekülen aller farbnuancen vermuten durfte - bleckt mir nun der angegraut ramponierte und unter abnutzungsreibungen fast glänzende binderfarbenanstrich auf der schnöden nach heutigen maßstäben schlecht verputzten kirchenwand aus dem 9. jahrhundert dahinter entgegen - allem mystischen jäh beraubt.

wenn sich ein schwur - ein gelübde - verflüchtigt - ist das ja wie ein aktiv ausgeführter meineid zusehenden auges, wie die drei finger, die bei einem solchen lügenschwur hinterm rücken nach unten zeigen...

vielleicht hat aber auch das gelübde einfach seinen "zweck" erfüllt: das ab'be bein ist wieder angewachsen - der 50-€uro-schein wiedergefunden - und die oma lebt doch noch - auf die man einfach gesetzt hatte: der votivanlass hat sich einfach vom acker gemacht - hat sich just erledigt ...

und ich hielt stand - standhaft habe dieses geschaute phänomen verschwiegen: dem küster, der just den lachsfarbenen tulpen auf dem altar neues wasser gab - und auch der zugehfrau, die mit einem baumwolllappen die gesangbücher entstaubte ...

wenn ihr so etwas mitbekommen wollt - müsst ihr die augen und ohren schon mal offenhalten: bindungen - liebe - ein hingezogensein - tiefe verehrung - auch das alles hat mal ein ende: schnipp-schnapp ...

auch votivgaben können irgendwann entsorgt werden - zumindest sollte aber zuvor der stiftername unkenntlich gemacht werden: durch umdrehen der votivgabe - durch löschen des ewigen begleitenden lichts - durch kratzen mit der eisenbürste auf dem weichen 989-er silber ...

vergelt's gott - und sei getrost: gott wohnt nicht (mehr) in mauern ...


übrigens: alle briten können dieses phänomen beim sogenannten "brexit" nun im weltlichen politicum verfolgen: wenn sich nur scheinbar etwas erledigt hat - und man statt identität zu gewinnen, spürt, dass identität verlorengeht, sich abzieht ... - aber ich schwafele schon wieder ganz unbritisch ...

anja niedringhaus - bilderkriegerin

Ausdrucksstarke Bilder von Anja Niedringhaus:

Zivilisten auf der Flucht (Basra, Irak,  2003)

Razzia in Bagdad (Irak,  2004)



Zum fünften Jahrestag ihrer Ermordung: Anja-Niedringhaus-Ausstellung in Köln


Von Michael Robrecht - WESTFALEN-BLATT

Anlässlich ihres fünften Todestages ehrt das Käthe-Kollwitz-Museum in Köln die Fotografin Anja Niedringhaus (1965-2014). Die Arbeit der Höxteraner Pulitzer-Preisträgerin wird in einer großen Einzelschau gewürdigt.

Die Ausstellung, die an diesem Freitag eröffnet wird, ist eine besondere Auszeichnung zum Jahrestag der am 4. April 2014 in Afghanistan ermordeten damaligen AP-Cheffotografin. Darüber freue sie sich sehr, sie sei sehr bewegt, sagte Heide-Ute Niedringhaus, die Mutter der Journalistin, dem WESTFALEN-BLATT.

Die Kölner Schau ist die erste größere posthume Retrospektive für die weltbekannte Fotoreporterin. Mehr als 80 großformatige Aufnahmen dokumentieren das Werk, das die »Bilderkriegerin« (Ausstellungstitel) schon zu Lebzeiten zur Ikone gemacht habe, teilte ein Museumssprecher mit.

Anja Niedringhaus: sinedi|bearbeitung


Nahezu ein Vierteljahrhundert lang berichtete Anja Niedringhaus von Kriegsschauplätzen in aller Welt: vom Balkan, aus dem Irak und immer wieder aus Afghanistan. Als die Fotografin dort bei einem Reportage-Einsatz am 4. April 2014 im Alter von 48 Jahren von einem Attentäter im Auto erschossen wurde, hinterließ sie ein beeindruckendes Œuvre.

Im Auftrag von Nachrichtenagenturen wie der amerikanischen Associated Press (AP) entstanden legendäre Aufnahmen, die von den weltweit wichtigsten Magazinen und Zeitungen auf den Titelseiten gedruckt wurden und so im kollektiven Gedächtnis verankert sind. Der umfangreiche Nachlass umfasst Bilder aus Kriegs- und Krisenregionen ebenso wie brillante Porträtaufnahmen und Sportfotografien.

Die Kölner Ausstellung zeigt – erstmals durchgängig in Farbe – mehr als 90 großformatige Aufnahmen, darunter 18 Originale aus dem Archiv der Fotografin sowie mehrere handsignierte Abzüge.

Obgleich Anja Niedringhaus lange Jahre von zahlreichen Kriegsschauplätzen berichtete, lehnte sie den Begriff »Kriegsfotografin« für sich ab. Ihre Aufnahmen, die oft unter Lebensgefahr an vorderster Front entstanden, reichen weit über die reine Dokumentation von Ereignissen hinaus – ihre Arbeiten sind Aufrufe zum Frieden. »Sie wollen aufrütteln und mahnen, indem sie uns die Schrecken des Krieges vor Augen führen. Ihre Werke vereinen häufig starke Gegensätze: Sie zeigen einen Moment der Ruhe inmitten des Chaos und tiefe Menschlichkeit inmitten von brutaler Barbarei«, so das Kollwitz-Museum.

Die Tiefe ihres Werkes, darunter viele Sportfotos, beeindruckt Menschen über Kulturkreisgrenzen hinweg. Die Ermordung der Fotografin rief ein weltweites Medienecho hervor, Anja Niedringhaus war Thema in den Nachrichten. »Von der ›New York Times‹ bis hin zu russischen, griechischen und arabischen Medien war der Vorfall auf den Titelseiten zu lesen, Regierungen und Prominente aus aller Welt kondolierten«, sagt ihre Mutter Heide-Ute Niedringhaus, die in ihrem privaten Archiv in Höxter viele Beiträge gesammelt hat.

Unter ihren Kolleginnen gilt Anja Niedringhaus als Wegbereiterin in einem Beruf, in dem bis heute der Frauenanteil verschwindend gering ist. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2005 den ersten Pulitzer-Preis für eine deutsche Fotografin.

Die Kölner Ausstellung wird von Sonya Winterberg kuratiert, die Anja Niedringhaus persönlich kannte. Mit Unterstützung der Erben konnte die Kuratorin auf das in seinem Originalzustand bewahrte Archiv der Fotografin zurückgreifen. Es dokumentiert das gesamte Schaffen von Anja Niedringhaus und bietet die einmalige Möglichkeit, ihr Lebenswerk auch jenseits der bekannten Bilder aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auf dieser Grundlage bereitet Sonya Winterberg in Kooperation mit Ziegler Film und im Auftrag des ZDF eine Verfilmung des Lebens der Fotografin vor. Außerdem soll eine Biografie mit Werkverzeichnis erscheinen.

Bei der Medienpräsentation der »Bilderkriegerin« am Donnerstag sind außer Heide-Ute Niedringhaus auch Anjas Schwester Elke Niedringhaus-Haasper und die Fotografin Kathy Gannon, AP Senior Correspondent Pakistan/Afghanistan, Kollegin und Freundin von Anja Niedringhaus, die den Anschlag mit ihr im Auto schwer verletzt überlebte, dabei.

Noch bis zum 10. Juni läuft, wie berichtet, eine weitere Ausstellung über Kriegsfotografinnen im Museum Kunstpalast in Düsseldorf. Auch dort werden viele Niedringhaus-Fotos gezeigt. In Höxter ist das Forum Anja Niedringhaus im historischen Tilly-Haus im Aufbau. Dafür hat sich ein Verein für journalistische und künstlerische Fotografie gegründet.

Bettelnde Frauen in Kandahar  (Afghanistan, 2014)
Junge mit Spielzeugwaffe (Kabul, Afghanistan,  2009) 
Fotos: Anja Niedringhaus

WESTFALEN-BLATT - Mittwoch, 27.3.1019 - S. 7 - Kultur


"bilderkriegerin" - im erste moment denke ich: ein "unmöglicher" titel für diese eindringliche ausstellung. doch wenn man den begriff einige male hin und her gewälzt hat, bleibt genau dieser wohl gewollte und gemeinte eindruck haftem: mit bildern kann man keinen krieg führen - aber bilder zeigen in ihrer dokumentationsqualität den schrecken und das blut des krieges - und bilder sagen ja mehr als 1000 worte.

anja niedringhaus hat diese photos vom krieg gemacht, um abzuschrecken, um zu warnen, um zum frieden und zur umkehr aufzurufen. und in jedem bild bleibt einem der kriegsjubel und die kampfesanfeuerungen im halse stecken - die meisten bilder zeigen auch das sinnlose, das verzweifelte, die depression und die blanke not um das eigene leben ...

anja niedringhaus schaftte es, immer im richtigen moment auf den azslöser zu drücken: ja - sie "knipste" nicht, sondern sie erzählte geschichten in ihren photographien: der auslösemoment hatte ja jeweils eine vorgechichte und danach einen abspann: manchmal blutbesudelt, manchmal verzweifelt, manchmal tränenreich - und manchmal mit einem lächeln im knopfloch ...

der mörder von anja niedringhaus wusste gar nicht, wen er da vor sich hatte - es war für ihn einfach ein racheakt dafür, dass flieger sein dorf bombardiert und beschossen hatten - und hier fuhren nun zwei "weiße" frauen ganz ungeschützt an seinem "kontrollpunkt" vorbei: zur falschen zeit - am falschen ort - im krieg ersterben als erstes die vernunft und die nächstenliebe.

zunächst war der mörder zum tode verurteilt worden - doch die familie der photographin intervenierte bei der kabuler regierung dagegen - so dass er jetzt in einem revisionsverfahren zu 20 jahre haft verurteilt wurde.

und die familie hatte interveniert, weil eine todesstrafe wohl nie im sinne der ermordeten gewesen wäre - anja niedringhaus lebte als kriegsreporterin mit dem motto: "mit panzern löst man keine probleme" ... - und mit der todesstrafe auch nicht - und so hat der mörder ja viel länger zeit, nachzudenken ...

ich habe mir überlegt, wie ich hier die im 'westfalen-blatt' abgedruckten bilder aus der niedringhaus-ausstellung am besten anzeige - und dachte zu anfang, sie auf kleine schautafel-attrappen zu platzieren - doch dann habe ich dieses ansinnen rasch wieder verworfen: ganz schlicht, ohne rahmen und ohne weitere bearbeitung - so wie sie sind sollen sie hier stehen ...: anja niedringhaus' photos eignen sich nicht dazu, extra mit lametta "präsentiert" zu werden ...

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KATALOG ZUR AUSSTELLUNG


Anja Niedringhaus - Bilderkriegerin. 
Wienand-Verlag, Köln 2019
Hg. von Hannelore Fischer für das Käthe Kollwitz Museum Köln

Mit Beiträgen v. Sonya und Yury Winterberg, Minka Nijhuis, Michael Kamber, u.a.
144 Seiten, 111 farbige Abb.,
27 x 22 cm, Hardcover,
deutsch/englisch

Erhältlich auch im Museumsshop
Preis: 22,00 €

Dora ist endlich zurück

Der niederländische Kunstdetektiv Arthur Brand posiert hier mit Pablo Picassos „Portrait of Dora Maar - Buste de Femme“ in seinem Haus in Amsterdam. Foto: Credit Agence France-Presse - Getty Images - New York Times



Gestohlenes Picasso-Gemälde wurde in Amsterdam geborgen

Von Nina Siegal | New York Times



AMSTERDAM - Ein Ermittler für Kunstverbrechen in den Niederlanden gab jetzt bekannt, er habe Pablo Picassos 1938 fertiggestelltes Gemälde "Portrait of Dora Maar - Buste de Femme" "gefunden", das 1999 von der Yacht seines saudi-arabischen Besitzers in Südfrankreich gestohlen wurde. Sein Wert wird heute auf 25 Mio. €uro geschätzt.

Arthur Brand, ein unabhängiger Kunstdetektiv mit Sitz in Amsterdam, habe das Gemälde vor zwei Wochen an eine Versicherungsgesellschaft übergeben, sagte er. Herr Brand hatte seit 2015 versucht, das Picasso-Gemälde aufzuspüren, aber alle seine Spuren gingen nirgendwo.

Anfang dieses Monats wurde er von „zwei Personen mit guten Kontakten in die Unterwelt“ kontaktiert, die sagten, das Gemälde sei in den Niederlanden.

"Sie sagten mir: 'Es liegt in der Hand eines Geschäftsmannes, der es als Bezahlung erhalten hat, und er weiß nicht, was er damit anfangen soll'", sagte Mr. Brand in einem Interview. "Ich habe mit den beiden Jungs gesprochen und wir haben dann einen Plan ausgeheckt, um es  zu bekommen."

Die beiden Kontaktpersonen, deren Namen Herr Brand nicht nennen wollte, stellten das Gemälde in zwei Plastikmüllsäcken bei Herrn Brand in Amsterdam ab, so sagte er. "Sie haben es direkt an meine Tür geliefert."

Pablo Picasso 1938: „Portrait of Dora Maar - Buste de Femme“ - sinedi-repro nach einem foto



Mr. Brand sagte, man hätte einen Schluck auf das Bild getrunken und danach den Picasso an die Wand gehängt. "Der Drang war zu groß - ich konnte da nicht widerstehen", sagte er. Am nächsten Tag flog ein Picasso-Spezialist aus der Pace Gallery in New York in die Niederlande, um das Gemälde zu überprüfen auf seine Echtheit, sagt Brand. (Der Sprecher von Pace lehnte dazu einen Kommentar ab.)

Herr Brand übergab das Gemälde dann einem ehemaligen britischen Detektiv, namens Dick Ellis, dem Begründer des Kunst- und Antiquitätenkommissariats von Scotland Yard, der jetzt Vertreter einer Versicherungsgesellschaft ist, die Mr. Brand jedoch nicht nennen wollte. Herr Ellis bestätigte gegenüber Agence France Presse (afp): "Es besteht kein Zweifel, dass dies der gestohlene Picasso ist."

Die Frau auf dem Picasso-Porträt, Mme. Dora Maar, war eine französische Fotografin, Malerin, Dichterin und eine der Liebhaberinnen des Künstlers. Er porträtierte sie in vielen Gemälden und Zeichnungen. Dieses 1938 gemalte Porträt war offenbar eines seiner Favoriten, das er bis zu seinem Tod in seiner Privatsammlung aufbewahrte.

Herr Brand sagte jetzt, dies sei ein Teil des Grundes, dass es schwierig gewesen sei, es zu beschreiben und zu identifizieren. "Es wurde fast nie veröffentlicht, es gab fast keine Bilder davon und es war noch nie in einem Museum", sagt er. Er selbst habe für seine "Fahndung" nur ein schlechtes zerknittertes Photo besessen. "Picasso ist einer der Künstler, deren Werke am meisten gestohlenen werden."

Der Besitzer war 1999 ein saudi-arabischer Milliardär, Sheikh Abdul Mohsen, der das Bild auf seiner Luxusyacht im französischen Antibes hatte, als es gestohlen wurde. Der Scheich soll damals 4 Mio. €uro für die "Buste" bezahlt haben. Herr Brand sagte, es sei wahrscheinlich in die Niederlande als "Zahlung für Drogen oder Waffengeschäfte" gekommen.

Herr Brand meint ganz bescheiden, dass er wahrscheinlich keine Zahlung für die Wiederbeschaffung des Kunstwerks erhalten werde: "Damals - direkt nach dem Diebstahl - gab es eine Belohnung von 400.000 Euro - aber ich weiß nicht, ob die Belohnung auch jetzt noch ausbezahlt wird - der Raub ist juristisch längst verjährt", meint er. "Wenn es eine Belohnung gibt, sollte sie aber nicht an ihn, sondern an die Leute gehen, die es ihm gebracht haben. Meine Belohnung war, einen Picasso für eine Nacht an meiner Wand zu haben. Ich kann sagen, es war großartig.“

(Der Text aus der NYT wurde mit Google-Translator automatisch ins Deutsche übersetzt - bearbeitet - und mit Infos aus einem WESTFALEN-BLATT-DPA-Artikel ergänzt...)




Ein Literaturhinweis von mehreren: James Lord: Picasso und Dora Maar: eine persönliche Erinnerung. Aus dem Amerikanischen übers. von Astrid von dem Borne und Irmengard Maria Gabler - München: Matthes und Seitz, 1994. 414 S. 


ja - es ist wahrscheinlich kompliziert, gestohlenes diebesgut mit dieser "provenienz" wieder "an den mann - an die frau" zu bringen. das geht dann über einige halbseidene mittelsmänner* oder ...frauen und hin und her - und im kopf werden die summen zusammengezählt, damit keine schriftstücke auftauchen oder irgendwo liegenbleiben - und dann läuft so etwas wahrscheinlich übers "darknet" und über "bitcoins" - und alles weitere übers telefon - so dass höchstens noch nsa weiß, was da wirklich lief - und wer was wem wann schuldet und überweisen muss - ohne quittung - versteht sich - auf gutdünken und "vertrauen" ...

hoffentlich ist es nun wirklich das echte kunstwerk, das ja immerhin 20 jahre unterwegs war - und nun in alten mülltüten übergeben wurde... da war wohl nichts mit weißen galerie-baumwollhandschuhen mit noppen - aber wenigstens hat man ja einen schluck "oude genever" zu sich genommen bei der übergabe - prost - und chuat choan - und nix für ungut

dorthin alessandro -

photo|bearbeitung: sinedi - nach einem foto von dpa/daniel dal zennaro/ANSA/dpa






Ales­san­dro Mi­che­le, 47  
Der Rö­mer wur­de 2015 zum Chef­de­si­gner von Guc­ci er­nannt und führ­te die Lu­xus­mar­ke mit sei­nem Mix aus Far­ben, Mus­tern und Sti­len zu gro­ßem Er­folg 

Was mich in­spi­riert und was ich in mei­nen Kol­lek­tio­nen zi­tie­re, kann ei­nen Tag alt sein oder 100 Jah­re - für mich ist et­was in dem Mo­ment ak­tu­ell, wenn es vor mei­nen Au­gen auf­taucht. Die Ver­gan­gen­heit im­mer wie­der zu über­ar­bei­ten ist für mich eine Mög­lich­keit, Klei­dungs­stü­cke nicht zu tri­via­li­sie­ren und nicht über die Saum­län­ge zu be­mes­sen. Was mich ei­gent­lich in­ter­es­siert, ist das Er­zäh­len ei­ner Ge­schich­te. Wenn je­mand Frag­men­te an­de­rer Ge­schich­ten dar­in sieht, ist das auch okay. Ich muss mich nicht recht­fer­ti­gen. Ich ko­pie­re nicht, um eine Ko­pie zu er­schaf­fen, son­dern ich zi­tie­re et­was und set­ze es zu et­was Neu­em zu­sam­men. alessandro michele 
sinedi


aus: S-Magazin - Das Stilmagazin des SPIEGEL - 1/2019 -  März 2019: "Was Ist authentisch?- Eine Frage, vier Antworten"

KARL  LAGERFELD  WAR  GESTERN - 
ALESSANDRO  MICHELE  IST  HEUTE


Gucci- Organzaseiden-Glockenärmelkleid mit Straußenfedern (39.000 $) und Löwenkopf-Lederhalsband (950 $) - Designed by Alessandro Michele - Foto von Michal Chelbin. Von Jay Massacret gestaltet - NYT - T-Magazine 12.10.2018





und meine inspirationen zum "weg dorthin/hindurch" ...






david hockney im atelier - foto: pace gallery
david hockney hat's auch mit dem "weg" als motiv - 
auf allen abbildungen - alt, älter & neu - eine
umsetzung meines wahlspruches: der weg dorthin -
ist der weg hindurch ...

also - mit diesen sätzen vom gucci-alessandro-michele bin ich sehr gut bedient - mit denen kann ich leben: »was mich ei­gent­lich in­ter­es­siert, ist das er­zäh­len ei­ner ge­schich­te. wenn je­mand frag­men­te an­de­rer ge­schich­ten dar­in sieht, ist das auch okay. ich muss mich nicht recht­fer­ti­gen. ich ko­pie­re nicht, um eine ko­pie zu er­schaf­fen, son­dern ich zi­tie­re et­was und set­ze es zu et­was neu­em zu­sam­men.
das ist auch mein gestaltungsprinzip: nicht suchen - aber finden - nicht hinterherlaufen - aber auf sich zukommen lassen - taxieren - fixieren - filtern - färben - drehen & wenden - umspulen - abrollen - weitwurf, weitsprung, aufrollen: ist es nicht wunderbar: wenn das neue dann unter deinen nägeln knistert, das es das pustende summen des pc-frischluftventilators übertönt: zumindest für diese einzigartigen "tausendstelmomente"...

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dopinggefahr für alle

Foto: corbis


Bluttest in der Schwangerschaft

Eine umstrittene Entscheidung

Hat ein Ungeborenes das Downsyndrom? Ein Bluttest für werdende Mütter soll Kassenleistung werden – aber nur für Risikoschwangere.

Von BARBARA DRIBBUSCH | taz
Redakteurin für Soziales und Gesellschaft im Inlandsressort

BERLIN taz | Vor fünf Minuten hat Lisa-Marie P. unterschrieben, vor sieben Minuten Tina S., vor einer Stunde Tim S. Sie unterschreiben die Internetpetition „Menschen mit Down-Syndrom sollen nicht aussortiert werden“. Mehr als 1.500 Leute haben schon unterzeichnet.

Die 20-jährige Natalie De­dreux, die selbst das Downsyndrom hat, startete die Petition. Sie fordert, wie andere Aufrufe auch, dass ein umstrittener Bluttest bei Schwangeren zur Dia­gnose des Downsyndroms keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen werden soll.

Sebastian Urbanski - click here


Der Gemeinsame Bundesausschuss G-BA, in dem Vertreter der Ärzte und Krankenkassen sitzen, beriet am Freitag genau darüber – ob nämlich die sogenannte nichtinvasive Pränataldiagnostik (NIPT) bei Risikoschwangerschaften künftig von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden soll. Nach den Beratungen leitete der Bundesausschuss am Freitag formell das sogenannte Stellungnahmeverfahren zu den geplanten Anwendungsmöglichkeiten des Tests ein.

Wissenschaftliche Fachgesellschaften, die Bundesärztekammer, der Deutsche Ethikrat, die Gendiagnostik-Kommission und zahlreiche weitere Organisationen seien nun aufgefordert, die vorgesehenen Änderungen der Mutterschaftsrichtlinien fachlich zu prüfen, hieß es in der am Freitag veröffentlichten Erklärung des G-BA.

Angesichts der Risiken der bisherigen ­kassenfinanzierten invasiven Untersuchungen sehe der G-BA eine „Anerkennung der NIPT“ als „im Einzelfall mögliche Leistung im Rahmen der Schwangerenbetreuung als medizinisch begründet an“, sagte Josef Hecken, Vorsitzender der G-BA, am Freitag. Es gehe „ausdrücklich um die Anwendung des Tests bei Schwangerschaften mit besonderen Risiken“ und „nicht um eine Reihenuntersuchung aller Schwangeren“. Ein ausschließlich statistisch begründetes Risiko der Trisomie 21, also des Downsyndroms, ­beispielsweise aufgrund des Alters der Schwangeren, sei nicht ausreichend, um den Test zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung in Anspruch nehmen zu können, hieß es in der weiteren Erklärung des Ausschusses.

Der Test, auch Praena-Test genannt, wird bisher schon in Praxen der Frauenärzte angeboten, wenn Schwangere dies wünschen. Er muss allerdings von den Frauen privat bezahlt werden und kostet ab 130 Euro aufwärts, je nach Umfang.

Verbände befürchten, dass durch den kassenfinanzierten Bluttest Feten künftig noch stärker schon vor der Geburt „aussortiert“ werden könnten. „Die grundsätzliche Position der Lebenshilfe ist, dass der Test nicht zu einer Kassenleistung werden sollte“, erklärte Peer Brocke, Sprecher der Bundesvereinigung Lebenshilfe, im Gespräch mit der taz. Allerdings gebe es Stimmen innerhalb der Lebenshilfe, die den Bluttest bei Risikoschwangeren als Kassenleistung nicht ablehnen würden, so Brocke.

Vor allem fürchtet man einen wachsenden Rechtfertigungsdruck auf Familien mit behinderten Kindern, sollten die Bluttests eine verbreitete Vorsorgemaßnahme werden. Diese Eltern „werden auf der Straße oder beim Einkaufen ganz regelmäßig gefragt, ob sie ‚es‘ denn nicht gewusst hätten. Klares Si­gnal dafür, dass zum einen die Diagnose einer Trisomie-21-Behinderung vor der Geburt eigentlich selbstverständlich ist und als Konsequenz daraus ‚selbstverständlich‘ ein Schwangerschaftsabbruch erwartet wird“, heißt es in einer Stellungnahme der Lebenshilfe.

Kein unmittelbares Risiko für den Fetus

Dies kann auch Heike Meyer-Rotsch bestätigen, Vorsitzende des Vereins downsyndromberlin e.V. und Mutter eines Jungen mit Downsyndrom. Der „Rechtfertigungsdruck“, den Eltern eines Kindes mit Trisomie 21 jetzt schon verspürten, würde „noch verstärkt, wenn der Test Kassenleistung wird“, sagte sie der taz.

Überall, auf Spielplätzen etwa, würden die Eltern mit der Frage konfrontiert, ob sie von der Behinderung nicht vorher hätten wissen können. „Dahinter steckt doch die Frage: Wäre es nicht besser, dein Kind wäre tot?“, so Meyer-Rotsch. Der Verein ist grundsätzlich dagegen, dass der Bluttest Kassenleistung wird.

Natalie Dedreux erklärt in ihrer Petition: „Mein Leben mit Downsyndrom ist cool. Aber ich habe Angst, dass es weniger Menschen mit Downsyndrom geben wird, wegen dem Bluttest.“

Hecken hatte zuvor schon in einem Interview mit dem Nachrichtendienst epd betont, der Test sei vor allem eine „Alternative zu bestehenden Untersuchungsmethoden, die mit großen Risiken für Mutter und Kind behaftet sind“. Das Downsyndrom konnte man vor Einführung des Tests 2012 in der vorgeburtlichen Diagnostik nur durch die Chorionzottenbiopsie oder durch die Amniozentese, die Fruchtwasseruntersuchung, diagnostizieren.

Dabei kann der Fetus aber geschädigt werden. Bei 0,5 bis 1 Prozent der Schwangerschaften kam es dadurch zu Komplikationen für den Fetus, bis hin zur Fehlgeburt. Beim Bluttest wird nur Blut von der Mutter entnommen, ohne unmittelbares Risiko für den Fetus. Allerdings gibt es dabei auch falsch positive und falsch negative Ergebnisse.

Verbände befürchten,
dass durch den kassenfinanzierten
Bluttest Feten künftig noch stärker
schon vor der Geburt
„aussortiert“ werden könnten

Gefahr eines „subtilen gesellschaftlichen Drucks“

Hecken berichtete, viele Frauen und Paare, selbst wenn sie wenig Einkommen hätten, bezahlten den Test schon heute aus eigener Tasche.
Er sehe aber auch die Gefahr, dass es einen „subtilen gesellschaftlichen Druck zu einem Screening“ geben werde und dass „Eltern behinderter Kinder gefragt werden: Wieso habt ihr den Test nicht gemacht?“
Der Gemeinsame Bundesausschuss habe das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen beauftragt, eine Versicherteninformation zu dem Thema zu erarbeiten. Darin, so Hecken, müsse „alles zur Sprache kommen, was auch in einer Schwangerschaftskonfliktberatung gesagt wird: Was ist eine Trisomie, welche Hilfen gibt es für das Kind und die Eltern, welche Einschränkungen kann das Kind haben, welche nicht?“ Auch die Frage: „Will man testen lassen?“

Wenn die Stellungnahme vorliegt, will der G-BA voraussichtlich im August 2019 abschließend entscheiden. Ein Gesetzesverfahren gibt es dazu nicht. Im Bundestag ist aber im April eine „Orientierungsdebatte“ zu dem Thema geplant.

🔴 DAS UNGEBORENE IM TEST 
Der Bluttest 
Seit 2012 gibt es den NIPT-Bluttest zur Bestimmung des Risikos von Trisomie 21 (Downsyndrom), Trisomie 13 und Trisomie 18. Dabei wird das Blut der Mutter getestet. Die Tests werden bisher von den Schwangeren privat bezahlt und kosten ab 130 Euro aufwärts. Die Kassen zahlen bisher nur andere Gentests, die Fruchtwasseruntersuchung und die Chorionzottenbiopsie, die als risikoreicher für den Fetus gelten. 
Was sind die Folgen? 
Behindertenverbände beobachten, dass es immer weniger Kinder mit Downsyndrom gibt, wohl auch infolge der verbesserten Diagnostik. Genaue Zahlen gibt es aber nicht.

zum thema click here 


ja - die restriktive erblehre aus der nazizeit, die eugenik, zieht weiter ohn unterlass ihre bahnen - und die genforscher haben ethische und moralische selbsteinschränkungen längst mal wieder verlassen. 

es gelingt ihnen jetzt sogar per einfachem risikolosem bluttest eine trisomie 21 oder 18 usw. zu diagnostizieren - behaftet allerdings mit einer fehlerhaftigkeit von ca. 20 % - also jede 5. entsprechende diagnose ist einfach falsch! - und dabei geht es ihnen ja nicht darum, bestehende "krankheiten" zu besiegen - denn das bringt ja keine kohle - nein, es geht ihnen darum gegen knete, versteht sich, möglichst massenhaft in allumfassenden reihenuntersuchungen der schwangeren, die ihre leibesfrucht überhaupt auch austragen wollen, durchzuchecken und auszusortieren (in deutschland werden trotz funktionierender verhütungsmittel ca. 100.000 (einhunderttausend) embryonen pro jahr ohne vorherige "tauglichkeitsuntersuchung" abgetrieben): also die "schlechten" bereits im werden ins kröpfchen, und die guten ins töpfchen - wie beim "aschenputtel" im märchen - und am besten direkt beim gynäkologen auf dem hof - ähnlich wie bis in die 60er jahre mit dem tbc-röntgenbus auf dem schulhof zur durchleuchtung aller lungen der schulkinder - wobei es dort wenigstens noch um eine volkskrankheit ging, die heute hier bei den deutschen als reise-weltmeister wieder gehäuft auftritt ...

auf alle fälle geht es wie bei den nazis wieder mehr oder weniger um einen "gesunden volkskörper" mit gesunden vererbbaren genen ... - und was gesund und vererbbar ist bestimmt die ethik- und buchhaltungskommission der genetiker mit dem blick auf das eigene bankkonto - das bestimmt nicht mehr der zufall bei atheisten oder der liebe gott bzw. allah bei christen und muslimen und juden.

und während wir uns noch mit dem vermeintlichen test- und versuchsballon "nipt" ethisch-moralisch echauffieren oder einfach mal so hinnehmen und in unser "gesundes" menschenbild wie selbstverständlich einbauen und das down-syndrom bereits aussortiert haben, geht es mittlerweile schon viel weiter - immer weiter: die gen-schere "crispr" macht designerbabys in vielerlei weitergehender hinsicht bereits zur realität. 

und nun gerät der umgang mit diesem werkzeug außer kontrolle und die genetiker-entdecker dieses instruments bekommen nun das ethische muffensausen: es droht nämlich die absolute optimierung von individuen auf kosten all jener, denen diese technologie (noch) nicht zur verfügung steht. 

kinder, die vorab "verbessert" zur welt kommen und beispielsweise angeblich ein äußerst geringes bis gar kein risiko haben, an diabetes, brustkrebs oder schizophrenie zu erkranken. kinder, die klüger, stärker, schneller sind - also genetisches massendoping zur ausbeutung und benutzung für die "wirtschaft" -- "genetische erweiterungen könnten menschen sogar in verschiedene unterarten teilen", mahnen plötzlich diese alarm-autoren [click here - & here], denen nun vielleicht sogar tatsächlich das geldzählen im halse steckenbleibt.

weltweites doping in jeder hinsicht - ein ungeheurer markt und eine tatsächliche veränderung zum untergang - aber die blagen der silicon-valley eltern werden noch brav zur waldorfschule geschickt ...

es ist erst 90 - 70 jahre her, als die nazis hand in hand mit den eugenikern und psychiatern und der "gleichgeschalteten" justiz bis zu 300.000 menschen ermordeten und eine ungleich höhere anzahl zwangssterilisierten, weil sie nicht in ihr strammes gesundes schneidiges völkisches weltbild passten: nämlich "flink wie windhunde - zäh wie leder - hart wie kruppstahl" zu sein - wie adolf hitler das mit seinen schrecklich schlechten zähnen für das ganze volk - wenigstens schon mal für die jugend - hartnäckig zackig einforderte ...

und auch heute geht es wieder um den besseren, leistungsstarken, allseits fitten menschen, an dem das "volk", und das "christliche abendland" und die "weiße rasse" gesunden soll ... - menschen-zuchtanstalten wie der "lebensborn" sind da gar nicht mehr so fern - und man arbeitet schon daran ...

leider meint man trotz allem genetischen wissen, dass glaubensbekenntnisse und taufen immer noch einhergingen mit einer veränderung des jeweiligen menschlichen erbgutes - dem ist nicht so: selbst ein südafrikanischer schwarzer muslim kann mir im notfall blut spenden, und auch meinen und seinen oder ihren potentiellen nachkommen wird das nichts ausmachen: das ist keine "rassenschande" ...

schatz - ich bin gleich beim aldi ...



ich frage mich, was sind die narrative - welche geschichten werden heute erzählt und geschrieben und weitergemailt - wenn selbst direkt 10 cm unter dem radarschirm alles abgehört und wort für wort mitprotokolliert wird ...

"schatz - ich bin jetzt gleich beim aldi - ich bin in 10 minuten bei dir - soll ich dir noch mal etwas von der wurst mitbringen, die dir neulich so gut geschmeckt hat?" - das flötete eine junge dame - vielleicht 24 - in ihr smartphone - auf dem parkplatz neben uns.

und ihr "schatz" hat somit einen weiteren baustein eines ziemlich lückenlosen bewegungsprofils von ihr - und auch wenn sie sich nicht melden würde - hätte er bestimmt (heimlich?) eine überwachungs-app installiert, die ihm ihr agieren in allen einzelheiten direkt auf sein laptop übermitteln würde: "ja und? - wir haben doch keine heimlichkeiten voreinander"...

ich meine - wo bleibt bei einem solchen minutiös getimeten und durchkomponierten und ständig in echtzeit weitergeleiteten sosein noch platz für irgendeine "geschichte" - für eine ureigene story - eine begebenheit - ein telling - und wenn es anfangs nur das gezwitscher eines meisenpärchens wäre... - oder der junge mann, der bei 9° außentemperatur nur noch eine knielang flatternde jogginghose mit einem t-shirt trägt - und trotzdem ganz gut drauf ist oder wenigstens so tut - und anscheinend gar nicht friert - und der auch nicht vor kälte mit seinen zähnen knirscht, wie das manche unter diesen umständen ja tun würden.

wovon träumt diese junge frau nachts: vom gang auf dem parkplatz in den aldi und dort zu der dose süßen mais oder zu den roten bohnen ... und weiß sie vom kaliumgehalt dieser konservendoseninhalte?

kennt eine solche frau außer dem "sekundentakt" von grönemeyer (oder ist das schon wieder eine nummer zu groß?) noch irgendwelche lieder oder liedtexte ... - sieht sie die neubau-"allee" mit den jungen bäumchen links und rechts - über und über voller rosa blüten - und sieht sie den fischreiher emporschwingen hinten in der wiese am weiher???

erzählen ihr die kolleginnen "auf arbeit" manchmal begebenheiten - geschichten von sich, den eltern, den kindern, von verwandten ??? - von der tüddeligen oma von nebenan - und erzählt sie ihrem "schatz" gleich davon???

oder hängen sie mit in dieser youtube-influencer-welt rum, wo zwei „influencer“ namens bekir und bahar aneinandergerieten, und die sich zuvor über wochen in videos beleidigt hatten - aufs "schärfste" - verstehste? die hatten auch etliche andere „influencer“ beleidigt, und für einen kleinen teil dieser szene gehört das ja dazu. vielleicht erzählen sie sich ja, dass da sätze gefallen sind wie „meine livestreams sind sehr viel besser als alle deine livestreams zusammen“ oder „ich ficke deine videos“. was natürlich schlimm ist - und ein gespräch mit vollem mund mit der wurst vom aldi natürlich so richtig in gang bringt, denn bekir zum beispiel hatte vor bahar schon mit jounes auf instagram echt streit - eeeiii... - und bumms - da fällt doch in china der sack reis um ... 

ja - und für was sollen solche geschichten denn gut sein - ich meine, die zeit wo wir aufsätze schreiben mussten ist ja zum glück vorbei - aber um heute mittag zur autobahnauffahrt zu gelangen musste man die "u 10" nehmen, direkt am alten krankenhaus vorbei, wo deine mutter damals...